Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
Polizist die Stimme erhoben. Sie sieht nicht aus wie jemand, der in der Zelle verprügelt wurde.« Brianne sah Brian vorwurfsvoll an. »Schick sie weg, Dad! Jetzt!«
»Soll ich etwa vierzehn Tage vor Weihnachten ein junges mittelloses Mädchen raus in den Schnee schicken?«
»Sie ist ja wohl kaum das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern! Sie fällt immer auf die Füße!«
Brian junior sah das genauso: »Poppy gewinnt immer. Sie glaubt, allen anderen Menschen überlegen zu sein. Sie denkt, wir sind Untermenschen, nur dazu da, ihr zu dienen.«
Poppy erschien in der Tür und hielt sich den Bauch. Sie sagte schwach: »Ich hab einen Krankenwagen gerufen. Ich glaube, ich habe eine Fehlgeburt.«
Brian stützte sie und führte sie zum Suppensessel.
Sie sagte: »Ich darf dieses Baby nicht verlieren, Brian junior. Es ist alles, was mir bleibt … jetzt, wo ich dich verloren habe.«
Eva bemerkte: »Das schreckliche Dilemma, vor dem wir hier stehen, Brian, ist, dass sie vielleicht die Wahrheit sagt.«
Eva sah von ihrem Bett aus zu, wie Poppy nach draußen zum Krankenwagen getragen wurde. Sie war in eine rote Decke gehüllt.
Es fiel jetzt dichter Schnee.
Poppy hob eine Hand und winkte Eva schwach.
Eva winkte nicht zurück. Ihr Herz war kalt wie das Straßenpflaster draußen. Sie wollte den Eindringling loswerden.
Um elf Uhr abends rief eine Krankenhausangestellte an, um ihnen mitzuteilen, dass Poppy entlassen worden war und ob jemand sie abholen könnte.
Als Brian im Wartezimmer der Notaufnahme ankam, fand er Poppy auf drei Plastikstühlen liegend, eine Pappschale in den Händen und ein Bündel Taschentücher vor dem Mund.
Sie sagte: »Gott sei Dank sind Sie hier, Dr. Biber! Ich hatte gehofft, dass Sie kommen würden.«
Ihre Blässe, die Zartheit ihrer Finger, die die Schüssel hielten, berührten etwas in Brian. Er legte eine Hand unter ihre Schultern und hob sie ins Sitzen. Sie zitterte. Brian zog ihr seine Fleecejacke an, lieh sich einen Rollstuhl und setzte sie hinein, obwohl sie protestierte. »Ich kann wunderbar allein gehen.«
Der Schnee bedeckte Bürgersteige und Häuser und verlieh den brutalen Krankenhausblöcken eine gewisse Milde. Als sie zu Brians Auto kamen, schloss er auf, hob Poppy behutsam auf den Rücksitz und deckte sie zu. Den Rollstuhl ließ er am Parkplatzrand stehen. Normalerweise hätte er ihn zurückgebracht, aber er wollte sie nicht allein lassen.
Er fuhr vorsichtig. Die Hauptstraßen waren gestreut, doch der Schnee fiel so schnell, dass sie bald wieder bedeckt waren.
Von Zeit zu Zeit wimmerte Poppy.
Brian wandte den Kopf, so weit es ging, und sagte: »Wir sind bald da, Kleines.« Er hätte sie gern gefragt, ob sie eine Fehlgeburt erlitten hatte, doch er sah ein, dass er zu wenig über Frauen und ihre Gefühle wusste, und die Vorstellung, über gynäkologische Details zu sprechen, war ihm unbehaglich.
Das Schneetreiben war zu einem Schneesturm angewachsen. Er öffnete sein Fenster, konnte den Rand des Bürgersteigs jedoch nicht erkennen. So fuhr er noch ein paar Minuten weiter und dann, nur hundert Meter vom Haus entfernt, hielt er mit laufendem Motor an.
Poppy setzte sich auf und sagte schwach: »Ich liebe Schnee, Sie nicht auch, Dr. Biber?«
Brian sagte: »Bitte, nenn mich doch Brian. Es ist in der Tat ein fantastischer Stoff. Wusstest du, Poppy, dass keine zwei Schneeflocken gleich sind?«
Poppy schnappte nach Luft, obwohl ihr diese Eigenschaft der Schneeflocken seit der Vorschule bekannt war. »Dann ist jede einzigartig?«, sagte sie mit Staunen in der Stimme.
Brian erinnerte sich: »Die Zwillinge haben in ihrem ersten Krippenspiel Schneeflocken gespielt. Die beschränkte Lehrerin hatte ihnen identische Kostüme gemacht. Niemandem im Publikum ist das aufgefallen, außer mir. Mir hat das alles verdorben.«
Poppy sagte: »Ich war immer Maria.«
Brian betrachtete sie aufmerksam. »Ja, ich sehe, warum man dich auserwählt hat.«
»Meinst du, du kannst sehen, dass ich die Auserwählte bin?«
»Oh, ja«, sagte Brian.
Poppy beugte sich vor, nahm Brians Hand vom Lenkrad und küsste sie. Sie kletterte nach vorn, über den Schaltknüppel, und setzte sich auf seinen Schoß. Sie sagte mit ihrer Kleinmädchenstimme: »Bist du mein neuer Daddy?«
Brian erinnerte sich an das letzte Mal, als Titania auf seinem Knie gesessen hatte. In letzter Zeit hatte sie zugenommen, und es war eine ziemlich schmerzhafte Erfahrung gewesen. Jetzt wollte er Poppy auf den Beifahrersitz schieben, bevor
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