Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
kugelförmiges Objekt zusteuerte. Der Raum war voll mit Leuten, die stumm auf die Bildschirme starrten. Einige seiner Kollegen drängelten sich näher und spähten nervös über Brians Schulter, als seine Finger über die Tastatur flogen.
Lederhose sagte: »Vielleicht wäre es gut, wenn Sie Ihre australischen Daten noch einmal prüfen, Dr. Biber, bevor sich die Augen der ganzen Welt auf uns richten. Es wäre irgendwie unschön, wenn wir uns irren.«
Brian sagte: »Ich bin fast sicher. Aber die Computermodelle stimmen nicht alle überein.«
»Fast!«, grölte Lederhose. »Sollen wir den Premierminister, den UNO-Generalsekretär und den Präsidenten der Vereinigten Staaten wecken, um ihnen zu sagen, dass wir fast sicher sind, dass die Erde am Arsch ist?«
Brian erklärte pedantisch: »Man weckt nicht den Präsidenten. Der Anruf geht an den zuständigen Beamten bei der NASA in Washington.« Dann fuhr er mit schwacher Stimme fort: »Es könnte sein, dass die Metadaten der Sternkarten fehlerhaft sind. Wir haben immer gewusst, dass die Eingliederung unserer Datenbank möglicherweise eine Fehlerquelle ist. Und ich habe mich auf Dr. Abbots Interpolationsverfahren verlassen …«
Lederhose rief: »Und wo ist sie, wenn man sie braucht? Im Scheißmutterschaftsurlaub auf ihrem schönen walisischen Berg, wo sie das sabbernde Mondgesicht stillt, ohne Festnetz, ohne Handynetz, und das Modernste, was sie in dieser verschimmelten Bruchbude namens Cottage hat, ist ein verfickter Dualit-Toaster. Schaffen Sie diese Lauchfresserin irgendwie her!«
Ein paar Stunden später, als Mrs. Hordern mit ihrer Bohnermaschine erneut am Büro vorbeiging, spähte sie vorsichtig durch die halboffene Tür und sah eine kleine Menschenmenge lachen und Hände schütteln. Die Szene erinnerte sie an Skippy, das Buschkänguru, wenn er und seine menschlichen Freunde am Ende jeder Episode ihre Probleme bewältigt hatten.
Brian saß abseits, die Hände ineinander verschränkt, und starrte zu Boden.
Als Mrs. Hordern ging, begegnete sie Wayne Tonkin. Er polierte seinen neuen fahrbaren Rasenmäher.
Er unterbrach seine Arbeit und sagte: »Also geht die Welt doch nicht nächste Woche unter. Biber, der Depp, hat sich verrechnet. Dieser Asteroid verfehlt uns um siebenundzwanzig Millionen Meilen.«
»Irgendwie hatte ich mich schon gefreut, dass Weihnachten ausfällt«, sagte Mrs. Hordern. »Ist immer so ein Stress. Außer mir rührt keiner zu Hause einen Finger.«
Wayne verdrehte die Augen und ließ den Motor des Rasenmähers an. Er konnte es kaum erwarten, ihn zu benutzen, aber das Dreckswetter würde ihn noch ein paar Monate zappeln lassen.
27
Brian junior und Brianne waren nicht ganz sicher, wie es kam, dass Poppy im Auto ihres Vaters saß, als er sie für die Weihnachtsferien in Leeds abholte. Keiner der beiden wollte sie im Wagen haben, oder im Haus, und die Aussicht, ganze vier Wochen mit ihr zu verbringen, fanden beide gruselig.
Poppy hatte erfahren, dass Brian erwartet wurde, und trieb sich unten in der Lobby herum, um sich ihm vorzustellen. Sie hatte die Zwillinge über den unterirdischen Kleidergeschmack ihres Vaters lästern hören – und sie hatte ein Foto von Dr. Biber gesehen, auf dem sein Gesicht hinter einem wuchernden schwarzen Bart versteckt war – deshalb wusste sie, wonach sie Ausschau halten musste. Diverse ähnliche Kandidaten durchquerten die Lobby, bevor Dr. Biber auftauchte.
Als Brian auf den Knopf drückte, um den ächzenden Fahrstuhl zu rufen, schlüpfte Poppy neben ihn und sagte: »Der Fahrstuhl ist wahnsinnig langsam. Manchmal komme ich mir vor wie in einem Samuel-Beckett- Stück.«
Brian lachte. In einer Studentenaufführung von Warten auf Godot hatte er Lucky gespielt und war für seine »hektische Energie« gelobt worden.
Während sie langsam in den sechsten Stock fuhren, erzählte Poppy Brian, dass ihre Eltern im Ninewells Hospital in Dundee im Koma lagen. Es war das erste Mal, dass sie Weihnachten allein war, sagte sie.
Brian dachte schon, sie würde weinen. Sie tat ihm leid.
In Poppys Gehirn blitzte eine Erinnerung auf. Die Wikipedia-Seite für das Ninewells Hospital. Sie lächelte tapfer und sagte: »Aber Mum und Dad haben gewissermaßen Glück im Unglück. Sie liegen im ersten Frank- Gehry-Gebäude in ganz Großbritannien. Bob Geldof hat es eingeweiht. Ich kann es kaum erwarten, ihnen das zu erzählen … wenn sie aufwachen.«
»Ja, ich mag Gehrys Arbeit«, sagte Brian. »Sehr Weltraum-Zeitalter. Erinnert mich
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