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Die Frau aus Alexandria

Die Frau aus Alexandria

Titel: Die Frau aus Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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lässt sich noch nicht sagen«, gab Pitt zur Antwort. »Glaub nicht, dass ich das aus Diskretion sage – ich weiß es wirklich nicht.« Er schob die Hände in die Taschen, was Jack nie im Leben getan hätte. Eine solche Misshandlung von Kleidungsstücken war ihm in tiefster Seele zuwider. Schon in ganz jungen Jahren war er betont elegant aufgetreten und achtete beinahe stutzerhaft auf sein Äußeres.
    »Ich wollte, ich könnte dir helfen«, sagte Jack, als müsse er sich entschuldigen. »Nach allem, was ich gehört habe, ist doch lachhaft, was man ihm zur Last legt.«
    Ein schwarz-weißes Hündchen jagte herum und wedelte aufgeregt mit dem Schwanz. Es schien weder zu dem Liebespärchen zu gehören, das nahe einer Baumgruppe turtelte, noch zu dem Kindermädchen in gestärkter Schwesterntracht, das einen Kinderwagen über den Parkweg schob. Die Sonnenstrahlen spielten auf den blonden Haaren, die sich unter ihrem weißen Häubchen hervorstahlen.
    Pitt bückte sich, nahm ein Stück Holz auf und schleuderte es fort, so weit er konnte. Wild bellend jagte ihm der Hund nach.
    »Warst du mit Lovat bekannt?«, fragte er.
    Jack warf ihm einen Seitenblick zu und sagte mit unglücklicher Miene: »Nicht besonders gut.«
    Pitt konnte es sich nicht leisten, ihn so leicht davonkommen zu lassen. »Man hat den Mann ermordet, Jack. Ich würde dich nicht fragen, wenn es nicht wichtig wäre.«
    Jack sah ihn verblüfft an. »Wieso interessiert sich der Sicherheitsdienst überhaupt dafür?«, fragte er misstrauisch. »Ist an den Spekulationen über Ryerson etwa doch was dran? Ich dachte, die Zeitungsfritzen hätten sich das alles aus den Fingern gesogen.«
    »Ob etwas daran ist, weiß ich nicht«, gab Pitt zurück. »Ich versuche, es in Erfahrung zu bringen, und das möglichst, bevor diese Burschen dahinterkommen. Also – warst du mit Lovat bekannt? Bitte ohne das übliche ›über Tote nur Gutes‹.«
    Jacks Mundwinkel strafften sich, und er richtete den Blick in die Ferne.
    Der Hund kam hechelnd zurückgerannt, ließ das Stück Holz vor Pitts Füße fallen und sprang vor ihm auf und ab, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
    Pitt bückte sich noch einmal, hob es auf und warf es erneut weit fort. Mit fliegenden Ohren und abstehender Rute hetzte der Hund ihm nach.
    »Mit ihm war das so eine Sache«, sagte Jack schließlich. »In gewisser Hinsicht könnte man sagen, dass er der ideale Kandidat dafür war, ermordet zu werden. Tut mir trotzdem verdammt Leid, dass es dahin gekommen ist.« Er wandte sich wieder Pitt zu. »Bitte geh in der Sache mit größter Zurückhaltung vor, Thomas. Sie könnte einer ganzen Reihe von Leuten schaden, die das nicht verdient haben. In Bezug auf Frauen war Lovat ein Dreckskerl. Wenn er sich mit Gattinnen von der Art begnügt hätte, die ihrem Mann Kinder geboren haben und sich danach ein bisschen amüsieren wollen, hätte das wohl niemanden groß gestört. Aber er hat sich an junge Frauen herangemacht und ihnen vorgegaukelt, sie aufrichtig zu lieben – solche, die heiraten wollten und für die das auch gut gewesen wäre. Kaum hatte er sie rumgekriegt, hat er sie fallen lassen. Natürlich hat daraufhin alle Welt angenommen, dass sie dabei ihre Tugend verloren hatten, sodass niemand mehr etwas von ihnen wissen wollte.« Er brauchte das Bild nicht weiter auszumalen. Beiden war klar, welches Schicksal eine Frau erwartete, die keinen Ehemann fand.
    »Aber warum nur?«, fragte Pitt. »Wozu einer tugendhaften jungen Frau den Hof machen, wenn man sie nicht heiraten will? Es ist ein grausames Spiel ... und gefährlich. Ich würde ...« Er hielt inne. Einen flüchtigen Augenblick lang wandten sich seine Gedanken der kleinen Jemima zu, die so vertrauensvoll und so empfindsam war. Hätte ein Mann ihr das angetan, Pitt hätte sicherlich den Impuls gehabt, ihn umzubringen. Allerdings nicht, indem er ihn einfach mitten in der Nacht im Garten eines anderen erschoss. Er hätte das Bedürfnis gehabt, ihn zu Brei zu schlagen, das Krachen der Knochen zu spüren, den Aufprall seiner Faust auf das nachgiebige Fleisch, er hätte sehen wollen, dass der Mann litt und begriff, warum ihm das geschah. Wahrscheinlich war das primitiv, und es würde Jemima nicht im Geringsten helfen – sie wüsste dann lediglich, dass sie jemandem unendlich viel bedeutete und mit ihrer Qual nicht allein war. Auf jeden Fall aber würde er damit bewirken, dass dieser Mann sehr viel weniger Lust hätte, derlei noch einmal zu versuchen.
    Er warf rasch einen

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