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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
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»Das soll wohl ein Witz sein! Die sehen ja uralt aus, Sie Brite, Sie. Die haben Zähne wie Felsbrocken!«
    Brian hatte zu Goofy gesagt: »Sie haben’s gerade nötig – passen Sie lieber auf Ihre eigenen Zähne auf! Die können Sie gleich vom Boden aufsammeln, wenn Sie meine Kinder weiter beleidigen!«
    Micky hatte sich zwischen Brian und Goofy gestellt und gesagt: »Langsam! Langsam! Kommt schon, das ist Disney World!«
    Brian stand auf und studierte Evas Gesicht auf dem Foto. Warum war ihm vorher nie aufgefallen, wie unglücklich sie aussah? Er nahm sein Taschentuch und wischte den Staub vom Glas und vom Rahmen, dann stellte er es dorthin zurück, wo es die letzten sechs Jahre gestanden hatte.
    Das Haus war tot, seit Eva nicht mehr da war.

22
    Brianne saß auf ihrem schmalen Bett und starrte an die gegenüberliegende Wand. Alexander war vor einer Stunde weggefahren und hatte das Bücherregal und den Schmuck dagelassen, jedoch unwissentlich Briannes bislang unbenutztes Herz mitgenommen. In ihr jubelte es vor Freude.
    Sie sagte laut: »Ich liebe ihn.«
    Jetzt wünschte sie, sie hätte sich die Mühe gemacht, ein paar Freunde zu finden. Sie wollte jemanden anrufen und die guten Neuigkeiten loswerden. Brian junior würde nichts davon wissen wollen, Poppy würde versuchen, aus der Neuigkeit irgendeinen Nutzen ziehen, und ihre Mutter war verrückt geworden. Nur ihm konnte sie es erzählen.
    Sie nahm seine Visitenkarte und griff nach ihrem Handy. Er antwortete sofort und gesetzeswidrig – er fuhr 75 Meilen pro Stunde und befand sich auf der Mittelspur der M1 Richtung Süden.
    »Hallo?«
    »Alexander?«
    »Brianne?«
    »Ja, ich hab ganz vergessen, mich dafür zu bedanken, dass du mir Mums Kram gebracht hast. Das war sehr nett von dir.«
    »Das war keine Nettigkeit, Brianne. Ich werde dafür bezahlt.«
    »Wo bist du?«
    »Ich bin gerade auf die Autobahn gefahren. Ich bin zwischen zwei Lastern eingeklemmt. Wenn der vordere bremst, bin ich Hackfleisch.«
    Brianne rief: »Alexander, du musst sofort auflegen.«
    Sie stellte sich seinen zerfleischten Körper auf der Autobahn vor, umgeben von Rettungsfahrzeugen. Sie sah einen Hubschrauber über ihm schweben, der ihn in irgendeine Spezialklinik bringen sollte.
    Sie sagte: »Pass auf dich auf. Dein Leben ist kostbar.«
    Er tat, worum sie ihn gebeten, und legte auf. Er hatte nicht geahnt, dass dieses Mädchen so gefühlsbetont war – sie hatte kaum eine Gemütsregung gezeigt, als er ihr den Schmuck ihrer Mutter gegeben hatte.
    Brianne ging nach draußen und lief vor dem Wohnheim auf und ab. Es war ein kalter Abend und sie war nicht richtig angezogen, aber das kümmerte sie nicht. Die Ahnung einer Liebe hatte ihre Gesichtzüge weicher und ihren Rücken gerader gemacht.
    Wie hatte sie so lange leben können, ohne von seiner Existenz zu wissen?
    Der ganze Schmalz, den sie einst verachtet hatte: die Herzen, die Songs, Herz/Schmerz, die Blumen. Sie wollte, dass er ihr einen weißen Teddybär schenkte, der eine Plastikrose hielt. Bis heute waren Männer ihr egal gewesen, die meisten waren sowieso nur verzogene große Kinder. Aber er – er war anbetungswürdig.
    Er sah aus wie ein schwarzer Prinz.
    Sie hatte noch nie einem Mann erlaubt, ihre Brüste zu berühren oder das, was sie ihre Intimteile nannte. Doch als sie so in der Kälte auf und ab lief, fühlte sie ihren Körper schmelzen, zerfließen. Sie verzehrte sich nach ihm. Ohne ihn war sie nicht komplett.
    Poppy sah aus ihrem Fenster und war verwundert, Brianne im Schlafanzug draußen auf und ab laufen zu sehen, ihr Atem in der Kälte sichtbar wie Ektoplasma. Sie klopfte gegen die Scheibe und Brianne blickte auf, winkte und lächelte. Poppy fragte sich, welche Droge sie genommen hatte. Sie warf sich den roten Seidenkimono über, den sie bei Debenhams geklaut hatte, und lief nach unten.

23
    Einen Tag vor der Guy Fawkes Night gingen schon verfrühte Feuerwerksraketen hoch, als Brian und Titania zur eilig einberufenen Personalversammlung im National Space Center stießen.
    Titanias Ehemann Guy Noble, von seinen Freunden »Gorilla« genannt, hatte sich schriftlich bei Professor Brady beschwert, seine Frau hätte »eine stürmische Affäre mit diesem Blödmann Dr. Brian Biber«. Titania hatte gestanden, Sex im Reinraum gehabt zu haben, wo die nächste Generation Mondsonden lagerte. Sie hießen Walkers auf dem Mond, nach ihrem Hauptsponsoren, einem Kartoffelchip-Hersteller.
    Die gesamte Belegschaft nahm an der Besprechung teil,

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