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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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wollte ihr der Mann aus dem Antiquitätengeschäft einen Besuch abstatten. Eva meldete sich, aber ihr schollen nur eine verzerrte Stimme und Verkehrsgeräusche entgegen. Sie drückte auf den Summer und öffnete.
    Der Mann, der einen Augenblick später vor ihrer Tür stand, war wahnsinnig gutaussehend. Es dauerte einen Moment, bevor sie schaltete, als er sich nach ihrer Untermieterin erkundigte. Sie hatte Erika schon so gut wie vergessen. Er hatte zunächst vielmals um Entschuldigung gebeten, aber da er so freundlich wirkte, hatte sie ihn gedrängt hereinzukommen.
    Er hatte ihre Gemälde begutachtet und ihr dafür seine Anerkennung ausgesprochen und gemeint, dass sie Talent habe. Die Katzen hatten ihn misstrauisch beäugt. Zunächst schien er sich damit zu begnügen, dass sie ihm nicht sagen konnte, wo Erika jetzt wohnte, dann hatte er angefangen zu weinen – er hatte ihr so leidgetan. Er hatte gesagt, dass er Erika liebte, sie ihn verlassen hätte und er nur mit ihr reden wollte.
    Eva hatte weder aus noch ein gewusst, sie hatte schließlich versprochen dichtzuhalten. Aber er war nicht das, was sie erwartet hatte. Der junge Mann war so gutaussehend und adrett. Und er wirkte so allein. Sie reichte ihm ein Glas Wein und erzählte ihm, wo Erika zu finden war.
    Der Schlag traf sie wie aus dem Nichts, Schmerz flammte in ihrer Hand auf, und das Weinglas flog in hohem Bogen davon und landete mit einem dumpfen Knall zwischen den an der Wand lehnenden Gemälden. Die Katzen flohen auf den Dachboden und starrten mit großen Augen auf das fremde Theater unter ihnen.

Kapitel 36
    »Setz dich, bitte.«
    Bengt deutete auf seinen Besucherstuhl. Per zog ihn heran, nahm Platz und musterte das grimmige Gesicht seines Gruppenleiters. So frustriert und wütend sah er ihn selten, aber seine verkrampfte Haltung und die zuckende Wangenmuskulatur sprachen Bände.
    »Ich hab ganz schön mein Fett weggekriegt, das kann ich dir sagen«, knurrte Bengt und zielte mit einer zusammengeknüllten Papierkugel auf den Papierkorb, verfehlte ihn aber.
    »Kannst du mir erklären, was zum Teufel hier vor sich geht? Ich höre ja, was ihr sagt, und sehe, dass Erika wie ein Tier arbeitet, aber wir kommen nicht weiter, und jetzt wühlt die Presse in diesem Morast, und ich kann ihnen nicht einen Dreck sagen, weder ihnen noch unseren Oberen. Ein Glück immerhin, dass diese Freundin aufgetaucht ist, Gott sei Dank für diese milde Gabe! Kann nicht irgendeiner den Wühlmäusen einen Tipp geben, dass im Stadtbauamt gemauschelt wird und die Tussi in irgendeine Steueroase geflüchtet ist, um sich von unseren sauer verdienten Steuergeldern ein schönes Leben zu machen? Denn das hat sie ja wohl getan?«
    Bengt zielte mit einer weiteren Papierkugel auf den Korb, diesmal mit Erfolg. Er rieb sich den Kopf und knurrte hörbar.
    »Entschuldige. Aber mich machen dieser politische Quatsch und die Presse, die jeden noch so kleinen Klecks zu einem verfluchten Misthaufen aufbläst, wahnsinnig!«
    Bengt verstummte, seine Stirn zog sich in Falten zusammen.
    »Es war, gelinde gesagt, eine Zeitlang ziemlich chaotisch. Aber ich habe gesehen, dass dich etwas belastet?«
    Per richtete sich auf und strich sich eine lockige Strähne aus der Stirn.
    »Meiner Mutter geht es schlecht, Krebs. Sie hat in Östersund im Krankenhaus gelegen und ist jetzt wieder zu Hause. Ich werde einen Abstecher zu ihr rauf nach Härjedalen machen müssen, sie besuchen.«
    Bengt nickte grimmig. Er hatte bemerkt, dass sich Per in letzter Zeit verändert hatte. »Gut, dass zumindest einer ehrlich ist«, sagte Bengt offen. »Lass dir nur nicht zu viel Zeit da oben. Fahr, wenn du meinst, dass du fahren musst, aber sorg dafür, dass du vorher eine Übergabe machst; hier herrscht ja das reinste Chaos. Was haben wir, womit können wir weitermachen? Ich würde diese ganze Ermittlung zu unserer werten Architektin ja ehrlich gesagt am liebsten einstellen, aber meine Vorgesetzten wollen immer noch Resultate sehen.«
    Bengt unterstrich seine Worte, indem er die Handfläche auf den Tisch hinabsausen ließ.
    »Was, zum Teufel, hat diese Dame beim Stadtbauamt eigentlich getrieben?«
    »Tja … das ist wohl das Einzige, über das wir jetzt etwas Klarheit haben, und das sieht nicht allzu appetitlich aus«, antwortete Per mit einem schiefen Grinsen. »Obwohl es bisher vor allem Vermutungen sind, keine harten Fakten.«
    »Mist …«, brummte Bengt nachdrücklich. »Ich habe den Auftrag, ein verschwundenes Frauenzimmer zu

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