Die Frau aus dem Jenseits!
Familienmitglieder zu beruhigen.
Der Privatdetektiv überlegte fieberhaft. Vielleicht war das Experiment mit dem Aschenbecher eine Täuschung, durch die Selina glauben machen wollte, die Menschen wären in dem Haus eingeschlossen.
Vielleicht, so überlegte David weiter, galt für einen Menschen nicht die gleiche geheimnisvolle Kraft, die den Aschenbecher aus dem Nichts wieder zurück auf den Tisch befördert hatte.
Sollte er selbst das Wagnis auf sich nehmen, in das Unbekannte einzutauchen? Wo würde er aus dieser geisterhaften Nebelwand herauskommen? An der Stelle, an der er vorher gestanden hatte? Im Garten des Hauses? Oder würde er gar im Nichts verschollen bleiben?
David biss die Zähne zusammen. Überlegen durfte er nicht, sonst wagte er es auf keinen Fall.
Er musste jedoch den Architekten aus dem Haus herausbringen. Die Isolierung war ein Zeichen, dass Selina ihren ehemaligen Mann hier drinnen endgültig vernichten wollte.
Die Eingangstür schwang unter Davids Druck auf. Der Privatdetektiv fröstelte, als ihm die absolute Schwärze entgegengähnte. Er wurde sich selbst nicht des Schreis bewusst, mit dem er sich hinausstürzte.
Alle Kräfte anspannend sprang er in die Leere!
Sofort fühlte David, wie eine seltsame Verwandlung mit ihm vor sich ging.
Um ihn herum existierte nichts, er war allein. Ganz allein mit sich selbst und seinen Gedanken!
Augenblicklich verlor er jedes Gefühl für Zeit und Raum. Ihm war, als würde er schwerelos im Weltall treiben, jahrelang, jahrhundertelang. Nichts veränderte sich, nichts bewegte sich. Alles stand still!
Es war ein schrecklicher Zustand, ein Zustand des Vacuums. Er fühlte sich verlassen, isoliert.
Eine fürchterliche, urinstinktliche Angst sprang ihn direkt an. Blanke Angst, dass er aus diesem leeren Raum nicht mehr herauskommen würde. Das Leben auf der Welt musste weitergehen, während er im Nichts hing.
Wie lange eigentlich schon?
Was ereignete sich alles in der Zwischenzeit?
Lebte Aurelius noch?
Was unternahm Kriminalhauptkommissar Schubert?
Plötzlich wurde es um ihn herum wieder hell. David schwankte etwas, bis er sich orientieren konnte. Er stand an der Stelle, von welcher er sich aus dem Haus geschnellt hatte. Die Tür war offen, vor sich sah er die Schwärze jenes Raumes, in dem er sich soeben noch befunden hatte.
Schaudernd schlug er die Tür zu und drehte den Kopf zur Wanduhr. Die Zeiger standen noch immer auf zweiundzwanzig Uhr. Der Sekundenzeiger bewegte sich.
Also hatte sein Aufenthalt in der unheimlichen Welt höchstens eine Sekunde gedauert, vielleicht auch weniger.
Fröstelnd wandte sich der Privatdetektiv von der Tür ab.
Ein gewagter Versuch hatte den Beweis erbracht, dass es keine Flucht geben konnte, dass sie die Gefangenen des Hauses waren.
Dieses Gefühl kam ihm bekannt vor. Das Gleiche hatte er in den dunklen Gängen von Schloss Willburg gefühlt. Damals als er mit seinen Freunden von Geistern und Werwölfen verfolgt wurde.
Aber dies hier war kein unheimliches Schloss im Altmühltal. Dies war eine sehr vornehme Villa im noblen Münchner Stadtteil Grünwald.
Aber auch hier befanden sich alle in der Gewalt eines Geistes.
Oder doch nicht? Gab es noch eine Möglichkeit, Hilfe zu holen?
David durchzuckte ein neuer Gedanke, der ihm frischen Mut verlieh.
Der Geist von Selina war imstande ein unsichtbares Tuch über die Villa zu legen. Aber galt das auch für das Erdreich?
Der Handyempfang war durch dieses unsichtbare Nichts lahm gelegt. Aber die Festnetzleitungen des Telefons verliefen durch das Erdreich.
Der Privatdetektiv überlegte nicht lange. Er lief in die Eingangshalle zu dem altmodischen Telefon, das auf einem kleinen Tischchen stand.
Freudiger Schreck durchzuckte ihn, als er das Freizeichen aus dem Hörer vernahm. Er musste sich zur Ruhe zwingen, als er die Durchwahlnummer von Kriminalhauptkommissar Schubert wählte.
Es dauerte drei Sekunden, da klickte es und David hörte die beruhigende feste Stimme von Schubert.
„Hallo Albrecht!“, krächzte David heiser vor Aufregung. „Wie gut, dass ich sie erwische!“
„Warum sollten sie nicht?“, lachte der Kommissar. „Was haben sie auf dem Herzen? Läuft die Überwachung?“
„Wir haben ein schwieriges Problem“, antwortete David.
„Gut, dann wird es für sie eine ruhige Nacht, wenn es keine Probleme gibt“, antwortete Schubert.
David stutzte, da der Hauptkommissar sonst sehr gut hörte.
„Nein, ich sagte, dass es Schwierigkeiten gibt! Wir sind
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