Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
einzuladen. Sie dachte an eine weiße Tischdecke, einen Tortenständer und dreieckige Gurkensandwiches auf einem Porzellanteller. Doch zu ihrer Schande hatte sie, obwohl sie mindestens zweimal täglich an seiner Haustür vorbeiging, so eine Einladung nie ausgesprochen.
Eva war wütend auf Brian. Poppy in die ohnehin angespannte Atmosphäre des Hauses zu bringen war, als würde man Nitroglyzerin auf eine Hüpfburg mitnehmen. Sie sagte: »Brian, geh diese tückische kleine Zicke suchen. Du bist für sie verantwortlich.«
Ein paar Minuten später sah sie Brian in seinen Pantoffeln ans Ende der Straße laufen, wo Polizeiautos, Motorräder und ein Hundetransporter zu parken versuchten.
Brian wandte sich an eine stämmige Polizistin. Er fragte sich, wer oder was ihr die Nase gebrochen hatte.
Er sagte: »Ich glaube, ich kann den ganzen Stalker- Quatsch aufklären.«
»Sind Sie der Gentleman, den wir suchen, Sir?«, fragte Wachtmeister Judith Cox.
»Mitnichten! Ich bin Dr. Brian Biber.«
»Sind Sie in Ihrer Eigenschaft als Arzt hier, Dr. Biber?«
»Nein, ich bin Astronom.«
»Dann sind Sie gar kein Arzt, Sir?«
»So weit ich weiß, lernt ein Arzt nur sieben Jahre, wogegen wir Astronomen bis zu dem Tag lernen, an dem wir sterben. Jeden Tag werden neue Sterne und neue Theorien geboren …«
»Biber, wie das eifrige kleine Nagetier?« Bevor Brian etwas sagen konnte, fügte sie hinzu. »Es gibt da eine Frage, die ich Ihnen gern stellen möchte, Dr. Biber.«
Brian setzte sein professionelles Zuhör-Gesicht auf.
»Ich bin Widder. Ein Kollege hat mich gefragt, ob ich mit ihm ausgehe. Meine Frage ist, er ist Schütze, passen wir zusammen?«
Verärgert erwiderte Brian: »Ich sagte Astronom. Wollen Sie mich provozieren?«
Sie lachte. »Kleiner Scherz, Sir. Ich mag es auch nicht, wenn man mich Bulle nennt.«
Brian begriff den Zusammenhang nicht, fuhr aber fort: »Ich kann persönlich für Stanley Crossleys Charakter bürgen. Er ist ein Gelehrter und ein Gentleman, und ich wünschte, es gäbe in England mehr Menschen wie ihn.«
Wachtmeister Cox sagte: »Das mag ja stimmen, Sir, aber soweit ich weiß, sind Peter Sutcliffes ausgezeichnete Manieren in Broadmoor legendär.« Sie lauschte dem Knistern ihres Funkgeräts am Jackenaufschlag, sagte: »Nein, meins ist das Rinder-Chow-Mein mit Austernsauce«, hinein, winkte Brian und ging in den Park, um Poppy, das Opfer, zu verhören.
Eva kniete auf ihrem Bett und sah aus dem Fenster, als Stanley Crossley in einem Polizeiauto vorbeifuhr. Sie dachte, er würde vielleicht zum Haus sehen, also winkte sie, doch er starrte geradeaus. Es gab nichts, das sie tun konnte, um ihm zu helfen, und es gab nichts, das sie tun konnte, um sich selbst zu helfen. Sie war erfüllt von primitivem Zorn und verstand zum ersten Mal, wie leicht es war, jemanden umzubringen.
Ein weiteres Polizeiauto fuhr am Haus vorbei. Poppy saß darin, und es schien, als würde sie weinen.
Eva sah Brian die Straße hinauftrotten. Sein Bart flatterte im Wind, und er hielt den Kopf im Schneegestöber gesenkt. Sie graute sich davor, dass er hochkommen und berichten würde, was passiert war.
»Im Moment«, dachte sie, »würde ich sogar ihn gern umbringen.«
Brian platzte in Evas dunkles Zimmer wie ein dienstbeflissener, haariger Hermes, der unbedingt seine Nachricht loswerden wollte. Er schaltete das Deckenlicht an und sagte: »Poppy ist völlig verstört und selbstmordgefährdet. Ich weiß nicht, was ich mit ihr machen soll.«
Eva fragte: »Wie geht es Stanley?«
»Du weißt ja, wie diese alten Soldaten sind – hat nicht mit der Wimper gezuckt. Oje!«, rief Brian. »Das hätte ich nicht sagen sollen, wo er doch gar keine Wimpern hat. Ich frage mich, was die politisch korrekte Bezeichnung für jemanden wie Stanley wäre?«
Eva sagte: »Man nennt ihn einfach Stanley.«
»Ich soll dir etwas von ihm ausrichten. Er würde gern mal vorbeischauen und dich besuchen, noch vor Weihnachten.«
»Kannst du mir meinen Stuhl hochbringen?«, fragte Eva.
»Den Suppensessel?«
Sie nickte und sagte: »Ich will auf Augenhöhe mit den Leuten reden, und wo Weihnachten vor der Tür steht …«
29
Am nächsten Morgen, als Brian und Brian junior den Sessel hereintrugen und neben dem Bett abstellten, fragte Eva: »Na, was treibt Fräulein Melodrama?«
»Sie sagt, sie hat Bauchweh«, sagte Brianne, die im Türrahmen auftauchte.
»Offenbar war die Polizei ziemlich grob zu ihr«, sagte Brian.
»Wahrscheinlich hat nur irgendein
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