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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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Gott helfe …«
    »Jadey, komm schon.« Ich stieß sie mit dem Ellbogen an. Zwei Männer kamen uns in einem Golfcart entgegen und waren keine dreißig Meter mehr von uns entfernt, und die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie kannten, lag bei neunzig Prozent – so war es im Maronee Country Club immer.
    »Aber ihr beiden benutzt so was nicht, oder?« Immerhin sprach sie ein wenig leiser.
    »Charlie sieht sich manchmal Zeitschriften an.«
    »
Stört
dich das denn gar nicht?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Männer sind eben meistens stärker visuell orientiert als Frauen.«
    »Und dann nimmt er sozusagen die Dinge selbst in die Hand?«
    »Das vermute ich.«
    »Du vermutest es? Also, wo ist er, wenn er seine Zeitschriften ansieht, und wo bist du dann?«
    »Wenn er nicht einschlafen kann, geht er manchmal ins Badezimmer.«Einerseits fand ich, dass wir uns auf ein Terrain begeben hatten, das Jadey nichts anging, andererseits erschien mir die Tatsache, dass mein Ehemann gelegentlich pornographische Zeitschriften ansah und masturbierte, nicht besonders bemerkenswert. Und, ja, es war eine Tatsache, dass Charlie masturbierte, und zwar mit Hilfe der
Penthouse
– er hatte sie nicht abonniert, aber alle paar Monate kaufte er eine Ausgabe, und wir sprachen zwar nicht darüber, aber er versuchte auch nicht, es zu verheimlichen. Ich hätte es entsetzlich gefunden, wenn er eine dieser Zeitschriften im Wohnzimmer hätte herumliegen lassen oder wenn Ella eine gefunden hätte, aber da er diskret damit umging – er bewahrte sie in der abschließbaren untersten Schublade seines Nachttischs auf –, nahm ich keinen Anstoß daran.
    Manchmal kam mir der Gedanke, dass ich weniger leicht zu schockieren war als die Menschen in meiner Umgebung, weil ich so viel las. Ich wusste viel, auch über Sex, ja, aber ebenso über Taifune oder Zoroastrismus. Zusätzlich zu den Romanen, von denen ich alle ein bis zwei Wochen einen durchlas, hatte ich die
Time, The Economist, The New Yorker
und
House and Garden
abonniert, und wenn mich das Thema eines Artikels besonders interessierte, recherchierte ich dazu in der öffentlichen Bibliothek.
    Jadey sagte: »Findest du es nicht beleidigend, wenn er sich andere Frauen ansieht?«
    »Ich gehe davon aus, dass die meisten Männer sich gelegentlich andere Frauen ansehen, und die meisten Frauen andere Männer.
Du
tust es jedenfalls.«
    Sie lachte. »Das ist ja das Problem: Mir fällt einfach niemand ein, mit dem ich eine Affäre haben könnte.« In dem Moment fuhr das Golfcart an uns vorüber, und einer der beiden Männer rief uns zu: »Ahoi, Blackwell Ladys!« Ich erkannte Sterling Welsh, der ein Bauträgerunternehmen besaß, und Bob Perkins, der gut mit Charlies Bruder Ed befreundet war.
    Jadey drehte sich zu mir um und wies mit einem bedeutungsvollen Kopfnicken zu dem davonrollenden Gefährt hinüber. »Ganz sicher nicht«, sagte ich. »Sie sind beide nicht halb so attraktiv wie Arthur.«
    »Willst du mich wenigstens bei meiner Diät unterstützen? Ich halte nie durch, wenn ich allein eine mache.«
    »Du musst keine Diät machen. Iss einfach vernünftig, und wir gehen öfter spazieren. In Halcyon sollten wir das auch tun.« Unsere Familien planten beide, den Juli und einen Teil des Augusts dort zu verbringen; Charlie und Arthur wollten gelegentlich zwischendurch nach Milwaukee zurückfahren.
    »Hast du von der gehört, bei der man zu jeder Mahlzeit eine halbe Grapefruit isst?«
    »Oh, Jadey, das haben Mädchen aus meiner Studentenverbindung ausprobiert, und nach drei Tagen fingen sie schon beim Anblick einer Grapefruit an zu würgen.« In dem Moment spürte ich, wie sehr ich Jadey mochte. Sie war zwar eher so aufgewachsen wie Charlie und Arthur als wie ich – ihr Vater hatte als Zementfabrikant ein Vermögen gemacht, und sie war in einem Haus großgeworden, das dem von Harold und Priscilla in nichts nachstand –, aber als Blackwell-Schwägerinnen, so kam es mir vor, hatten wir zueinander gefunden wie Landsleute im Exil. Ich sagte zu ihr: »Ich möchte dich etwas fragen. Hast du je den Eindruck gehabt, dass Charlie zu viel trinkt?«
    Jadey zog die Augenbrauen zusammen. »Die Blackwells verstehen schon was vom Feiern – nicht Ed, aber unsere beiden. Aber … nein. Ich meine, was tut Chas nach ein paar Drinks, was er nüchtern nicht tun würde? So ist es mit Arthur auch.«
    »Ja, du hast recht.« Es tat so gut, diese Worte aus Jadeys Mund zu hören. Sie entsprachen ungefähr dem einen von zwei Standpunkten in

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