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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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Ella.
    »Du kannst
Dirty Dancing
ausleihen, wenn du in der Siebten bist.«
    »Mommy, es ist wirklich kein schmutziger Film, bloß weil er so heißt.«
    Ich beugte mich über sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Schlaf jetzt, mein Liebling.«
     
    Als ich das Fernsehzimmer betrat, stutzte ich einen Augenblick, weil Hank Ucker in einem der Sessel saß und sich mit Charlie das Spiel ansah. Ohne aufzustehen, deutete Hank eine Verbeugung an. »Du verströmst mütterliche Wärme und Güte, Alice«, sagte er. »Ich fühle mich wirklich an eine Renaissance-Madonna erinnert.«
    »Mich erinnert sie eher an Madonna, die sexy Sängerin«, sagte Charlie und grinste. »Komm her zu mir, Baby.« Sobald ich neben ihm stand, tätschelte er liebevoll meinen Hintern.
    »Hank, ich wusste gar nicht, dass du uns heute Abend beehren würdest«, sagte ich. »Kann ich dir was anbieten?« Es war schon kurz vor neun, und ich fragte mich, wie lange er wohl vorhaben mochte zu bleiben. Soweit ich wusste, lebte Hank noch immer in Madison. Ich hatte ihn zwar seit mehreren Jahren nicht gesehen, hatte aber gehört, dass er seine Stelle als Stabschef für den Oppositionsführer des Senats von Wisconsin aufgegeben hatte, um stattdessen einem Republikaner aus Fond du Lac bei seiner Wahlkampfkampagne für den US-Senat zu helfen. Der Mann hatte ursprünglich kaum eine Chance gehabt, aber in den vergangenen Wochen hatte er in mehreren Meinungsumfragen vor der Amtsinhaberin gelegen.
    »Ein Glas Wasser mit Eis wäre superb«, sagte Hank.
    Charlie, der sich einen Whiskey eingeschenkt hatte, gluckste. »Du lebst wie immer auf der Überholspur, hab ich recht?«
    Hank setzte sein zögerndes, wenig vertrauenerweckendes Lächeln auf. »Wie immer.«
    Ich zog mich in die Küche zurück, um Hank sein Glas Wasser zu holen, und als ich wiederkam, sprachen sie gerade über Sharon Olson, die Amtsinhaberin, gegen die Hanks Kandidat antrat. »So ein Pech, dass gerade jetzt das mit ihrer Vorliebe für Männer von der dunkleren Sorte rauskommen musste«, sagte Charlie grinsend. Die Umfragewerte von HanksSchützling hatten deutlich von den neuesten Enthüllungen über seine Konkurrentin profitiert. Ich selbst hatte gar nicht den Eindruck, dass es da etwas zu enthüllen gab, aber in den Regionalnachrichten war tatsächlich von Enthüllungen die Rede: Olson, eine weiße Demokratin, war in den sechziger Jahren eine kurze und kinderlos gebliebene erste Ehe mit einem Schwarzen eingegangen. Inzwischen war sie mit einem weißen Juristen verheiratet und hatte mit ihm zwei halbwüchsige Söhne und eine Tochter. Ich sah nicht ein, warum jene erste Ehe so ins Gewicht fallen sollte (ihr früherer Ehemann war schon vor Jahren nach Seattle umgezogen, wo er ebenfalls als Anwalt arbeitete), aber es gab einen Fernsehspot, in dem ein Bild von ihr bei ihrer ersten Hochzeit, Hand in Hand mit dem Bräutigam, von bedrohlicher Musik unterlegt war. Der Spot endete mit der in roten Lettern auf schwarzem Grund gesetzten Frage: Wenn uns Sharon Olson das verschwiegen hat … was verschweigt sie uns noch?
    Hank lächelte süffisant. »Wirklich zu schade. Das arme Mädchen.«
    Ich reichte Hank sein Glas und sagte: »Wenn ihr mich entschuldigt – ich muss noch einiges lesen. Hank, es war schön, dich zu sehen.«
    Über eine Stunde später, als ich die Haustür zuschnappen und ein Auto wegfahren hörte, ging ich wieder hinunter. »Hast du vor zu kandidieren?«
    »Herr im Himmel, jetzt reg dich ab, Weib.« Seine Stimme klang etwas schwerfällig, und ich bemerkte, dass er die Whiskeyflasche fast geleert hatte, konnte mich aber nicht erinnern, wie voll sie vorher gewesen war.
    »Es ist fast Juni. Wo könntest du denn, realistisch gesehen, noch antreten?«
    »Im Ernst«, sagte Charlie, »beruhig dich erst mal.«
    »Du weißt, dass ich Hank noch nie über den Weg getraut habe.«
    »Und jeder, der für ein Amt kandidiert, ist ein aufgeblasener Popanz, oder, Baby?«
    »Jetzt legst du mir Worte in den Mund.«
    Er grinste anzüglich. »Ich wüsste da schon was, das ich dir gern in den Mund legen würde.«
    »Kannst du mir nicht einfach meine Frage beantworten, warum Hank hier war?«
    Wir sahen einander an, er auf der Couch und ich einige Schritte entfernt, und er sagte: »Bevor Ucker hier auftauchte, hat Arthur angerufen. Ich hatte recht damit, dass wir an dem Fleischproblem nicht schuld waren. Und das Problem lag auch nicht bei dem Laden, in dem die Leute für ihr Sportfest eingekauft haben, sondern es war

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