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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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helfen kann. „Ich werde tun, was nötig ist.“
    „Sir“, wirft Simon ein. „An was denken Sie? Wissen Sie einen Weg, wie wir von hier aus Andek erreichen können?“
    „Das wird leider nicht möglich sein“, gibt der stellvertretende Minister kopfschüttelnd zurück. „Wir verfügen über keine sichere Telefonleitung, wir können ihm ja nicht einmal telegrafieren. Und uns bleibt keine Zeit, einen Kurier hin- und herzuschicken. Nein, die einzige Möglichkeit besteht darin, dass Marta von Angesicht zu Angesicht mit ihm spricht.“
    Simon bekommt einen Moment lang den Mund nicht mehr zu. „Sie wollen doch nicht sagen …“
    Irritiert sehe ich die beiden Männern an. „Ich verstehe nicht.“
    Der stellvertretende Minister setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber. „Ich muss Sie fragen, ob Sie bereit sind, nach Prag zu reisen und direkt mit Andek zu reden.“
    Ich bin zu überrascht, um sofort darauf zu reagieren. Ob ich mich verhört habe? „Ich?“, frage ich schließlich. „Sie wollen, dass ich nach Prag reise?“
    „Sir, bei allem Respekt …“, platzt Simon heraus. Nie zuvor habe ich ihn so erregt erlebt, noch dazu bei seinem Vorgesetzten. „Das kann nicht Ihr Ernst sein!“
    Der Mann steht auf und geht auf ihn zu. „Es ist mein völliger Ernst, Gold. Andek ist unsere einzige Verbindung zu Marcelitis, und Marta ist die Einzige, die mit Andek Kontakt aufnehmen kann.“
    „Aber sie ist verdammt noch mal keine Agentin! Sie ist nicht mal eine Diplomatin, sie ist eine schlichte Sekretärin!“
    „Sie ist ehemaliges Mitglied einer Widerstandsgruppe. Sie hat Erfahrung mit verdeckten Operationen, sie kann mit Waffen umgehen. Um ehrlich zu sein, ist sie für diese Aufgabe besser qualifiziert als die meisten meiner Männer.“
    Meine Verwirrung macht einem leisen Gefühl von Stolz Platz. Ich habe an der Seite von Alek, Jakub und den anderen gekämpft. Ich bin froh, dass ich das nicht länger für mich behalten muss. Aber Simon gibt noch immer keine Ruhe. „Sie ist meine Ehefrau, wir haben ein Kind, und …“
    „Was genau soll ich tun?“, unterbreche ich ihn.
    Der stellvertretende Minister dreht sich wieder zu mir um. „Sie müssen nach Prag reisen. Wir können Sie unter dem Vorwand hinbringen, dass Sie bei Besprechungen in der Botschaft anwesend sein müssen. Wir haben einige sehr gute Leute vor Ort, die Ihnen bei der Suche nach Andek helfen können.“
    „Und was soll ich tun, wenn ich ihn gefunden habe?“
    „Bitten Sie ihn darum, dass er Sie mit Marcelitis reden lässt. Verraten Sie Andek gegenüber nicht zu viel, da wir nicht genau wissen, ob er vertrauenswürdig ist oder nicht. Nutzen Sie Ihre gemeinsame Vergangenheit, um sein Vertrauen zu gewinnen, damit er sie mit Marcelitis bekannt macht. Ich gebe Ihnen ein Schreiben des Außenministers mit, in dem wir ihn darum bitten, den Dechiffrierer auszuhändigen.“
    „Ist das alles, Sir?“, frage ich.
    „Wie meinen Sie das?“
    „Ich meine, was bieten wir Marcelitis im Tausch für den Dechiffrierer?“ Ich spüre Simons fassungslosen Blick, ohne ihn ansehen zu müssen. Dass seine Frau von seinem Vorgesetzten Erklärungen verlangt, ist ein Unding.
    Der stellvertretende Minister hält inne, als hätte er über diesen Punkt gar nicht nachgedacht. „Zusicherungen, würde ich sagen. Zusicherungen, dass Großbritannien hinter der Tschechoslowakei steht und wir nicht zulassen werden, dass das Land von den Sowjets überrollt wird.“
    Ich atme tief durch und kontere: „Das wird nicht genügen, Sir.“
    „Wieso nicht?“
    „Vor dem Krieg hat das tschechische Volk dem Westen geglaubt. Wir Polen genauso. Aber als die Deutschen erst das Sudetenland und dann Prag einnahmen, sah der Westen tatenlos zu. Den Menschen wurden zu viele leere Versprechungen gemacht, und offenbar gehört Marcelitis zu den besonders Misstrauischen. Wenn er dazu gebracht werden soll, uns den Dechiffrierer auszuhändigen, dann müssen wir ihm etwas Konkreteres bieten.“
    Der stellvertretende Minister geht im Büro auf und ab und streicht dabei über seinen Kinnbart. „Sie haben recht, wir sollten ein Paket zusammenstellen, um unseren guten Willen zu demonstrieren. Ich werde mich sofort um die erforderlichen Papiere kümmern und dann …“
    „Das ist doch Wahnsinn!“, brüllt Simon plötzlich. Ich drehe mich zu ihm um. Seine Wangen sind vor Wut ganz rot. „Sie wollen meine Ehefrau nach Osteuropa schicken? In ein Land, in dem jeden Moment die Sowjets die Macht an sich reißen

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