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Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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sogar die Hoffnung auf, dass Amalia vielleicht sogar zu ihrem ehemaligen Kloster zurückgekehrt war und unsere Suche schon heute erfolgreich sein würde.
    Das Ergebnis meiner Nachfragen erwies sich jedoch als Enttäuschung. Niemand hatte jemals von Amalia Clunsevoet gehört, und die meisten, mit denen ich sprach, waren ohnehin erst in Münster eingetroffen, als die Benediktinerinnen dieses Kloster bereits verlassen hatten.
    Als ich schon befürchtete, meine Bemühungen würden ohne Erfolg bleiben, machte mich eine der Waschfrauen auf eine ehemalige Nonne aufmerksam, die zwar ihrem Orden entsagt und die Erwachsenentaufe empfangen hatte, aber hier im Kloster geblieben war, um Neuankömmlinge zu versorgen und Krankezu pflegen. Sie verriet mir zudem, dass Grete Melters, so der Name dieser Frau, sich zumeist im Kapitelsaal aufhielt.
    Wir folgten diesem Hinweis und suchten den Kapitelsaal auf, der aber mehr einem Lazarett glich. Schon draußen waren mir mehrere Leute aufgefallen, die an Holzkrücken liefen und Verbände trugen. Hier jedoch kauerten auf schmalen Lagern an die fünfzig bis sechzig Frauen und Männer, die schwere Kampfverletzungen davongetragen hatten. Die meisten von ihnen hatten wohl Hieb-und Schussverletzungen erlitten. Es roch nach Blut und nach Erbrochenem. Ein unablässiges Stöhnen, Keuchen und Rufen erklang dutzendfach durch den Raum. Dies war also der Preis, den die Täufer für die siegreiche Verteidigung ihrer Stadt bezahlt hatten.
    Ein Mädchen ging durch die Reihen und verteilte Wasser an die Verwundeten. Ich fragte sie nach Grete Melters, worauf sie uns an das hintere Ende des Kapitelsaals führte, wo eine kräftig gebaute Frau mit einem strengen, kantigen Gesicht damit beschäftigt war, einem jungen Mann den Kopfverband zu wechseln. Der bedauernswerte Kerl war übel zugerichtet worden. Über seiner rechten Schläfe war ein fingerdicker Spalt zu erkennen, der sich über die gesamte Stirnseite zog. Ich nahm an, dass ihn ein Axt-oder Schwerthieb getroffen hatte.
    Eine kurze Weile verfolgte ich die geübten Handgriffe, mit der die Frau das getrocknete Blut von der Wunde ablöste und den Spalt mit einem feuchten Tuch reinigte. Dann aber räusperte ich mich und fragte sie: »Seid Ihr Grete Melters?«
    »Und wenn es so wäre?«, erwiderte sie, ohne mit ihrer Arbeit innezuhalten.
    »Wenn Ihr Grete Melters seid, dann ist Euch womöglich der Name Amalia Clunsevoet bekannt.«
    Erst jetzt schaute sie zu mir auf und runzelte die Stirn. »Amalia Clunsevoet? Die hat wie ich in diesem Kloster gelebt. In einer Zeit, bevor wir uns der wahren Gemeinde Christi angeschlossen haben.«
    Das war ein guter Anfang.
    »Hält Amalia sich hier noch auf?«, wollte ich wissen.
    Grete Melters schüttelte den Kopf. »Sie war eine der Ersten, die das Kloster verließ. Ich vermute, seit dem Tag, an dem ihr Vater sie unserer Mutter Oberin anvertraut hatte, hat sie nur auf eine solche Gelegenheit gewartet.«
    »Aber habt Ihr Kenntnis darüber, wo sie untergekommen ist? Hat sie geheiratet? Könnt Ihr uns helfen, sie zu finden?«
    Grete Melters schaute uns skeptisch an und meinte: »Vielleicht kann ich euch diesen Gefallen tun.« Sie nickte. »Ja, ich kann euch helfen, aber zuvor werdetihr beiden kräftigen Burschen eine Gegenleistung dafür erbringen.«
    »Worin soll die bestehen?«, fragte ich.
    »Arbeit«, war ihre Antwort.
    »Arbeit?«, krächzte Reynold. »Sollen wir diesen Leuten hier etwa die Knochen schienen?«
    »Das wäre zuviel Verantwortung«, sagte die Melters und verscheuchte einige Fliegen von der Wunde ihres Patienten. »Helft mir, und ich helfe euch. Und eine Mahlzeit wird für euch auch noch dabei herausspringen.«
    »Das hört sich schon besser an«, meinte Reynold. »Was sollen wir tun?«
    »Wartet kurz.« Grete Melters beendete die Wundreinigung und legte einen neuen Verband an, dann erhob sie sich und winkte uns mit sich. Sie führte uns aus einem Hinterausgang nach draußen, verschwand kurz in einem Bretterschuppen und kehrte mit einer Schaufel und einer Hacke zurück, die sie uns in die Hände drückte. Dann gingen wir auf ein Feld am Rande eines Eichenhains, auf dem mehrere Epitaphe und Steinkreuze unschwer erkennen ließen, dass es sich um den Friedhof des ehemaligen Klosters handelte.
    Grete Melters deutete auf eine freie Stelle und wies uns an: »Dort werdet ihr graben. In den vergangenen beiden Tagen sind acht unserer Brüder und Schwesternihren Verletzungen erlegen. Diese Leute müssen beerdigt werden.

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