Die Frau aus dem Jenseits!
Schubert wäre sicherlich zu diesem, tödlich falschen Schluss gekommen.
Nicht so David Buchmann!
Blitzschnell durchschaute er das gefährliche Spiel. Selina hatte diesen Mann geschickt, um ihn, ihren schlimmsten Gegner, auszuschalten!
Hätte Davids Verstand nicht so rasch gearbeitet, wäre er rettungslos verloren gewesen.
Der im Bann des Geistes stehende Mann schlug ansatzlos mit fürchterlicher Gewalt zu.
Der mörderische Hieb hätte David das Genick brechen können, wäre er nicht augenblicklich unter der durch die Luft sausenden Hand weggetaucht.
Für einen Moment wurde der Kriminalmeister aus dem Gleichgewicht gebracht. David nutzte diese kurze Zeitspanne aus.
Er durfte sich auf keinen langen Kampf einlassen, weil der den Kräften eines jungen Mannes nur wenig entgegensetzen konnte. David musste ihn schnell ausschalten.
Peter Bach stolperte, vom eigenen Schwung mitgerissen, zwei kleine Schritte vorwärts.
David duckte sich nicht nur, sondern ließ sich übergangslos in eine Rolle vorwärts fallen, sodass er mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Beine des Polizisten prallte.
Der junge Mann wurde hochgerissen. Er breitete in einer falschen Reaktion die Arme seitlich aus und knallte im nächsten Augenblick mit dem Kopf voran auf den Boden.
Das allein konnte ihn aber noch nicht erledigen. Das Zimmer war mit einem dicken, flauschigen Teppich ausgelegt, der seinen Sturz wesentlich milderte.
Für David entschied die leichte Betäubung des Gegners, die er trotz des Teppichs zeigte, über Leben und Tod. Er vollendete die Rolle, kam pfeilschnell wieder auf die Beine und warf sich auf den Rücken des Polizisten.
Als hätte er es tausendmal geübt, hakte David die Handschellen von Peter Bachs Gürtel, riss die Arme des Polizisten nach hinten und ließ die Stahlfessel um die Handgelenke einschnappen.
Doch auch damit war noch nicht alle Gefahr gebannt. Das musste der Privatdetektiv im nächsten Moment merken. Ein Tritt wie von einem Pferd stieß ihn durch die Luft, dass er gegen die Wand krachte. David glaubte, alle seine Knochen wären zersplittert.
Trotz der auf dem Rücken gefesselten Hände kam Peter Bach hoch und stürzte sich erneut auf David. Der Privatdetektiv hätte einen Schritt zur Seite tun können, doch dann wäre der Polizist ungeschützt mit dem Kopf voran gegen die Wand gerannt. Da der Mann jedoch nicht aus Mordgier sondern unter Zwang handelte, wollte David ihn soweit wie möglich schonen.
Er sprang daher Peter Bach entgegen, ließ sich wieder zu Boden fallen und packte seine Beine. Auch so war der Sturz heftig genug, um den Polizisten zu betäuben. Er rollte schlaff auf die Seite.
David untersuchte ihn besorgt, ob er sich nicht verletzt hatte, konnte nichts finden und atmete erleichtert auf. Rasch trat er an das Fenster, öffnete es und pfiff kurz. Ein anderer von Schuberts Leuten erschien zwischen den Büschen und schaute herauf.
„Ich komme runter!“, rief ihm David zu. „Ich brauche zwei paar Handschellen!“
Als er eine Minute später durch den Haupteingang in den Garten trat, stand der Beamte bereits mit den gewünschten Handschellen bereit. Er stellte keine Fragen, wozu David diese Gegenstände brauchte, der auch keine Erklärung dazu abgab.
Das wollte er mit Kriminalhauptkommissar Schubert persönlich ins Reine bringen, damit Peter Bach keine Nachteile entstanden.
Vorläufig ging es David nur darum, den Mann völlig unschädlich zu machen. Er ging wieder hinauf, schnallte auf die Beine des Kriminalmeisters zusammen und verband ihn schließlich mit der dritten Handschelle im angrenzenden Gästebad mit einer dicken Rohrleitung.
Peter Bach war immer noch ohnmächtig. Wenn er wieder erwachte, würde er sich auch mit Hilfe des Geistes von Selina nicht befreien können.
David konnte zu Aurelius zurückkehren. Als er das Arbeitszimmer betrat, saß der Architekt ruhig auf der Couch und las in einem Buch.
Ein Bild des Friedens!
Und nichts deutete darauf hin, dass sich in diesen Sekunden das Schicksal der Menschen im Haus besiegelte!
24
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„Warum schlafen sie nicht, Herr Buchmann?“, fragte Aurelius und schaute von seinem Buch auf. „Es ist alles ruhig. Wenn sie in meiner Nähe bleiben, genügt ein Ruf von mir und sie können mir zu Hilfe kommen. Ich setze mich in den Sessel und sie legen sich auf die Couch.“
David hob abwehrend die Hände.
„Danke für den Vorschlag, aber ich bleibe lieber wach“, antwortete er und dachte dabei, dass nichts in Ordnung war.
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