Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
in der Tasche.
»Diesen Blick hatte sie schon immer«, sagte Ruby und blieb in der Asia-Food-Abteilung stehen. »Ich wollte schon immer mal eine Chinapfanne machen, aber ich besitze keinen Wonk.«
Brian machte sich nicht die Mühe, seine Schwiegermutter zu korrigieren. Er wollte sich auf Eva konzentrieren und den Grund, warum sie das, was einst ihr gemeinsames Bett gewesen war, nicht verlassen wollte.
Er war kein schlechter Ehemann, fand er. Er hatte sie nie geschlagen, jedenfalls nicht fest. Einmal hatte er sie ein bisschen herumgeschubst – nachdem er eine Valentinskarte gefunden hatte, die sie bekommen und hinter dem Boiler versteckt hatte, auf der stand: »Eva, verlass ihn, komm zu mir.« Da hatte er sie kopfüber vom Treppenabsatz baumeln lassen. Das sollte natürlich ein Witz sein. Allerdings hatte er Mühe gehabt, sie wieder hochzuziehen, und kurz hatte es so ausgesehen, als würde er sie runterfallen lassen. Aber Eva hätte wirklich nicht so laut schreien müssen. Das war pure Panikmache.
Sie hatte sehr wenig Sinn für Humor, fand er – obwohl er sie mit anderen oft lachen hörte.
Er und Titania lachten andauernd. Beide liebten Benny Hill und The Goons. Titania war urkomisch, wenn sie nachahmte wie Benny Hills »Ernie (The Fastest Milkman In The West)« sang. Es hatte ihr auch nichts ausgemacht, in das Staubecken des Rutland Water geworfen zu werden. Sie hatte darüber gelacht.
Jetzt fragte Ruby ihn, wie viel Wonks kosteten.
»Etwa vierzig Pfund«, schätzte er.
Sie schauderte und sagte: »Nein, das lohnt sich für mich nicht mehr. Meine Uhr ist ohnehin abgelaufen.«
Brian holte Evas Einkaufsliste hervor. Er zeigte sie Ruby, und beide lachten. Eva hatte geschrieben:
2 Croissants
Basilikum
große Tüte gemischte Nüsse
Bananen
Weintrauben (wenn möglich kernlos)
6 Eier von freilaufenden Hühnern
2 Rollen Smarties für Alex’ Kinder
Red-Leicester-Käse
1 Mozzarella
2 feste Fleischtomaten
kleines Meersalz
1 Streuer schwarzer und roter Pfeffer
4 große Flaschen San Pellegrino (H2O)
2 Tüten Grapefruitsaft
kleines, scharfes Messer
1 Flasche Olivenöl Extra Vergine
1 Flasche Balsamico-Essig
1 große Flasche Wodka (nicht Smirnoff)
2 große Flaschen Diätlimonade (nur Schweppes)
Vogue
Private Eye
Spectator
Dunhill Menthol-Zigaretten
Nachdem sie Tränen gelacht hatte, musste Ruby sich das Gesicht abtrocknen. Keiner von ihnen hatte ein Taschentuch, aber da sie gerade den Gang mit dem Klopapier entlanggingen, öffnete Ruby eine Packung und nahm eine Rolle heraus. Als sie das Ende der Rolle nicht fand, kam Brian ihr zu Hilfe. Ärgerlicherweise war das Ende der Rolle mit den anderen Blättern darunter zusammengeklebt. Nachdem er einige Augenblicke damit gekämpft hatte, machte er seinem Frust lautstark Luft, riss einen Batzen Papier aus der Rolle und stopfte den Rest wieder ins Regal.
Ruby lachte, als sie das San Pellegrino fanden, und noch mehr, als sie das Extra-Vergine-Olivenöl sah. »Ich habe Eva immer Olivenöl in die Löffel gegossen, wenn sie Ohrenschmerzen hatte«, sagte sie. »Und jetzt gießt sie es über ihren Salat.« In der Zeitungsabteilung war sie empört über den Preis der Vogue. »Vier Pfund zehn? Dafür kann ich zwei Packungen Backofen-Pommes kaufen! Die macht sich einen Spaß, Brian. An deiner Stelle würde ich sie aushungern.« Und sie echauffierte sich über die Croissants. »Das ist doch nichts weiter als ein bisschen Teig und Luft!«
»Was Essen angeht, war sie schon immer ein Snob«, sagte Brian.
»Das fing an, nachdem sie mit der Schule in Paris war«, sagte Ruby. »Als sie zurückkam, war sie total eingebildet. Es ging nur noch merci hier und bonjour da, und ›Ach, das Brot, Mum!‹ Und Tag und Nacht hatte sie die kleine Frau mit der markerschütternden Stimme laufen.«
»Edith Piaf«, sagte Brian. »Den Froschfresser kenn ich nur zu gut.«
»Nach der Schule fuhr sie wieder hin«, sagte Ruby. »Für die Fahrkarte nach Paris hat sie in einer Frittenbude Doppelschichten gearbeitet.«
Brian war verblüfft. »Das hat sie mir nie erzählt. Wie lang war sie dort?«
»Genau ein Jahr. Sie kam mit einem Louis-Vuitton- Koffer voll schöner Kleider und Schuhe zurück. Handgemacht! Und das Parfum! Große Flaschen. Sie hat nie darüber geredet. Ich glaube, irgendein reicher französischer Homo hat ihr das Herz gebrochen.«
Sie blockierten den Gang. Eine junge Frau mit Kleinkind im Einkaufswagen fuhr in sie hinein. Das Kind rief: »Noch mal!«
»Was hat sie in
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