Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)
verbrachten wir also auf dem Speicherboden des Hauses von Anton Kribbe. Hier gab es reichlich Platz, und eine Dachklappesorgte für frische Luft. In einer der Ecken lag ein Haufen altes Stroh, das wir auf dem Boden verteilten. Darüber breiteten wir die Decken aus, die Anton Kribbe uns überlassen hatte.
Auf unserem Schlaflager schmiegte ich mich an Jasmins Rücken und genoss die Wärme ihres Körpers. Sie knurrte nur leise, blieb aber bei meiner Annäherung stocksteif liegen. Seitdem ich zum letzten Mal mit ihr geschlafen hatte, waren an die fünf Wochen vergangen. Mich dürstete nach ihrer Nähe, und auch wenn sie mich ständig darauf hinwies, dass sie noch immer enttäuscht von mir war, vermutete ich, dass auch Jasmin beizeiten die körperlichen Freuden vermisste.
Während ich ihren Atemzügen lauschte, dachte ich daran zurück, wie vernarrt ich vom Tag unserer ersten Begegnung an in sie gewesen war. Allerdings hatte ich damals noch einige Wochen gezögert, sie zu umwerben, denn immerhin hatte sie dem letzten Mann, der die Finger nach ihr ausgestreckt hatte, ebendiese mit einem Beil abgehackt.
Letztendlich hatte sie aber eindeutige Hinweise erkennen lassen, dass sie ebenfalls nicht abgeneigt war, mit mir das Lager zu teilen. Doch es waren natürlich nicht nur die lustvollen Momente, die uns verbanden. Das Leben schien mir an ihrer Seite beschwingter und leichter. Ich erfreute mich an jedem Moment,den Jasmin um mich war, und auch von Mieke war sie rasch wie eine Mutter akzeptiert worden.
Das alles lag nun aufgrund meiner dummen Fehltritte in Scherben. Doch vielleicht schwand Jasmins Wut allmählich. Ich war überzeugt davon, dass ihre Gefühle für mich noch nicht erloschen waren, denn sonst hätte sie unserer Gemeinschaft gewiss bereits vor Wochen den Rücken gekehrt. Es wurde Zeit für eine Versöhnung.
Ich wartete ab, bis ich Cort und auch Reynold leise schnarchen hörte, dann küsste ich Jasmins Hals und ließ meine Finger forsch auf Wanderschaft gehen. Leider wurde diese Reise jäh gestoppt, da Jasmin meine Hände fortdrängte und leise, aber unmissverständlich zischte: »Nicht!«
»Komm schon«, säuselte ich. »Vergiss deinen Hader in dieser Nacht. Lass es uns einfach genießen.«
Jasmin fuhr hoch in die Hocke und stieß mich zurück. »Was bin ich für dich? Deine Hure? Du bist widerlich.«
Sie griff nach ihrer Decke und kroch auf die andere Seite des Dachspeichers, so dass Cort und Reynold zwischen uns lagen und sie vor meinen Fingern sicher war.
Mit einem Gefühl der Ernüchterung drehte ich mich um und versuchte, meine wollüstigen Gedanken zu vertreiben. Glücklicherweise übermannte michrasch die Müdigkeit, und ich fiel in einen tiefen und erfrischenden Schlaf.
Am nächsten Morgen machten wir uns bereit zum Aufbruch. Der Plan war es, dass ich mich mit Reynold zum ehemaligen Kloster der Benediktinerinnen begeben würde, während Jasmin und Cort sich darum kümmern sollten, Verpflegung aufzutreiben. Bevor wir uns auf den Weg machten, legten wir alle Waffen sowie die bunten Schärpen und Bänder ab. Von nun an würden wir uns nicht länger als Landsknechte ausgeben. Um so unauffällig wie möglich zu bleiben, traten wir in der Stadt als ganz normale Bürger und Mitglieder der Täufergemeinde auf.
Ich ließ mir von Anton Kribbe den Weg zum Kloster St. Aegidii beschreiben. Nach einer kargen Morgenmahlzeit brach ich mit Reynold auf. Wir folgten dem Lauf der Aa, die sich von Norden nach Süden durch die Stadt zog.
Bald darauf erreichten wir das Kloster. Zwar hatten die Benediktinerinnen die Anlage nach der Machtübernahme durch die Täufer verlassen, dennoch herrschte auf dem Hofplatz eine rege Betriebsamkeit vor. Wie in der ganzen Stadt hielten sich auch hier zumeist Frauen auf. Sie verrichteten unter freiem Himmel verschiedene Handwerksarbeiten, zerteilten Brennholz und wuschen in einem Zuber Kleidungsstücke und Laken. Reynolds Aufmerksamkeitwurde sogleich auf einen großen Topf gelenkt, der über einem Feuer hing und aus dem es verführerisch nach Fleisch und Zwiebeln duftete. Daneben befand sich eine weitere Feuerstelle, wo eine Frau auf einem flachen Stein mehrere Fladen buk.
»Hier sind wir richtig«, sagte Reynold. »Das meint zumindest mein Magen.«
»Wir sind nicht hergekommen, um uns vollzufressen, sondern um herauszufinden, wo Amalia abgeblieben ist«, erwiderte ich und machte mich sogleich daran, einige der Frauen anzusprechen und Erkundigungen einzuholen. Insgeheim keimte in mir
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