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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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Hahn. Langsam, einen Schluck nach dem anderen, wie ein alter müder Gaul.
    Er kroch zurück ins warme Bett und zappte durch die Idiotenkanäle, bis er die Fernbedienung mit einem Fluch an die Wand schleuderte. Durch den Gardinenspalt erblickte er ein Stück graubedeckten Himmel. Schwere Verdunkelungsgardinen, die nach Rauch rochen, obwohl das Hotel behauptete, ein Nichtraucherhotel zu sein. Furchtbar hässliche Tapeten, die aussahen, als hätte jemand dagegengepinkelt, und Nachttischlampen aus Metall auf einem abgenutzten Schränkchen. Weshalb mussten Hoteleinrichtungen nur immer so verdammt hässlich sein? Sollten die Gäste vielleicht nicht lange bleiben oder am besten gar nicht erst wiederkommen?
    Er griff nach seinem Smartphone, rief die Nachrichten ab, die Wettervorhersage, seine Mails, loggte sich auf Facebookein und war es sofort leid – Pseudonachrichten und Promifirlefanz, Egotrips und Heile-Welt-Geschichten. Die Schmerzen in der linken Gesichtshälfte ließen sein Auge tränen, so dass es ihm Schwierigkeiten bereitete, es offen zu halten. Ziellos blätterte er die Fotos auf dem Handy durch. Halt! Er brachte die Bilderflut mit einer Bewegung seines Fingers zum Stehen und blätterte zurück. Da. Verflucht! Er hatte Fotos von Inger gemacht. Wann, zur Hölle, war das gewesen? Er rief ein Foto nach dem anderen auf und studierte die bizarren Einzelheiten. Manche Aufnahmen waren nur ein verschwommener Brei, andere hingegen scharf und detailliert. Inger, eine Kollegin – eine von diesen Bräuten, die immer an seinem Rockzipfel hingen, die bei Kursen oder Partys seine Nähe suchten, ihm feuchte flehende Blicke und ein gefühlsseliges Lächeln zuwarfen.
    Dann setzte seine Erinnerung wieder ein – der Abend im Pub. Sie waren ausgegangen, um ein paar Bierchen zu trinken, und sie war nicht von ihm gewichen, mit einem leisen Lächeln, das ihr auf die Fresse geklebt schien, immer nur einen halben Meter von ihm entfernt. Er war an dem Abend ziemlich betrunken gewesen, aber wer zum Teufel sollte ihm das verübeln, bei dem, was er alles hatte durchstehen müssen.
    Erika war dabei gewesen, hatte aber meistens mit ihren Kolleginnen herumgehangen. Er hatte sich über ihr Herumgealbere mit ihnen und Ingers aufdringliche Art geärgert. Was dann passiert war, daran konnte er sich noch schemenhaft erinnern. Inger und er waren irgendwie auf der Terrasse gelandet, und seine Wut war explodiert. Er hatte sie in einen harten Würgegriff genommen, sie gegen das Geländer gepresst und ihr ein paar saftige Ohrfeigen verpasst. Er wusste noch, dass sie weiterhin gelächelt hatte, obwohl ihr die Tränen die Wangen herunterliefen. Martin war dazugekommenund hatte gefragt, ob alles okay sei. Er selbst hatte einen Arm um Inger gelegt, als ob er sie trösten wollte.
    Martin – immer Bruder Rechtschaffen. Er hatte besorgt gewirkt, sich aber nach einem Moment zurückgezogen. Niemand hatte gesehen, dass er der blöden Kuh eine geklebt hatte. Göran musterte Ingers vermöbeltes Gesicht auf dem Foto, die Schürfwunden und den weinerlichen Blick. Er verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln, bis die Kopfschmerzen es unwillkürlich in eine Grimasse verwandelten, doch der Schmerz konnte das befriedigte Lachen nicht verhindern, das blubbernd in ihm aufstieg. Das war zu gut, um wahr zu sein! Der nächste Schachzug – Inger würde bestimmt nicht schwer zu überzeugen sein. Erika, my darling, das Ende ist nahe.

Kapitel 35
    Eva Norlén zuckte zusammen, als die Sprechanlage summte. Wer, um Himmels willen, mochte das sein, um diese Uhrzeit? Sie strich ihre Kleidung glatt und überprüfte hastig im Spiegel ihr Make-up. Breit lächelte sie ihrem Spiegelbild zu. Die drei Gemälde, an denen sie seit drei Monaten hin und wieder arbeitete, begannen endlich lebendig zu wirken. Sie sollten nebeneinander hängen, vorzugsweise an einer farbenfrohen Wand, ja, das wäre perfekt! Sie wusste, dass Triptychen zu malen nicht so anerkannt war, aber sie waren gerade modern und ließen sich leicht verkaufen, und sie hatte das Geld wirklich nötig!
    Vor Freude war sie durchs Atelier getanzt, hatte mit den Katzen geschmust und sich zur Belohnung ein Glas Wein eingeschenkt, hatte in dem frischen fruchtigen Geschmack geschwelgt, die Leichtigkeit und die Wärme in der Brustgegend genossen, und sich noch ein paar wohlverdiente Gläschen mehr gegönnt. Jetzt war sie müde, etwas benommen und auch eine Spur gereizt, dass jemand sie störte, aber auch neugierig. Vielleicht

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