Die Frau des Polizisten
Plastik, nackt, ohne Kugeln und Lametta. Weiter hinten standen eine Gefriertruhe und Regale mitKonserven, Marmeladengläsern, leeren Gläser und Flaschen, die darauf warteten, gefüllt zu werden. Per warf einen Blick in die Truhe. Sie war bis zur Hälfte mit tiefgefrorenen Lebensmitteln in Plastikbeuteln gefüllt.
Er blieb einen Moment stehen, als die weiße Katze herangeschlichen kam, lächelte, ging in die Hocke und ließ das Tier um ihn streichen und an ihm schnuppern, um den Fremden zu untersuchen und ihre Reviermarkierungen zu setzen. Er strich über den gespannten Rücken und Schwanz der Katze, aber sie glitt unter seinen Fingern hindurch und schlich zur Kellerwand, wo sie rollende Drehbewegungen machte, die zum Schmusen aufforderten. Sie schmiegte sich an die Wand neben dem Regal und starrte Per mit kugelrunden grünen Augen an. Sie miaute auffordernd, rührte sich aber nicht von der Stelle. Per lockte sie mit einem freundlichen »Miez, Miez, Miez«, aber die Katze blieb davon unbeeindruckt und machte keine Anstalten, zu ihm zu kommen.
Als Per wieder das Wohnzimmer betrat, war Jan Olof ins Sofa gesunken und weinte hemmungslos. Erika saß neben ihm auf der Armlehne und hatte unbeholfen eine Hand auf seine Schulter gelegt. Sie warf Per einen hilflosen Blick zu. Er nickte.
»Sie hat mich verlassen, oder?«, schniefte Jan Olof. Unter seinen Händen waren die Worte kaum zu verstehen. Es klang, als würde er ertrinken.
»Sie hat mich verlassen … dabei dachte ich doch immer … ich … O Gott! Lieber Gott, hilf mir …«
Kapitel 60
Per stellte seinen alten BMW auf den Parkplatz, der noch genauso verlassen dalag wie beim letzten Mal. Erika hatte von der Spurensicherung die Erlaubnis bekommen, ihre Sachen aus Eskos Sommerhaus zu holen. Den ganzen Tag über hatten Krister, Anna und Einar Anderssons fröhliche Ehefrau Fahrida das neue Sommerhaus von Erika geputzt. Zuerst hatte Einar es ihr nur zur Miete angeboten, später hatte er es sich anders überlegt und ihr angeboten, es ihm für ein paar hunderttausend Kronen abzukaufen.
»Es ist für einen alten Menschen ein Elend, wenn er erkennen muss, dass er seinen Kindern tot mehr wert ist als lebendig«, hatte er mit scharfer Verbitterung in der Stimme gesagt.
»Fahrida und ich wollen jetzt einfach das Leben genießen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich auf meine alten Tage noch einmal verlieben würde. Und jetzt, wo wir darüber nachdenken zu heiraten, steht auf einmal nur noch das Erbe im Mittelpunkt – und ihre neu hinzukommenden Söhne. Aber die wohnen ja noch nicht mal in Schweden, verdammt. Wenn sie das Haus kaufen würden, könnten die Gören sich mal über die wirklichen Werte im Leben Gedanken machen. Und wir könnten für das Geld auf Reisen gehen.«
Erika hatte zuerst gedacht, der alte Mann mache Scherze, aber so war es nicht. Er war furchtbar wütend und hatte nicht die geringste Lust, noch länger in dem Haus wohnen zu bleiben.
»Ich möchte hier nicht mehr den Sommer verbringen. Die ganze Gegend hier ist doch so’n verfluchtes Klondyke. Die neuen Nachbarn sind scheißvornehme neureiche Typenohne einen Funken Verstand oder Manieren. Und wir sind die Heerscharen an Leuten leid, die ständig bei uns klingeln und uns damit in den Ohren liegen zu verkaufen. Alle Makler sind wie Anwälte. Ein jeder von ihnen kaut einem das Ohr ab.«
Erika hatte protestiert, der Preis sei viel zu niedrig, das Haus und vor allem das Grundstück seien viel mehr wert. Noch dazu habe sie keine Festanstellung, und die Banken hätten Besseres zu tun, als Geld an Leute ohne festes Einkommen zu verleihen, noch nicht mal ein paar hunderttausend Kronen. Aber Einar hatte nicht mit sich reden lassen. Sie sei schließlich Polizistin und mit der Frau des Architekten befreundet. Sie könne das Haus ja auch erst mal mieten, wenn sie knapp bei Kasse sei.
Als Pers guter Freund Esko zu Besuch kam, hatte er mit ihnen auf der Veranda in den ersten wärmenden Sonnenstrahlen Kaffee getrunken und dabei festgestellt, dass Einars altes Sommerhaus gar nicht so unansehnlich war wie befürchtet. Es musste nur mal gründlich geputzt und entrümpelt werden. Mit einem gewissen nostalgischen Glanz in den Augen hatte er es genauer unter die Lupe genommen und sogar alte Entwurfszeichnungen aus dem Liegenschaftsarchiv mitgebracht, die Aufschluss darüber gaben, wie das Haus Anfang der 70er Jahre ausgesehen hatte, als es erbaut worden war.
Lebhaft hatte er von möglichen Farben gesprochen, die
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