Die Frau des Diplomaten (German Edition)
früh genug, damit du rechtzeitig deinen Zug erwischst.“ Er verstummt und sieht mich an. Die Sekunden verstreichen, bis er sich vorbeugt und mich küsst. Mir wird heiß, als seine Lippen meine berühren. Dann richtet er sich gleich wieder auf. „Gute Nacht, Marta.“ Er begibt sich zur Tür.
„Warte“, rufe ich ihm nach, als er nach der Türklinke greift.
Er sieht mich an. „Was ist? Brauchst du noch etwas?“
Nach kurzem Zögern sage ich: „Nein. Es ist nur so, dass du nicht wegzugehen brauchst.“
„Ich verstehe nicht.“
„Bleib bei mir“, platze ich heraus. „Es gibt keinen Grund, warum du woanders schlafen solltest. In Salzburg haben wir doch auch schon eine Nacht zusammen verbracht, weißt du noch?“
Lächelnd antwortet er: „Das habe ich nicht vergessen. Ich wollte dir bloß ein bisschen Ruhe gönnen. Willst du wirklich, dass ich bleibe?“
Ich nicke bestätigend. Am Morgen werde ich abreisen, und dann werden wir wieder wochenlang getrennt sein. Das Letzte, was ich will, ist, in dieser Nacht allein zu bleiben. „Ich bin gleich zurück.“ Mit diesen Worten gehe ich an ihm vorbei auf den Flur und dann ins Bad. Aus dem Erdgeschoss dringen Musik und Stimmengewirr herauf. Ich spritze mir etwas Wasser ins Gesicht, dann betrachte ich mein Spiegelbild. Paul und ich werden heiraten. Das kommt mir immer noch unwirklich vor.
Als ich ins Zimmer zurückkehre, kniet Paul auf dem Boden und baut aus Decken ein Nachtlager. „Ich habe mir ein paar Decken vom Bett genommen“, erklärt er, „aber du wirst bestimmt nicht frieren. Ich mache das noch fertig, dann gehe ich hinaus, damit du dich umziehen kannst.“
Innerlich muss ich lächeln. Paul will nach wie vor Rücksicht nehmen. Er versteht nicht, was ich möchte. Natürlich könnte ich ihn einfach so weitermachen lassen und schweigen, schon weil es sich gehören würde. Aber in der Dunkelheit im gleichen Zimmer zu liegen und trotzdem voneinander getrennt zu sein, das wäre mehr als albern. Außerdem will ich ihn an meiner Seite haben. Zärtliches Verlangen erfasst mich, als ich mich neben ihn knie. „Das ist nicht nötig“, sage ich, nehme ihm das Kissen aus der Hand und lege es zurück aufs Bett, dann greife ich nach seiner Hand. „Ich meine, schließlich sind wir verlobt.“
„Das ist fast wie verheiratet“, erwidert er leise und dreht sich zu mir. Unsere Körper berühren sich, sein Gesicht ist dicht an meinem. Er steht auf und hilft mir hoch. Seine Lippen treffen auf meine. Ohne den Kuss zu unterbrechen, dirigiert er mich zum Bett und legt mich behutsam hin. In der nächsten Sekunde löst er sich schon wieder von mir. „Bist du dir auch sicher?“
Zitternd knöpfe ich sein Uniformhemd auf. „Ja, ganz sicher.“ Dann streife ich ihm das Hemd über die breiten Schultern. Mehr Ermutigung braucht er nicht, und so ist der nächste Kuss leidenschaftlicher und intensiver als zuvor, sodass mir davon fast schwindlig wird. Seine Hände fahren über meinen Körper, bis sie endlich auf meinen Hüften zum Ruhen kommen, während er hingebungsvoll meinen Hals küsst. Ich bekomme sein Baumwollunterhemd zu fassen und ziehe es ihm über den Kopf. Dann sehe ich zum ersten Mal die Kette, an der drei kleine, quadratische Metallplättchen hängen. Meine Hände erkunden seine Brust und seinen Rücken, während er umständlich seine Hose zu öffnen versucht. Dann beginnt er mich sanft durch den Stoff meines Kleides hindurch zu streicheln.
Vorsichtig legt sich Paul auf mich, wobei er sich mit den Armen abstützt. In diesem Moment sehe ich wieder Jakub vor mir, wie er auf mir liegt, als wir uns in der Hütte versteckt hielten. Die Erinnerung lässt mich für einen Moment erstarren.
Paul bemerkt das. „Ich liebe dich, Marta“, flüstert er und legt die Hände an mein Gesicht.
Ich sehe in seine großen Augen und erkenne einmal mehr, dass dies die Realität ist. „Ich dich auch“, wispere ich und ziehe ihn wieder zu mir, damit er mich weiter küsst. Er schiebt den Saum meines Kleides hoch, dann verspüre ich einen kurzen Schmerz, der gleich vorüber ist. So ist das also, denke ich. Ich weiß noch, wie ich Jakub heimlich beobachtete und mich fragte, wie es wohl mit ihm sein würde. Ich muss einsehen, dass ich es mir nicht habe ausmalen können. Paul ist am ganzen Leib angespannt und stöhnt schließlich laut auf. Ich zittere leicht, ohne dabei zu bemerken, wie Jakubs Bild allmählich verblasst.
Paul liegt auf mir, er rührt sich nicht. Unsere Beine sind
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