Die Frau des Praesidenten - Roman
ich es Arthur heimzahlen kann. Zuerst will ich abnehmen, und dann stürze ich mich in eine Affäre. Machst du die Diät mit mir zusammen?«
»Das meinst du doch hoffentlich nicht ernst.«
Sie hob einen Arm und griff sich mit Daumen und Zeigefinger ein Stück Fleisch unterhalb des Bizeps. »Arthur hat ja recht. Wer würde freiwillig mit
so was
Ehebruch begehen?«
Ein paar Wochen zuvor hatte Arthur, so Jadey, ihr zu verstehen gegeben, dass sie abnehmen müsse; seither hatte sie sich geweigert, mit ihm zu schlafen. Natürlich solidarisierte ich mich mit ihr, aber die Geschichte erschien mir doch etwas einseitig. Arthur konnte geschmacklos sein, aber grausam war er nicht, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass er den Gedanken so plump geäußert hatte, wie Jadey es behauptete; ich vermutete sogar, dass sie ihn danach gefragt haben könnte. Tatsächlich hatte Jadey, seit ich sie kennengelernt hatte, etwa fünfzehn Kilo zugenommen, aber sie war nach wie vor hübsch. Sie sah weicher und weniger mädchenhaft aus, aber sie
war
auch kein Mädchen mehr, sondern achtunddreißig. Was sollte daran falsch sein, so alt auszusehen, wie man war? Ich selbst hatte in den letzten zehn Jahren vielleicht fünf Kilo zugelegt, vor allem die Pfunde, die ich nach Ellas Geburt nicht wieder losgeworden war, und das empfand ich als einen fairen Preis. Ich sagte: »Ist es erlaubt zu fragen, mit wem du eine Affäre zu haben gedenkst?«
»Ich kann nur sagen, dass ich alle Bewerber gewissenhaft prüfen werde.«
»Das ist ein schlechter Plan, Jadey.«
»Oh, komm schon, spiel jetzt nicht den Moralapostel.«
»Nun, auch moralisch gesehen ist der Plan schlecht, aber ich dachte an seine logistische Seite. Kannst du dir vorstellen, dich scheiden zu lassen, das Sorgerecht unter euch aufzuteilen unddann von Drew und Winnie getrennt zu sein? Oder was wäre, wenn Arthur wieder heiraten würde?«
Jadey schüttelte den Kopf. »Nur über seine Leiche. Andererseits – wäre es nicht faszinierend zu sehen, für wen er sich entscheiden würde? Ich hatte schon immer das Gefühl, dass er eine Menge für Marilyn Granville übrighat.«
»Sie ist verheiratet.«
»Das bin ich auch.«
»Du bist viel attraktiver als Marilyn«, sagte ich.
»Ja, nicht?« Jadey warf mir einen gespielt koketten Blick über die Schulter zu, runzelte dann aber die Stirn. »Nur schade, dass Arthur da nicht derselben Meinung ist.«
»Weiß er, wie wütend du bist?«
»Es ist jetzt bald einen Monat her, dass er auf der MS Jadey das Penthousedeck betreten durfte, also sollte er bald drauf kommen.«
»Hat er versucht, mit dir zu schlafen, und du hast ihn abgewiesen?«
»Ob er es versucht hat?«, sagte Jadey. »Alice, ist der Papst katholisch?«
»Und du hast nein gesagt?«
»Sechzehnjährige Jungfrauen sagen nein. Ich
erhebe Einspruch
.«
»Jadey, ich mache mir einfach Sorgen. Sex ist wichtig für die Ehe.«
»Es fehlt mir nicht mal. In letzter Zeit war alles so vorhersehbar geworden, als hätten wir es schon getan, bevor wir überhaupt anfingen – ich musste mich kneifen, um nicht dabei einzuschlafen. Vor kurzem ist mir klargeworden, dass ich schon fast mein halbes Leben lang mit Arthur verheiratet bin. Kannst du dir das vorstellen? Warum hat mir niemand gesagt, dass man mit einundzwanzig zu jung ist, um sich für jemanden zu entscheiden?«
»Mein Hausarzt sagt, man sollte zweimal pro Woche Sex haben.«
»Und du hörst auf ihn?«
»Na ja …« Normalerweise war ich bei derart intimen Fragenweniger mitteilsam als Jadey. Es gab niemanden, dem ich mehr anvertraute als ihr, aber ich war mir auch bewusst, dass ihre größte Stärke und ihr schwerwiegendstes Problem darin bestanden, dass sie gern redete. Allerdings war unser Gespräch nun mal an diesem Punkt angekommen, und es erschien mir nicht fair, übermäßig prüde zu sein, also antwortete ich: »Ich versuch es mit einem Mal pro Woche.«
»Macht es dir
Spaß
?«
»Manchmal bin ich vorher nicht in Stimmung, aber danach bin ich doch froh. Ich fühle mich ihm dann so nah.«
»Und kriegst du immer, du weißt schon, einen Sechser im Lotto?«
»Meistens«, sagte ich. »Manchmal bin ich einfach zu müde dazu.«
»Ich kann das nur, wenn die Kinder nicht zu Hause sind.«
»Dann ist es kein Wunder, dass es nicht so aufregend ist. Vielleicht solltest du dir ein paar Bücher oder Filme besorgen.«
»Redest du von
Pornos
? Empfiehlt Alice Blackwell mir gerade
Pornographie
?« Sie setzte eine gestrenge Miene auf. »So wahr mir
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