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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
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fragte Brianne bitter.
    Poppy wandte den Kopf und sagte: »Das ist schockierend – eine Mutter, die nicht mit ihren Kindern telefoniert.«
    Brian sagte: »Da haben Sie recht, Poppy.«
    Brian junior sagte zu Brianne: »Wir hätten es ja weiter versuchen können.«

28
    Eva sehnte sich danach, die Zwillinge in den Armen zu halten, um so mehr, als sie nicht dafür zuständig war, ihre Zimmer aufzuräumen oder ihre Betten zu beziehen, und jemand anders für sie kochte und ihre Weihnachtsgeschenke besorgte. Und vielleicht war Brian jetzt mal an der Reihe, sich über ihre Trägheit und Unordnung zu ärgern.
    »Ja«, dachte sie. »Ja, soll jemand anders unter ihre Betten kriechen und die Cornflakes-Schalen mit der angetrockneten Milch darunter hervorholen. Die braunen Apfelgehäuse, verschrumpelten Bananenschalen und die dreckigen Socken.« Sie lachte laut in ihrem reinen, weißen Zimmer.
    Brianne und Brian junior waren schockiert, als sie ihre Mutter in der weißen Zelle im Bett sitzen sahen, die einst das Schlafzimmer ihrer Eltern gewesen war. Eva breitete die Arme aus, und die Zwillinge ließen sich hineinsinken.
    Sie konnte nicht sprechen. Sie war überwältigt vor Freude, sie zu halten, ihre Körper zu fühlen – die sich in den letzten drei Monaten spürbar verändert hatten.
    Brianne musste dringend ihre Haare schneiden. Eva dachte: »Ich gebe ihr sechzig Pfund, damit sie zu einem anständigen Friseur gehen kann.«
    Brian junior war aufgeregt – Eva konnte spüren, wie er die Muskeln anspannte – und hatte sich ungewöhnlicherweise einen Dreitagebart stehen lassen, wodurch er, wie sie fand, an einen blonden Orlando Bloom erinnerte. Briannes schwarze Gesichtbehaarung dagegen schrie nach einem Waxing-Termin.
    Sie lösten sich von ihr und setzten sich verlegen auf die Bettkante.
    Eva sagte: »Also, erzählt mir alles. Seid ihr in Leeds glücklich?«
    Die Zwillinge sahen sich an, und Brianne sagte: »Eigentlich schon, bis auf …«
    Unten hörte Eva jemanden rufen: »Wow, ich fühl mich schon wie zu Hause!«
    Erneut wechselten die Zwillinge einen Blick, dann standen sie auf und eilten aus dem Zimmer.
    Brian rief nach oben: »Zwillinge, helft mir mit dem Gepäck!«
    Man hörte donnernde Schritte auf der Treppe, und dann warf sich ein sonderbares Mädchen in einem schäbigen Cocktailkleid, über dem sie einen Altherren-Bademantel trug, dessen Gürtel sie sich nach Gaddafi-Art um den Kopf gewickelt hatte, in Evas Arme. Eva tätschelte ihr Rücken und Schultern und bemerkte, dass die weißen BH-Träger des Mädchens schmuddelig waren.
    »Bob Geldof hat vierundzwanzig Stunden am Bett meiner Eltern Wache gehalten«, verkündete das merkwürdige Mädchen.
    Eva fragte: »Warum?«
    »Das wissen Sie nicht?«, sagte das Mädchen. »Ich bin Poppy. Ich bin die beste Freundin von Brianne und Brian junior.«
    Eva konnte Brian junior und Brianne ächzen hören, als sie mit Poppys Gepäck die Treppe hinaufwankten, und war verdutzt, als Poppy rief: »Ich hoffe, das ist nicht mein Gepäck, das ihr da durch die Gegend schleudert. In den Koffern sind wertvolle Kunstobjekte.« Sie stand von Evas Bett auf und ging ins Bad, wobei sie die Tür angelehnt ließ.
    Wenige Sekunden später hörte Eva Poppys einseitiges Gespräch.
    »Hallo, die Intensivstation, bitte.«
    Schweigen.
    »Hallo, ist da Schwester Cooke?«
    Schweigen.
    »Mir geht es gut. Ich bin bei Freunden auf dem Land.«
    Schweigen.
    »Wie geht es Mum und Dad?«
    Schweigen.
    »Oh, nein! Soll ich kommen?«
    Schweigen.
    »Sind Sie sicher? Ich könnte bequem …«
    Schweigen.
    »Was glauben Sie, wie viel Zeit ihnen noch bleibt? Sagen Sie es mir, ich muss es wissen!«
    Schweigen.
    »Nein! Nein! Nicht sechs Wochen! Ich wollte, dass sie meinen Abschluss noch erleben.«
    Schweigen.
    »Es bricht mir das Herz, wenn ich mir vorstelle, dass es ihr letztes Weihnachten ist! [Pause] Vielen Dank, Schwester, aber ich tue nur, was jede liebende Tochter für ihre sterbenden Eltern tun würde.«
    Schweigen.
    »Ja, ich wünschte, ich hätte das Geld, sie über die Weihnachtsferien zu besuchen, aber ich bin pleite, Schwester. Ich habe mein ganzes Geld für Bahnfahrkarten und äh … Weintrauben ausgegeben.«
    Schweigen.
    »Nein, ich bin Einzelkind und ich habe keine lebenden Verwandten. Meine Familie wurde von der letzten Hühnergrippe-Epidemie ausgelöscht. Aber, na ja.«
    Schweigen.
    »Nein, ich bin nicht tapfer. Wenn ich tapfer [schluchz] wäre [schluchz], würde ich jetzt nicht heulen.«
    Eva sank in

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