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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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Hund zu gehorchen.
    »Sofort aufhören!«, rief er mit ganzer Kraft, aber keiner der Männer schien zu reagieren.
    Da wurde ein Schuss abgefeuert, streifte klirrend über den Boden und pfiff an einem rotgestrichenen Zaun vorbei. Der Schuss hallte übers Meer. Lennart verlor beinahe den Halt, als ihm klar wurde, was passiert war. Mit einem Mal dachte er mit Grauen an den Tag vor einigen Jahren, als eine Bande unten an der Badestelle weit draußen auf Näset mit einer anderen Bande abgerechnet hatte, am helllichten Tag, zwischen badenden Familien mit Kindern. Das durfte nicht wahr sein. Nicht hier, nicht schon wieder.
    Gandalf knurrte tief und begann plötzlich zu kläffen.
    Göran sah überrascht auf und musterte misstrauisch den älteren Mann, der mit einem strubbeligen Schäferhund ander Leine weiter oben auf der Klippe stand. Der Hund kläffte und fletschte die Zähne.
    »Ich rufe die Polizei«, fügte der Mann mit bedeutend weniger Kraft in der Stimme hinzu. Er hielt das Mobiltelefon hoch.
    »Du rufst niemanden, Alter«, presste Göran zwischen den Lippen hervor und richtete die Waffe warnend auf den Mann am Boden. Lennart bebte so, dass ihm fast das Telefon aus der Hand gefallen wäre. Der Hund riss und zerrte an der Leine. Lennart streckte langsam die Hand mit dem Handy aus, hielt es deutlich in die Höhe und legte es vorsichtig vor sich auf den Boden. Der Hund machte einen jähen Satz nach vorne, und der Mann schlug mit den Knien auf dem Fels auf. Er schrie vor Schmerz auf, konnte die Leine jedoch halten und den Schäferhund daran hindern anzugreifen.
    Erika kroch über den Boden auf Pers Körper zu, der auf dem Fels zusammengesunken war und sich nicht rührte. Doch bevor sie ihn erreichen konnte, packte Göran sie an den Haaren und zog sie brutal zu sich hoch. Sie fuchtelte mit den Armen und trat um sich, baumelte aber frei über dem Boden schwebend in seinem festen Griff. Sie weinte vor Schmerzen.
    »Und jetzt kommst du mit mir, mein Schatz«, presste er zwischen den Zähnen hervor.

Kapitel 62
    Erika rang nach Luft, konnte sich aber kaum bewegen. Langsam ließ Göran den schwarzen Gegenstand an ihrer Wange entlanggleiten und drückte ihr dann die Pistolenmündung in den Mund. Sein Arm umschlang sie wie ein Schraubstock, und er drückte sie gegen sich. Wenn er abdrückte, würde die Kugel ihren Schädel zerschmettern und durch Görans treten. Sie würden durch dieselbe Kugel sterben. Sie begann unkontrolliert zu zittern.
    »Hau ab, Alter!«, schrie Göran dem Mann zu, der schluchzend auf allen vieren kauerte, die Hundeleine um die Hände gewickelt, um den Rüden daran zu hindern anzugreifen. Einen flüchtigen Moment sah Göran den Mann auf etwas hinter ihm starren, schaffte es jedoch nicht rechtzeitig zu reagieren.
    Per blinzelte durch einen Schleier von Blut und Tränen. Er hatte sich im letzten Moment zur Seite gerollt, so dass der Schuss ihn irgendwo auf Schulterhöhe durchschlagen hatte. Es war, als ob ein Feuerball ihn von innen heraus verzehren würde. Sein Blickfeld war eingeschränkt, und alles, was er sah, war verschwommen und flimmerte. Göran und Erika zeichneten sich wie Silhouetten vor ihm ab, die hinter einer unebenen Glasscheibe standen.
    Just in dem Moment bemerkte er den großen dunklen Schatten, der hinter Göran anzuwachsen schien. Aus Pers Perspektive sah es ganz so aus, als ob Leben in den Fels geraten war. Der steinerne Riese hob den Arm und schlug mit einer so brachialen und gleichzeitig ruhigen und zielgerichteten Kraft auf Göran ein, wie Per es noch nie gesehen hatte. Göran stürzte zu Boden. Als Per sich erhob, sah er, dass derGoliath Göran mit der bloßen Faust niedergestreckt hatte. Sein Körper lag wie ein Fleischberg auf der Klippe; der große Mann saß auf ihm.
    »Ich habe ihn schon früher hier gesehen … er wollte ihr Böses tun.«
    Der Mann zeigte auf Erika, die auf dem Fels neben ihm auf die Knie gesunken war. Ein schiefes Lächeln breitete sich auf seinem grobschlächtigen Gesicht aus.
    »Er soll jetzt die Polizei anrufen«, sagte der Riese und deutete auf Per.
    Per nickte und unternahm einen unbeholfenen Versuch, mit dem unverletzten Arm sein Handy aus der Tasche zu ziehen, aber die Schmerzen zerrissen ihn, und um ihn herum wurde alles weiß und fransig, und die Stimmen klangen dumpf und schienen von weit her zu kommen. Angenehme Stille umfing ihn.
    Als Per wieder die Augen öffnete, lag er auf etwas Festem, und es roch nach Chemikalien und Abgasen. Mühsam drehte er

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