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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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war froh, dass Severina wenigstens auf die knappe Sportbekleidung verzichtet hatte, in der die meisten römischen Damen
     ihre Leibesübungen absolvierten.
    Mit wenigen Schritten hatten sie das breite Mosaikband erreicht, dass den Sportplatz umrundete. Zur Hälfte war es von einem
     Säulengang, dem Peristyl, beschattet, die andere Hälfte wurde von der Sonne beschienen. Über der hellen Sandfläche, auf der
     die Ballspiele betrieben wurden, war ein Dach aus breiten Stoffbahnen gespannt worden, um die Spieler vor der Sonne zu schützen.
     Niemand tummelte sich zurzeit dort, und Agrippina war froh darüber. Sie fürchtete anzügliche Fragen, die an Severina gerichtet
     werden konnten, und noch mehr fürchtete sie die Antworten ihrer Schwägerin.
    Terentilla kam mit zwei Bällen angelaufen. In der rechten Hand hielt sie einen kleinen Ball, einen sogenannten Pila, der aus
     Stoffresten genäht und mit Haaren und Federn gestopft worden war. Mit der anderen streckte sie Severina einen Follis hin.
     Dieser Ball war wesentlich größer, aber leichter und vor allem nachgiebiger. Es handelte sich um eine aufgeblasene Rindsblase,
     die zurücksprang, wenn sie auf den Boden oder an die Wand geprellt wurde.
    Severina entschied sich für den Pila, warf ihn in die Luft und fing ihn wieder auf. Agrippina konnte nicht umhin, ihre graziösen
     Bewegungen zu bewundern und ihre Leichtigkeit, die sie noch nicht verloren hatte. Sie selbst war mittlerweile froh, wenn sie
     sich nicht bewegen musste, und winkte einer Sklavin, damit sie ihr eine Sitzgelegenheit brachte.
    |136| Severina entschloss sich schon bald anders und griff nach dem Follis, um ihn gegen die Wand zu werfen und wieder aufzufangen.
     Manchmal misslang der Wurf, und sie musste große Sprünge machen, um den Ball auffangen zu können, Agrippina schloss dann jedesmal
     gepeinigt die Augen. Germanicus würde ihr Vorwürfe machen, wenn Severina etwas zustieß und sie bekennen musste, dass sie diese
     sportlichen Übungen nicht verhindert hatte.
    »Was ist eigentlich aus Gaviana geworden?«, begann sie, als sie Severina eine Weile zugesehen hatte. »Ich verstehe nicht,
     dass du sie verkauft hast.«
    »Ich war sie leid«, gab Severina zurück. »Und Pollios fette Gemahlin konnte sie gebrauchen.«
    »Du redest von Pollio, dem Bordellbesitzer?« Agrippina verzog das Gesicht. »Ich habe gehört, dass Flavia die Sklavinnen, die
     ihr nicht mehr gefallen, in das Bordell ihres Mannes schickt.« Agrippina schüttelte den Kopf. »Ins Bordell verkauft zu werden,
     das ist wirklich die gemeinste Strafe. Ich kann mir nicht vorstellen, womit eine Sklavin das verdient haben könnte.«
    Severina reagierte nicht auf ihre Worte. Das Thema behagte ihr ganz und gar nicht, daher gab sie vor, sich voll und ganz aufs
     Ballspiel zu konzentrieren.
    »Antonius Andecamus hat nach dir gefragt«, fuhr Agrippina nach einer Weile fort. »Er scheint gemerkt zu haben, dass du schwanger
     bist, aber es sieht so aus, als hätte er damit keine Probleme.«
    Severina antwortete erst, als sie den Ball nicht erreicht hatte und nun darauf wartete, dass Terentilla ihn zurückholte. »Was
     geht mich Antonius Andecamus an?«
    Agrippina seufzte. Gern hätte sie zurückgefragt, warum ihre Schwägerin noch immer auf Arminius’ Rückkehr wartete, aber mittlerweile
     war sie vorsichtiger geworden. Severina wurde wütend, wenn sie auf Arminius angesprochen wurde, und hatte sich bisher kein
     einziges Mal zu der Bestätigung hinreißen lassen, dass sie tatsächlich von dem blonden Hünen schwanger war. |137| Wenn das Gespräch in diese Richtung ging, ließ sie jedesmal durchblicken, dass mehrere Männer in Frage kamen, und weidete
     sich dann an Agrippinas Entrüstung und noch mehr an Germanicus’ Empörung. Es war besser, nicht mehr davon zu reden.
    »Arminius’ Bruder wird bald aus Germanien zurückkehren«, sagte Agrippina leise und lächelte, als Severina der Ball aus den
     Händen rutschte.
    Eilig sprang Terentilla hinzu, hob ihn auf und legte ihn in die Hände ihrer Herrin zurück.
    »Ich weiß«, antwortete Severina derart gleichmütig, dass Agrippina sofort aufhorchte. »Die Beisetzungsfeierlichkeiten für
     seinen Vater sind vorbei. Er wird wieder seinen Dienst antreten.«
    Sie warf den Ball so hoch in die Luft, dass Agrippina schwindelig wurde, als sie versuchte, ihm nachzublicken. »Ich glaube
     im Übrigen nicht, dass er allein zurückkommen wird«, ergänzte sie und warf den Ball noch ein Stück

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