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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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in meiner Nase, als ich den lauwarmen Sekt trinke. Ich halte die Flasche Paul hin, der sie Drew zurückgeben will, doch der ist bereits in der Menge untergetaucht.
    „Komm, lass uns eine ruhige Ecke suchen.“ Wieder nimmt Paul meine Hand und führt mich durch den Korridor zu einer Treppe. Er lässt sich auf einer Stufe nieder.
    „Und was machen wir jetzt?“, frage ich und setze mich neben ihn.
    „Gute Frage. Jetzt, da der Krieg vorüber ist, werden sie uns in die Staaten zurückschicken. Aber das Ganze wird sich noch einige Wochen hinziehen. Ich könnte dich zu meiner Familie vorausfliegen lassen, und ich komme nach, sobald ich von hier wegkomme. Oder ich versuche hier vor Ort meine Entlassungspapiere zu bekommen. Dann bleibst du solange in Paris, und wir fliegen gemeinsam rüber.“
    Ich zögere. Es wäre sicher himmlisch, noch einige Wochen in Paris zu bleiben und die Stadt zu erkunden, ohne sich Sorgen um die Zukunft machen zu müssen. Ich könnte mir die Museen ansehen und all die Dinge tun, über die ich bislang nur in Büchern gelesen habe. Doch beim Blick auf meine Tasche weiß ich, dass das nicht geht. „Ich muss nach London, Paul“, erkläre ich. „Ich muss zu Roses Tante.“
    „Ich könnte veranlassen, dass ihr die Sachen zugestellt werden.“
    „Das möchte ich lieber selbst erledigen“, gebe ich kopfschüttelnd zurück. „Ich muss dieser Frau persönlich sagen, was geschehen ist. Das bin ich Rose schuldig.“
    „Ja, ich verstehe. Aber ich wünschte, du würdest es dir noch anders überlegen. Allein über den Kanal zu reisen ist gefährlich.“
    Gefährlich? Der Krieg in Polen war gefährlich, die Arbeit für den Widerstand war gefährlich, meine Gefangenschaft war gefährlich. Und ganz allein in Paris zu sein, das war unheimlich. Aber jetzt fühle ich mich sicher, schon weil ich mit Paul zusammen bin. Rundum sicher. „Mir wird nichts geschehen.“
    „Okay“, willigt er widerstrebend ein. „Du reist also morgen nach London, während ich hier meine Entlassung in die Wege leite. In zwei Wochen folge ich dir. Dann fliegen wir gemeinsam in die Staaten und heiraten.“ Er denkt kurz nach. „Sagen wir Kings Cross Station , am 30. August um sieben Uhr abends. Einverstanden?“
    Ich nicke. „Paul, da wäre noch was …“
    „Was denn?“
    „Also … wenn wir heiraten … nun, du solltest wissen: Ich bin Jüdin.“
    „Das hatte ich mir bereits gedacht, als ich dich in diesem Lager antraf“, versucht er einen missglückten Scherz.
    In den Lagern waren durchaus nicht nur Juden, möchte ich ihn korrigieren, doch darum geht es jetzt nicht. „Macht es dir etwas aus?“
    Er schüttelt den Kopf. „Blödsinn. Mag sein, dass wir den Leuten in Ruddy Springs, North Carolina, damit einen Schreck einjagen …“ Dann hält er inne, als er mir ansieht, dass ich es ernst meine. „Ist es denn für dich ein Problem?“
    Ich antworte nicht sofort. Vor dem Krieg wäre es undenkbar gewesen, eine Heirat mit einem Nicht-Juden in Erwägung zu ziehen. „Nein, ich wollte es nur erwähnt haben. Wenn wir jemals Kinder haben sollten, dann möchte ich sie gern im jüdischen Glauben erziehen.“ Wenigstens das bin ich meinen Eltern schuldig.
    Paul lächelt. „Wenn es sein muss, dann ziehen wir in eine größere Stadt, wo es eine Synagoge gibt. Wir kriegen das irgendwie hin, das verspreche ich dir.“ Er sieht auf seine Uhr. „Es ist schon spät. Warum übernachtest du nicht hier? Eigentlich sollen wir keine Gäste ins Haus holen, aber ich schätze, in diesem Chaos wird sich niemand dafür interessieren. Du kannst bei mir übernachten.“ Dabei hebt er abwehrend eine Hand. „Ich sage das ohne Hintergedanken. Ich kann mich bei einem meiner Kameraden einquartieren, dann hast du das Zimmer für dich allein.“
    „Es wäre schön, wenn ich hierbleiben könnte“, erwidere ich. „Vielen Dank.“
    Wir gehen die Treppe hinauf, dann führt Paul mich durch einen langen Flur. „Zimmer 303. Das sollte es sein.“ Er schließt auf und lässt mich eintreten, dann macht er das Licht an. Der Raum bietet kaum genug Platz für ein Einzelbett und das Waschbecken. In der feuchten Luft hält sich der muffige Geruch von Mottenkugeln. „Luxuriös ist es nicht gerade.“
    Ich drehe mich zu ihm um. „Es ist wunderbar. Noch einmal vielen Dank.“
    „Ich werde bei Mickey übernachten, drei Zimmer weiter auf der anderen Seite des Ganges. Ich glaube, auf dem Weg hierher sind wir an einem Badezimmer vorbeigekommen. Wecken werde ich dich

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