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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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ab, doch es gelang ihr, sich wieder hochzurappeln. Sie nahm Anlauf und richtete den Oberkörper auf Görans Beine, rammte ihn auf Kniehöhe mit der Schulter, spürte etwas knacken, brachte ihn jedoch dazu, das Gleichgewicht zu verlieren.
    Göran fluchte laut, warf sich herum und packte mit einem harten Griff ihren Oberarm. Seine Finger gruben sich in ihre Armmuskeln, und vor Schmerzen brach ihr kalter Schweiß aus. Mit einer einzigen Bewegung schleuderte Göran sie von sich, den steinigen, kiesigen Weg hinunter. Erika flog durch die Luft und dachte gerade noch, dass es gutgehen würde, bevor sie aufschlug. Gelähmt vor Schmerz, der jede Luft aus ihren Lungen weichen ließ, sah sie, wie Göran sich wieder Per zuwandte, der am Boden lag.
    Es gelang Erika, sich vorsichtig aufzurichten. Sie sah, wie die Schläge mit einer Kraft und einer Wut auf Per hinabhagelten, die nur aus einem zutiefst verzweifelten Menschen kommen konnten. Dann rollte sich Per blitzschnell zur Seite. Göran verfehlte sein Gesicht, und seine Faust traf auf Stein. Er brüllte vor Schmerz und Wut. Per wollte sich gerade aufrichten, als Göran eine Pistole seitlich an seinen Hals drückte. Per hielt inne und sah zu Göran hoch. »Du warst das also«, schrie Göran. »Du verfluchter … Ich hab geschworen, dass ich dir jeden verdammten Knochen im Leib brechen würde. Weißt du noch?«
    Per rührte sich nicht und fixierte Görans Gesicht. Da hörte Erika, wie Göran die Waffe entsicherte. Sie tastete fieberhaft mit den Armen nach vorne, um sich hochzudrücken, rutschte aber nach hinten weg. Sie spürte, dass sie kurz davor war, sich zu erbrechen.
    »Ich hätte dir schon damals die Knochen brechen sollen«, brüllte Göran heiser. »Auf die Knie, und dann sprich ein letztes Gebet, du verfluchter Abschaum. Du hättest meine Frau nicht angrabschen sollen, du …«
    Per machte eine blitzschnelle Bewegung und wollte gerade Görans Beine packen, als ein Schuss abgefeuert wurde.

Kapitel 61
    Plötzlich blieb der Hund wie erstarrt stehen und witterte etwas. Seine Schnauze zeigte Richtung Meer. Den großen Körper überlief ein Zittern.
    »Nein, Gandalf, wir wollen heute nicht ans Meer, dafür ist es jetzt zu dunkel. Und zu glatt«, fügte er hinzu, während sein Blick über den bewaldeten Grat schweifte.
    Er lauschte. Bis auf das Geräusch des Windes, der unregelmäßig und stoßweise blies, war nichts zu hören. Die Luft war kalt und klamm, roch nach Erde und brackigem Meerwasser, vermutlich von der flachen Bucht am Smithen. Der Wasserstand war in den letzten vierundzwanzig Stunden gestiegen, ein stetiger auflandiger Wind drückte gegen die Küste, so dass sich das Wasser auf das Eis geschoben und den Boden aufgeweicht hatte.
    Liebevoll betrachtete er seinen Schäferhund. Der Wind strich durch das dichte Nackenfell des Rüden; sein unförmiger Kopf hing leicht herab, während er die Ohren spitzte. Ein Ohr stand vom Kopf ab. Er war kein Schmuckstück, mit dem man auf Hundeausstellungen Preise gewinnen konnte, ihm aber seit vielen Jahren ein guter Kamerad. Seine großen Pfoten krallten sich angespannt in den Fels. Gerade als Lennart etwas energischer an der Leine ziehen wollte, um den Weg nach Hause einzuschlagen, zog der Schäferhund kräftig und stemmte sich gegen den felsigen Untergrund, so dass es unter seinen Pfoten knirschte. Lennart geriet ins Schwanken, fand aber sein Gleichgewicht wieder und machte ein paar stolpernde Schritte hinter seinem Hund her, bevor er protestieren konnte.
    »Gandalf, du alter Narr, was hast du denn jetzt schon wieder entdeckt?«, seufzte er und ließ den Hund ziehen, war er doch selbst ein klein wenig neugierig geworden. Vielleicht war es ein Reh, eines von denen, die immer seinen Garten verwüsteten. Er sollte mal wieder ein Gespräch mit seinem Freund aus der Jagdgesellschaft führen, ihm ein wenig mehr damit in den Ohren liegen, sie mussten wirklich ein paar von ihnen abschießen. Oder war es vielleicht ein Maulwurf? Das würde erklären, warum in dem Laub, das er so sorgfältig zu Haufen aufgeschichtet hatte, keine Igel waren.
    Er folgte dem Hund hinauf auf die Klippe, der jetzt hart an der Leine zog, und ließ die schmale Fahrstraße hinter sich. Da blieb das Tier plötzlich stehen, sein Fell sträubte sich, und ein Knurren drang tief aus seiner Kehle.
    Vor ihnen auf der glatten Klippe sah er zwei Männer. Einer lag auf dem Boden, der andere lehnte sich über ihn und schlug besinnungslos auf ihn ein. Lennart befahl dem

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