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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
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Schmelzen zu und warf zwei Scheiben Weißbrot hinein.
    »Nein, Mann!«, brach es aus Alexander heraus. »Lass das Fett erst heiß werden!«
    Hastig wendete Brian das Brot und zerschlug ein Ei zwischen den Scheiben. Noch bevor das Eiweiß fest war, schob er den Eiermatsch auf einen kalten weißen Teller. Er aß im Stehen am Tresen.
    Alexander sah ihm angewidert zu. Bei Alexander war jede Mahlzeit ein Ereignis. Wer mit aß, musste sich hinsetzen, Tischdecke und das richtige Besteck gehörten dazu, Kinder unter zehn hatten keinen Zugriff auf Ketchupflaschen, und vorher mussten die Hände gewaschen werden. Wer aufstehen wollte, musste um Erlaubnis bitten. Alexander behauptete, Essen, das nicht mit Liebe gekocht war, sei schlechtes Essen.
    Brian war über die schleimige Masse hergefallen wie ein Hund, der am Verhungern war. Nachdem er fertig war, wischte er sich den Mund und stellte den Teller und die Gabel, die er benutzt hatte, in den Geschirrspüler.
    Alexander seufzte: »Setz dich, Mann. Jetzt koche ich. Sieh zu, dann kannst du noch was lernen.«
    Brian, der immer Hunger hatte, setzte sich.

20
    Am nächsten Morgen brachte Ruby Evas und Brians Wäsche. Sie war gebügelt und so makellos in einem Bastwäschekorb zusammengelegt, dass Alexander, der zehn Minuten vorher gekommen war, um den Teppich aus Evas Schlafzimmer zu entfernen, fast zu Tränen gerührt war über die Mühe, die sie sich gemacht hatte.
    Als Ruby fragte: »Kinder in der Schule?«, konnte er kaum antworten.
    Er hatte die ersten zehn Jahre seines Lebens in Schmutz und Chaos verbracht und war immer extra früh aufgestanden, um in dem Kleiderhaufen auf dem Schlafzimmerboden die am wenigsten dreckigen Sachen für die Schule herauszusuchen.
    Als Ruby nach oben humpelte, legte Alexander sein Gesicht auf die Wäsche und atmete tief ein.
    Nachdem er Evas Bett mit ihr darin im Zimmer hin und her geschoben hatte, war Alexander kurz davor, die Geduld zu verlieren, doch er sagte nur: »Es wäre sehr viel einfacher, wenn du aufstehen würdest.«
    Sie sagte: »Wenn du es nicht allein schaffst, frage ich Brian, ob er uns helfen kann, wenn er von der Arbeit kommt.«
    »Nein«, sagte Alexander. »Ich mach das schon.«
    Schließlich gelang es ihm, nach viel Zuspruch von Eva, den Teppich aufzurollen, zusammenzubinden und aus dem Fenster zu werfen. Er ging nach unten und klemmte ein Post-it unter die Schnur, die ihn zusammenhielt. Darauf stand: »ZU VERSCHENKEN.«
    Als er Tee und Toast gemacht hatte und eine leere Milchflasche auf die Treppe stellte, war der Teppich weg. Auf die Rückseite des Notizzettels stand geschrieben: »VIELEN DANK. SIE HABEN KEINE AHNUNG, WAS MIR DAS BEDEUTET.«
    Während Alexander die alten Dielen abzog, kniete Eva auf dem Bett und blickte aus dem offenen Schiebefenster. Sie trug eine Atemschutzmaske, was schnell zu einem Gerücht in der Nachbarschaft führte, gestreut von Mrs. Barthi, der Frau des Zeitschriftenhändlers, Brian habe seine Frau mit irgendwelchen Mondbazillen infiziert und die Behörden hätten Quarantäne über sie verhängt.
    Später an jenem Nachmittag stand Brian vor einem Rätsel, als sich die Schlange beim Zeitschriftenhändler auflöste, bevor er sie erreichte.
    Mr. Barthi verbarg seine Nase hinter einem Taschentuch und sagte: »Sir, Sie sollten nicht draußen rumlaufen und Ihre Mondbazillen in unserem Viertel verteilen.«
    Brian brauchte so lange, um Mr. Barthi die Situation zu Hause zu erklären, dass der Zeitungsverkäufer anfing sich zu langweilen und sehnlichst hoffte, der bärtige Kunde würde den Laden verlassen. Doch dann hielt Mr. Biber zu seinem Entsetzen auch noch einen langatmigen Vortrag über das Nichtvorhandensein von Bazillen auf dem Mond, der irgendwie in einen Monolog über das Nichtvorhandensein einer Atmosphäre auf dem Mond überging.
    Irgendwann, nach vielen vergeblichen Andeutungen – er gähnte zum Beispiel laut und vernehmlich – schloss Mr. Barthi den Laden vorzeitig. »Sonst wäre ich ihn nie losgeworden«, sagte er zu seiner Frau.
    Sie drehte das »GEÖFFNET«-Schild wieder zur Straßenseite und sagte: »Und warum hast du Tränen in den Augen, du dummer, dicker Dussel?«
    Mr. Barthi sagte: »Ich weiß, du wirst dich über mich lustig machen, Sita, aber ich war tatsächlich zu Tränen gelangweilt. Nächstes Mal, wenn er in den Laden kommt, kannst du ihn bedienen.«
    Als Brian aus der Metzgerei kam, wo er ein Rumpsteak für sich und acht Chipolata-Würstchen für Eva gekauft hatte, sah er das Licht

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