Die Frau des Polizisten
Jahr.«
Jan Olofs Augen blitzten neugierig auf.
»Weshalb fragen Sie?«
»Es gibt Stimmen, die behaupten, Ihre Frau hätte Sie betrogen, Jan Olof. Und einer der Männer, die genannt wurden, war Sten Åhlander.«
Erika betrachtete die kümmerliche Gestalt. Die Zeit zog sich in die Länge, eine Uhr tickte laut und störend.
»Verflucht, hört denn heutzutage auch schon die Polizei auf Klatsch und Tratsch! Was zum Teufel hat das mit Barbros Verschwinden zu tun, wenn ich fragen darf?!«, zischte Jan Olof aus tiefster Kehle. Erika sah schnell zur Klingelschnur, die neben ihr hing.
»Ich verstehe Ihr Unbehagen, Jan Olof, glauben Sie mir, aber wenn Verbrechen begangen werden, tragen sie sich in den allermeisten Fällen zwischen Personen zu, die einander bekannt sind. Und Leidenschaft hat oft zwei Seiten. Ich versuche nur, Ihnen zu helfen.«
Jan Olof starrte sie scharf an, gab seine aggressive Haltung aber nach einem Augenblick auf, und der traurige Ausdruck kehrte in seine Augen zurück.
»Verzeihen Sie«, sagte er niedergeschlagen, »ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich fühle mich einfach so unglaublich schlecht.«
Entschuldigend legte er eine Hand auf Erikas Unterarm.
»Natürlich weiß ich, dass Barbro eine attraktive und aufgeschlossene Frau ist, und habe Verständnis dafür, dass sie mit anderen Männern flirtet. Dieses Vergnügen sei ihr gegönnt. Aber untreu … nein, das führt zu weit.« Er hustete und bedeutete, dass er nichts mehr zu sagen hätte.
»Und wenn Sie mit ihrer Freundin, diesem Schluckspecht,gesprochen haben, dann beruht das auf nichts anderem als ihren eigenen blühenden Phantasien. Barbro ist schön, sie macht Eindruck auf Männer und Frauen, denen sie begegnet, und genießt unverblümt die schönen Seiten des Lebens, so etwas heizt die Phantasie der Leute an.«
»Wir gehen davon aus, dass Ihre Frau sich im Ausland befindet, Jan Olof. Wir haben Barbros Privathandy aufzuspüren versucht, und es war in Landvetter und später bei Heathrow eingeloggt.«
Jan Olof zuckte zusammen.
»N-nein, das hat sie nicht … sie würde mich nie verlassen, sie kann nicht, darf nicht … Sie müssen sich geirrt haben.«
Jan Olof sah Erika flehentlich an. Langsam füllten sich seine Augen wieder mit Tränen.
Erika stand noch lange mit offener Jacke vor dem Eingang des Krankenhauses und ließ den kalten Wind mit ihren Haaren und ihrer Kleidung spielen. Jedes Mal, wenn sie Jan Olof gegenüberstand, ging es ihr nahezu körperlich schlecht. Sein Kummer und seine Hilflosigkeit rührten an ihren eigenen Sorgen und Ängsten, und das erschreckte sie. Sie nahm sich das doch sonst nicht so zu Herzen. Erika wählte Pers Nummer. Er war kurz angebunden, klang zerstreut und desinteressiert.
»Hast du noch mehr gefunden?«, fragte sie.
»Verzeih, ich war … ja, tatsächlich. Nach England hat sich das Telefon in ein amerikanisches Netz eingeloggt, sie ist mit größter Wahrscheinlichkeit in New York. Wir haben den Flug gefunden, den sie genommen haben muss. Das Seltsame ist, dass sie nicht auf den Passagierlisten steht, aber Handys finden ja in so großer Höhe kein Netz und sind darüber hinaus während des Fluges abgestellt.«
Erika zog die Jacke fester um sich und steuerte mit nachdenklichen Schritten den Parkplatz an.
»Du, Per, ich glaube, wir sollten doch versuchen, das Telefon anzuzapfen. Ich habe gerade noch mal mit Jan Olof geredet. Er liegt im Sahlgrenska, und ich habe den Eindruck, er wollte sich das Leben nehmen. Und immer mehr deutet daraufhin, dass seine Frau ihn betrogen hat – schon lange und mit verschiedenen Männern.«
Sie fluchte leise und versuchte das Auto wiederzufinden. Wo, verflixt noch mal, hatte sie es geparkt? Sie drückte auf den Funkschlüssel. Ein Stück entfernt, schräg hinter einem kleineren Lkw, leuchtete es auf. Mit ausgreifenden Schritten lief sie daraufzu.
»Außerdem behauptet ihre Freundin Julia, dass Barbro in den dänischen Architekten verliebt war. Der, der vor Weihnachten gestorben ist, Toni Christensen.«
»Was stellst du dir jetzt vor? Dass Jan Olof ihn umgebracht hat? Ist er nicht an einem geplatzten Magengeschwür gestorben?«
»Doch. Aber ich glaube, dass Barbro ihren Mann verlassen wollte. Ich habe das Gefühl, dass sie auf der Flucht ist, vor ihm und ihren krummen Geschäften. Vielleicht war sie ja drauf und dran aufzufliegen?«
Per stöhnte hörbar.
»Bengt will die Ermittlungen einstellen, deshalb wird es nicht leicht sein, eine Erlaubnis
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