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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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wieder. Ich liebe dich, Marta. Auf uns beide wartet eine fantastische Zukunft.“ Ich kann nur nicken, da meine Stimme tränenerstickt ist. Dann öffne ich die Tür, trete auf den Flur und gehe schnellen Schrittes davon.

10. KAPITEL
    Mit quietschenden Reifen hält der Bus vor dem Fährterminal. Das Wort Calais steht auf einem großen Schild an der Fassade eines einstöckigen Backsteingebäudes. Eine Stunde zuvor war der Zug, der mich aus Paris herbrachte, in einen Bahnhof gleichen Namens eingelaufen. Hier ist die Luft jedoch anders, sie ist schwerer und schmeckt salzig. Hinter dem Gebäude kann ich mehrere große Schiffe erkennen, die majestätisch in den Himmel ragen. Mir stockt der Atem, als ich zum ersten Mal in meinem Leben das Meer zu sehen bekomme. Doch ich habe jetzt keine Zeit, dieses Wunder zu bestaunen. Die anderen Fahrgäste sind bereits aufgestanden und begeben sich nach vorn, um den Bus zu verlassen. Ich greife nach meiner Tasche und folge ihnen hinaus.
    Die Menge bewegt sich auf das Gebäude zu, ich bleibe dicht dran, um nicht den Anschluss zu verpassen. Drinnen verteilen sich die Menschen auf zwei Schalter, die Schilder darüber sind in Französisch, sodass ich nicht verstehe, was sie bedeuten. In der rechten Schlange steht eine Frau mit zwei großen abgewetzten Koffern und vier Kindern im Schlepptau. Die vier tragen schlecht sitzende Kleidung, die an mehreren Stellen nachlässig genäht worden ist. Die Reisenden zur Linken sind deutlich besser gekleidet, und sie sind mit weniger Gepäck unterwegs. Ein Mann mit sandblondem Haar und weißem Anzug mit blassblauen Streifen bildet das Schlusslicht dieser Schlange. Im Gegensatz zu der Frau mit den Kindern habe ich ihn im Bus nicht gesehen. Also stelle ich mich nach rechts zu den schäbiger gekleideten Leuten.
    Wir kommen nur langsam voran. Aus dem Augenwinkel schaue ich zur linken Wartereihe, ob die wohl schneller ist. Doch der Mann im weißen Anzug ist noch immer auf gleicher Höhe mit mir und tritt ungeduldig von einem Bein aufs andere. Plötzlich dreht er den Kopf nach rechts, bemerkt meinen Blick und lächelt mir zu. Ich sehe weg.
    Einige Minuten darauf ist die Frau mit den Kindern am Schalter angekommen, stellt die Koffer ab und gibt dem mürrisch dreinblickenden Mann eine Handvoll Papiere. Er stempelt sie mehrere Male und schiebt sie ihr wieder zurück. „Unterdeck“, höre ich ihn sagen. „Nächster!“
    Ich trete vor und gebe ihm meine Fahrkarte und das Visum. Er überfliegt die Papiere, sagt etwas Unverständliches auf Französisch und zeigt auf die Schlange nebenan, als hätte ich etwas falsch gemacht. Ich schüttele den Kopf und hoffe, er schickt mich nicht zurück ans Ende der Warteschlange. Meine Fähre wird bald ablegen, und wenn ich noch länger warten muss, werde ich sie womöglich verpassen. „Passport?“, fragt er. Wieder kann ich nur mit einem Kopfschütteln reagieren. Ich habe keinen Passport. Dann fällt mir die Ausweiskarte ein, die Dava mir gegeben hat. Ich suche in meiner Tasche danach, während ich die ungeduldigen Blicke der Wartenden hinter mir spüre. Nachdem ich die Karte gefunden habe, gebe ich sie mit zitternden Fingern dem Mann hinter dem Schalter. Unwillkürlich halte ich den Atem an, als er die Karte und die Papiere betrachtet. Zieht er die Verlängerung des Visums in Zweifel, oder ahnt er, dass ich gar nicht Rose bin? Dann endlich stempelt er die Fahrkarte und gibt sie mir zurück. Ich drücke die Dokumente an mich und folge hastig den anderen Reisenden durch den Hinterausgang ins Freie.
    Draußen angekommen muss ich erst einmal stehen bleiben. Zwanzig Meter von mir ankern sechs Schiffe, eines größer als das andere. Dahinter ist das Wasser zu sehen. Unwillkürlich muss ich nach Luft schnappen. Ich bin im Süden von Polen aufgewachsen, also Hunderte Kilometer von der Küste entfernt. Die einzigen Gewässer, die ich dort zu sehen bekam, waren Seen und Flüsse. Das dunkle, graugrüne Meerwasser ist in gleißendes Sonnenlicht getaucht und erstreckt sich bis zum Horizont.
    Ich muss mich zwingen, meinen Blick abzuwenden und den anderen Reisenden bis zum dritten Schiff zu folgen. Plötzlich werde ich unsicher. Dava und auch Paul hatten beide von einer Fähre gesprochen, aber dieses Schiff wirkt so riesig, als wolle es uns quer über den Ozean bis nach Amerika bringen. Es hat drei Decks, von denen jedes etwas kleiner ist als das darunter, was das Schiff wie eine riesige Hochzeitstorte aussehen lässt.
    Ein tiefes

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