Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
und sein Gefolge mitbringen würde. Segestes
     hatte seinen Wachen eingeschärft, den Bräutigam seiner Tochter ehrerbietig zu empfangen. Sie würden ihr Würfelspiel sofort
     wegstecken, wenn der Zug der Reiter in Sicht kam.
    Thusnelda und Inaja dagegen hatten das Geschehen aufmerksam verfolgt und ließen die beiden Reiter nicht aus den Augen. Sie
     sahen sie gemächlich auf sich zukommen, aber wenn auch aus der Ferne niemand bemerken mochte, dass die Bedächtigkeit nur vorgetäuscht
     war. Thusnelda und Inaja erkannten und spürten es. In der Ruhe lag eine Anspannung, die zu sehen, zu fühlen und sogar zu riechen
     war. Die Pferde wurden gezügelt, als könnten sie sonst durchgehen, die Männer saßen sehr aufrecht im Sattel und blickten wachsam
     umher. Der Schweiß ihrer Pferde stach in die laue Luft.
    Thusnelda erhob sich und blickte zurück zur Eresburg. Dort war alles ruhig. Inaja stellte sich prompt an ihre Seite. Den Korb,
     in dem sie Beeren gesammelt hatte, warf sie achtlos in die Hecke. Beide starrten den Reitern aus großen Augen entgegen, die
     die beiden Lastpferde heranzogen und die Säcke, die sie trugen, zu Boden warfen. Nun sprangen sie vom Pferd. Thusnelda rührte
     sich nicht vom Fleck, als die Männer auf sie zukamen. Sie wartete darauf, dass sie ihre Umhänge abwarfen, doch sie zogen sie
     im Gegenteil noch tiefer ins Gesicht. Die Augen des Mannes, der nach ihr griff, waren nicht zu erkennen, aber Thusnelda sah
     ein winziges Lächeln in seinen Mundwinkeln.
    Dann war Hermuts Stimme zu hören: »Die Frauen sollten die Umhänge tauschen!«
    »Warum?«, fragte Thusnelda erschrocken.
    Arminius war es, der antwortete: »Weil Inaja niemand verfolgen wird. Auf sie kommt es nicht an.«
    Inaja hatte bereits ihren Umhang abgelegt und streckte ihn Thusnelda hin. Sie schluckte die Entgegnung herunter, die ihr |134| auf den Lippen lag, griff danach und legte ihn sich schweigend um. Dann ließ sie sich ergreifen und auf den Pferderücken heben.
     Sie sah, dass Inaja es genauso machte. Beide pressten ihre Umhänge fest an den Körper, mit der anderen umschlangen sie den
     Hals des Pferdes und klammerten sich fest. Sie duckten sich, als die Pferde angetrieben wurden, boten dem Wind keinen Widerstand,
     sahen nicht nach rechts und links, wo die beiden Reiter sich dicht neben ihnen hielten, auch nicht nach hinten und erst recht
     nicht nach oben, wo Unruhe auf der Burgmauer entstand. Beide, Dienstmagd und Herrin, sahen nur nach vorn. Auch noch, als der
     Alarm in der Eresburg ausgelöst wurde. Thusnelda konnte das Geschrei der Wächter hören. Sie hatten begriffen, was geschah.
     In wenigen Augenblicken würde das Burgtor sich öffnen, man würde ihnen folgen, um sie zu ergreifen und in die Eresburg zurückzuholen…
     
    Agrippina war entsetzt, als Severina erkennen ließ, dass sie sich mit Ballspielen die Zeit vertreiben wollte. »Das ist ungesund
     in deinem Zustand!«
    Erschrocken presste sie die Lippen zusammen. Ihre Schwägerin war ihr oft genug über den Mund gefahren, wenn sie über ihre
     Schwangerschaft geredet hatte, aber je offensichtlicher sie wurde, desto schwerer fiel es Agrippina, über Severinas gewölbten
     Leib hinwegzusehen. »Das ist ungesund«, wiederholte sie.
    Doch Severina lachte nur. »Vielleicht für dich. Für mich nicht.« Sie schickte Terentilla los, um Bälle zu holen. »Das Einzelspiel
     ist auch sehr unterhaltsam«, sagte sie und schien zu hoffen, dass Agrippina sich durch den Anblick der Bälle und durch Severinas
     Vorbild zum Spiel überreden lassen würde. Ihre Schwägerin sah jedoch so aus, als hätte sie sich am liebsten entfernt, um Severinas
     Treiben nicht mit ansehen zu müssen. Andererseits fühlte sie sich verantwortlich für ihre Gesundheit und mochte Severina daher
     nicht unbeobachtet dieser leichtsinnigen Betätigung überlassen, um wenigstens eingreifen zu können, wenn es nötig sein sollte.
    |135| »Warum bist du neuerdings so vergnügt?«, fragte sie, gab die Antwort aber gleich selbst: »Ja, der Körper braucht eine Weile,
     um sich auf die veränderten Umstände einzustellen. Während dieser Zeit ist jede Frau missgelaunt und innerlich zerrissen.
     Anscheinend ist bei dir diese Zeit nun vorbei.«
    Severina lächelte nur geheimnisvoll und trat aus dem Umkleideraum, in dem sie ihre Tunika abgelegt hatte. Sie trug nun lediglich
     ein Tuch über den Hüften und ein breites Band, das ihre Brust bedeckte. Agrippina folgte ihr mit hochgezogenen Augenbrauen.
     Sie

Weitere Kostenlose Bücher