Die Frau des Diplomaten (German Edition)
ineinander verschlungen, er atmet schwer. „Wow!“, bringt er schließlich heraus und hebt den Kopf, um mich auf Lider und Wangen zu küssen. Dann rollt er auf die Seite, bis er auf dem Rücken liegt.
Ich bette mein Gesicht auf seine nackte Brust. „ Wow bedeutet gut?“
Lachend legt er die Arme um mich. „ Wow bedeutet großartig.“ Er dreht sich zur Seite, um mich mit ernster Miene anzusehen. Mir fällt auf, dass seine langen dunklen Wimpern an den Spitzen blond sind. „Es bedeutet, dass ich nicht gewusst habe, dass es so gut sein könnte.“ Ich erwidere nichts. Mein erstes Mal. So völlig anders und so viel mehr als alles, was ich erwartet habe. Paul fährt fort: „Ich bin froh, dass du meine Frau werden wirst. Ich wünschte nur, ich könnte dir einen Ring schenken.“
Ich schüttele den Kopf. „Das ist nicht wichtig.“
„Du bekommst deinen Ring, sobald wir in Amerika sind“, verspricht er mir. Dann nimmt er seine Halskette ab. „Hier, meine Hundemarken.“ Er drückt sie mir in die Hand. „Die kannst du vorläufig behalten.“
Aufmerksam betrachte ich die Metallschildchen an der Kette. Sie tragen seinen Namen und eine Ziffernfolge, die für mich keinen Sinn ergibt. „Aber das kann ich nicht annehmen. Das sind deine Erkennungsmarken, richtig?“
„Nein, die sind nur im Gefecht wichtig, damit man mich identifizieren kann, falls mir etwas zustößt. Aber der Krieg ist vorbei. Ich habe jetzt viel Papierkram zu erledigen, aber dann bin ich raus. In dieser Zeit wird mir nichts passieren. Außerdem werde ich morgen nach deiner Abreise ins Hauptquartier gehen und neue Marken beantragen. Okay?“ Während er redet, legt er mir die Kette um.
Ich nehme die kühlen metallenen Marken in die Hand. Ein Teil von Paul, der mich mit ihm verbindet, solange wir getrennt sind. „Ja.“
„Du solltest jetzt schlafen“, sagt er und hüllt uns beide in die Decke ein. „Morgen hast du eine lange Reise vor dir.“ Ich nicke, und mit einem Mal fühle ich mich schrecklich müde. Ich drehe mich auf die Seite, Paul drückt sich von hinten gegen mich und schmiegt seine Beine an meine. Ich höre, wie der Regen gegen das Fenster prasselt. So werden wir bald jede Nacht im Bett liegen, und dann werden wir verheiratet sein. Meine Augenlider werden schwer, und ich falle in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Irgendwann viel später öffne ich abrupt die Augen und versuche mich zurechtzufinden. Im schwachen Schein der Morgendämmerung erkenne ich das kleine Hotelzimmer, in einer Ecke liegt meine Tasche. Ich erinnere mich, dass ich in Paris bin. Mit Paul. Und dann, auf einmal, kehren alle Ereignisse des letzten Abends zurück – das Wiedersehen, der Heiratsantrag, die gemeinsame Nacht. Ich drehe mich zur Seite und bemerke, wie Paul mich auf einen Ellenbogen gestützt beobachtet. „Guten Morgen“, sagt er.
„Brauchst du denn gar keinen Schlaf?“
„Ich habe ein wenig geschlafen. Und du?“
„Wie ein Baby“, erwidere ich ehrlich. „In deiner Gegenwart scheine ich besonders tief und fest zu schlafen. Aber wie spät ist es? Mein Zug …“
„Es ist alles gut. Wir haben noch nicht einmal fünf Uhr, also hast du noch gut eine Stunde Zeit, bevor du los musst.“ Er zieht mich an sich, und als seine Hände über meinen Körper fahren, fühlt sich das an wie eine Folge von winzigen Stromstößen. An meiner Hüfte hält er inne, da er die Narbe ertastet hat. Sorgenvoll schaut er mir in die Augen.
Ein wenig verlegen weiche ich zurück.
„Ich frage mich, wem du das zu verdanken hast.“
Ich beiße mir auf die Lippen. Niemandem habe ich bis heute erzählt, wie es zu der Schussverletzung gekommen ist, genauso wenig wie ich über die Ereignisse vor meiner Verhaftung gesprochen habe. Weder Dava noch Rose habe ich ein Wort davon gesagt. Jetzt, da ich in Pauls Armen liege, verspüre ich den dringenden Wunsch, ihm alles zu erzählen. Aber wie wird er reagieren? Wird er entsetzt sein, mich in einem anderen Licht sehen? Nein, das ist nicht wichtig. Wenn wir heiraten wollen, dann soll er die Wahrheit erfahren. Ich atme tief durch und nehme allen Mut zusammen. „In Kraków gab es während des Krieges eine jüdische Bewegung gegen die Deutschen …“
„Eine Widerstandsbewegung?“
„Ja, genau. Hast du davon gehört?“
Paul schüttelt den Kopf. „Ich weiß, dass es so was in Warschau gab, aber aus Krakau ist mir davon nichts bekannt.“
Dieser beharrliche Kampf, der so viele Menschenleben kostete – und wir haben es nicht
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