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Die Frau aus Alexandria

Die Frau aus Alexandria

Titel: Die Frau aus Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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missliebigen Verehrern fertig werden musste. Es fragt sich also, inwiefern sich Lovat von diesen unterschied.«
    Ragnalls Züge verfinsterten sich. Erneut trat eine dunkle Röte auf seine Wangen. Steif sagte er: »Sie haben Recht.« Es kostete ihn sichtlich Überwindung. »Sofern die Frau ihren Lebensunterhalt auf diese Weise verdient, und das war meine Annahme, dürften ihr weit geeignetere Mittel zu Gebote gestanden haben, sich früherer Liebhaber zu entledigen, wenn es darum ging, ihre Lage zu verbessern.«
    »Sie sagen es«, stimmte ihm Pitt aus vollem Herzen zu. Das war der erste Punkt, der zugunsten von Miss Sachari sprach. Er war erstaunt, wie sehr ihn das freute. »Was für ein Mensch war Lovat? Ich erwarte von Ihnen keinen schönfärberischen Nachruf. Nur die Wahrheit kann allen helfen.«
    Ragnall überlegte eine Weile. »Wenn ich ehrlich sein soll, muss ich sagen, dass er ein Schürzenjäger war«, sagte er zögernd.
    Pitt versuchte, die genaue Bedeutung von Ragnalls Äußerung auszuloten. »Heißt dass, er hatte viele Liebschaften? Hat er die Frauen benutzt oder ausgenutzt? Könnte er sich damit Feinde gemacht haben?«
    Ragnall fühlte sich sichtlich unbehaglich. »Ich ... ich weiß es wirklich nicht.«
    »Sie müssen aber doch Ihre Annahme, dass er ein Schürzenjäger war, auf etwas stützen, Sir«, erwiderte Pitt. »Bekanntlich streicht so mancher Mann seine Eroberungen übertrieben heraus, um andere zu beeindrucken. Wenn sich jemand mit solchen Erfolgen brüstet, hat das nicht unbedingt etwas zu bedeuten.«
    Ärger trat auf Ragnalls Gesicht. »Lovat hat sich nicht mit Erfolgen gebrüstet, Mr Pitt. Jedenfalls ist mir in dieser Hinsicht nichts aufgefallen. Was ich gesagt habe, gründet sich auf meine eigenen Beobachtungen und die von Kollegen.«
    »Welche Art Frauen waren das?«, wollte Pitt wissen. »Solche wie Ayesha Sachari?«
    Ragnall schien nicht recht zu wissen, was er darauf antworten sollte. »Meinen Sie Ausländerinnen? Oder ...« Er wollte offenbar das Wort Hure vermeiden, denn es sagte nicht nur etwas über diese Frauen aus, sondern auch über die Männer, die sich ihrer bedienten. »Ich weiß es wirklich nicht«, schloss er abrupt.
    »Ich meine Frauen, die nicht verheiratet sind oder hier in London keine Angehörigen haben«, stellte Pitt klar. »Frauen, die über das übliche Heiratsalter hinaus sind und sich ihren Lebensunterhalt möglicherweise als Geliebte sichern.«
    Ragnall holte tief Luft, als treffe er eine schwere Entscheidung.
    Pitt wartete. Vielleicht war er endlich auf etwas gestoßen, das Ryerson nicht in die Sache hineinzog.
    »Nein«, sagte Ragnall schließlich. »Ich hatte lediglich den Eindruck, als bedeuteten sie ihm nicht unbedingt etwas, und er ... und er hätte nicht die Mittel aufbringen können, eine Mätresse so auszuhalten, wie man sich das ganz allgemein vorstellt.« Er hielt inne, nach wie vor unsicher, ob er sich weiter vorwagen sollte.
    Pitt sah ihn an. »Waren das verheiratete Frauen? Töchter aus achtbaren Familien?«
    Ragnall räusperte sich. »Ja ... mitunter.«
    »Mit wem hat er verkehrt?«, fragte Pitt. »Welchen Klubs hat er angehört? Was waren seine Interessen, welchen Sport hat er getrieben?
Hat er sich am Spieltisch aufgehalten, ist er ins Theater gegangen? Was hat er überhaupt in seiner Freizeit getan?«
    Ragnall zögerte.
    »Sagen Sie bloß nicht, dass Sie es nicht wissen«, mahnte Pitt. »Der Mann stand im diplomatischen Dienst. Sie hätten es sich gar nicht leisten können, seine Gewohnheiten nicht zu kennen, denn das wäre gleichbedeutend mit Unfähigkeit. Also muss Ihnen bekannt sein, mit wem er verkehrt hat, welche Schwierigkeiten er hatte, wie seine finanzielle Lage war.«
    Ragnall hielt den Blick auf seine Hände gerichtet, die auf der Tischplatte lagen. Nach einer Weile sah er erneut zu Pitt auf. »Der Mann ist tot«, sagte er ruhig. »Ich ahne nicht, ob das auf ein bloßes Missgeschick zurückgeht oder er mehr oder weniger selbst dazu beigetragen hat. Seine Arbeit hat er einwandfrei getan. Ich wüsste nicht, dass er anderen Menschen Geld geschuldet hätte oder ihnen auf andere Weise verpflichtet gewesen wäre. Er stammte aus guter Familie und war ein Ehrenmann. Während seiner Dienstzeit im Heer hat er sich tadellos geführt und es zu keiner Zeit an Mut oder Einsatzbereitschaft fehlen lassen. Ich habe ihn nie bei einer Lüge ertappt und kenne auch niemanden, dem er die Unwahrheit gesagt hätte. Er stand jederzeit treu zu seinen Freunden,

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