Die Frau des Polizisten
finden, nicht ein kommunales Komplott aufzuklären!«
»Gibt es was Neues vom Nachrichtendezernat bezüglich Erikas Cousin?«, fragte Per. Zu seiner Erleichterung sah er, dass Bengts Gesicht sich eine Spur erhellte.
»Ja, die Verbrecher sind gefasst, wir wissen im Großen undGanzen, woher der ganze Scheiß kam. Und was die Unterredungen mit Erika betrifft, scheint es, als hätte sie die Wahrheit gesagt. Aber, Per … behalte Erika im Auge. Ich weiß, dass ich sie stützen müsste, aber im Augenblick überläuft es mich kalt«, sagte Bengt, und ein Schatten zog über sein Gesicht.
»Zu allem Überfluss hat man sie in der Hauptstadt wegen Misshandlung angezeigt. Eine Kollegin.«
Per sah seinen Chef ungläubig an. Bengt nickte verdrossen.
»Ja, so übel ist das. Sie soll auf einer Betriebsfeier auf sie losgegangen sein, aus Eifersucht. Ich muss also ihre Dienstwaffe konfiszieren, es wäre sicher gut, wenn sie nicht zu viel allein unterwegs wäre.«
Nach einem Augenblick verabschiedete sich Per und verließ das Zimmer. Bengt sank auf seinen Stuhl zurück und starrte vor sich hin ins Leere. Er fühlte sich zum Narren gehalten – und war stocksauer.
Kapitel 37
Das Sahlgrenska Krankenhaus ragte auf wie ein Berg aus altem Backstein. Erika bog von der dröhnenden, stinkenden Durchfahrtsstraße ab, die unbegreiflicherweise direkt durch das Krankenhausareal verlief. Nach mehreren erfolglosen Runden auf der Suche nach einem Parkplatz, stellte sie den Wagen einfach entnervt irgendwo ab. Wenige Meter entfernt stand eine gigantische Ramme und schlug in gewaltsamem Takt in den Boden. Wie Herzschläge dröhnten die Stöße der Maschine durch Gebäudehüllen und erzitternde Erdschichten.
Auf der Station empfing sie ein Arzt mit einem freundlichen, wettergegerbten Gesicht. Sein Handschlag war angenehm kräftig, seine Augen blickten intelligent und neugierig.
»Jan Olof Olofsson ist jetzt bei Bewusstsein, aber er ist sehr mitgenommen. Er hat bei der Einlieferung Vergiftungssymptome gezeigt, aber vor allem eine Panikstörung. Sein Freund ist gestern Abend mit ihm hergekommen, da war er kaum ansprechbar – wir gehen davon aus, dass er Schlaftabletten und Alkohol eingenommen hat. Wir warten noch auf die Ergebnisse aus dem Labor.«
Erika warf ihm einen fragenden Blick zu. Er schüttelte den Kopf.
»Nein, kein Selbstmordversuch. Vermutlich nur ein paar Tabletten, aber bei der Alkoholmenge ist das nicht gerade eine glückliche Kombination«, ergänzte er mit schwachem Lächeln.
Erika wurde zu einem nüchtern möblierten Zimmer geführt, das trotzdem einen gemütlichen Eindruck machte. Vielleicht lag es an den gelben Gardinen, die jemand aufgehängt,womöglich gar selbstgenäht hatte. Erika verspürte einen Stich, als sie Jan Olof sah, der am Fenster lag.
Sein Körper sah noch abgemagerter aus als beim letzten Mal, und seine Knie ragten wie zwei runde Miniaturberge unter der Decke hervor. Sein Gesicht war weiß, fast bläulich. Erika setzte sich an sein Bett und betrachtete ihn. Er rührte sich nicht, seine heiseren, schweren Atemzüge hallten im Zimmer wider. Krankenhäuser hatten schon immer eine bedrückende Wirkung auf Erika gehabt, und auch jetzt wollte sie am liebsten sofort wieder Reißaus nehmen.
Jan Olof sah zu einem Glas, das am Bett stand. Erika griff danach und half ihm zu trinken, was ihn anzustrengen schien.
»Ist gestern Abend etwas Besonderes vorgefallen?«, fragte sie vorsichtig. Jan Olof schüttelte den Kopf.
»Nein, ich habe nur nicht zur Ruhe kommen können und ein paar Schlaftabletten genommen, die meine Frau …«
Er schluckte und schien noch tiefer in die Kissen zu sinken.
»Ich war verzweifelt, also habe ich ein paar Tabletten geschluckt, wollte einfach einschlafen können, einfach Ruhe haben …« Jan Olofs Stimme schien von weit her zu kommen.
»Dann klingelte es, und Ingemar stand vor der Tür. Dass er kam, war pures Glück, ich hatte doch allen gesagt, dass ich niemanden sehen wollte. Ich bin so dankbar, dass er …«
Die raue Stimme brach. Jan Olof fing leise an zu weinen. »Danke. Sie sind neben Ingemar der einzige Mensch, der sich wirklich Gedanken um mich macht.«
Erika hatte einen Kloß im Hals.
»Kennen Sie Sten Åhlander?«, fragte Erika.
»Nein.« Jan Olof schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe ihn kurz gegrüßt, bin ihm bei einem behördlichen Empfangbegegnet, aber das ist auch schon alles. Er arbeitet ja noch nicht so lange im Stadtbauamt, erst seit knapp einem
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