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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
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sie schwer verletzt ist, wird sie sterben.«
    Eva widersprach: »Es muss doch etwas geben …«
    »Mach das Fenster zu, der Schnee fällt auf dein Bett.«
    Sie schloss das Fenster und sagte: »Und wenn ich sie ins Haus hole?«
    Brian junior schrie: »Nein! Das Leben ist hart! Die Natur ist grausam! Die Starken fressen die Schwachen! Alles stirbt! Auch du, Mum, mit deinem Riesenego, nicht mal du wirst dem Tod entgehen!«
    Eva war zu schockiert, um zu sprechen.
    »Frohe Weihnachten!«, sagte Brian junior.
    »Frohe Weihnachten«, antwortete Eva.
    Nachdem er gegangen war, kroch sie unter die Decke, während die Amsel ihren Klagerufe fortsetzte.
    »Gack-ack-ack.«
    Brian hatte sich auf sein erstes Weihnachtsessen vorbereitet, indem er Zeitangaben und Tipps in den Kochbüchern studierte, die er Eva im Laufe der Jahre geschenkt hatte: »Delia«, »Jamie«, »Rick«, »Nigel«, »Keith«, »Nigella« oder »Marguerite«, wie Eva sie nannte.
    Nach sorgfältiger Lektüre hatte er ein bombensicheres Computerprogramm entworfen, dem er mit einer Stoppuhr in der einen Hand und verschiedenen Gerätschaften – zum Schlagen, Marinieren, Schneiden, Abtropfen, Rühren, Pellen, Pürieren, Öffnen, Gießen und Mixen – in der anderen folgen wollte. Seine Gäste hatte er für 12.45 Uhr bestellt, um vorweg einen Aperitif zu nehmen und Nettigkeiten auszutauschen. Nicht später als um 13.10 Uhr sollten sie am Esstisch sitzen, für die Vorspeise aus Avocado und Lavendelsoufflé.
    Er bedauerte, dass Poppy zu ihren sterbenden Eltern nach Dundee gefahren war. Er hatte gehofft, sie mit seinen kulinarischen Fähigkeiten über Weihnachten zu beeindrucken. Sie war am Abend zuvor abgereist, in Brians Fünfzig-Prozent-Kaschmirmantel, mit nur einer kleinen Tasche. Das restliche Chaos ließ sie im Wohnzimmer verteilt zurück. Brian hatte eine Stunde gebraucht, bis der Raum wieder vorzeigbar war.
    Am Vormittag kam Brianne in Evas Zimmer, in dem Seidenpyjama mit Teerosenmuster, den Eva bezahlt und den Alexander über sein Handy im Internet bestellt hatte. Das Ganze hatte weniger als fünf Minuten gedauert.
    Brianne hatte irgendetwas Gutes mit ihren Haaren gemacht, und ihr Gesicht wirkte weniger hart.
    Sie sagte: »Das ist der allerschönste Pyjama. Am liebsten würde ich ihn nie wieder ausziehen!«
    »Alexander hat ihn ausgesucht«, sagte Eva.
    »Ich weiß. Ist er nicht der allernetteste Mann?«
    »Du solltest dich bei ihm bedanken, wenn du ihn siehst.«
    »Hab ich schon. Er ist draußen mit seinen Kindern. Ich hab sie zum Essen eingeladen. Hat er nicht die allersüßesten Kinder, Mum?«
    Eva war überrascht, aber erfreut, dass Alexander da war. Sie sagte: »Die aller süßesten? Das Wort hast du noch nie benutzt.«
    »Aber sie sind süß, Mum. Und so intelligent! Sie kennen Unmengen von Gedichten und alle Hauptstädte der Welt. Alexander ist so stolz auf sie. Und ich liebe seinen Namen – Alexander. Er ist wirklich Alexander der Große, nicht wahr, Mum?«
    Eva nickte. »Ja – aber Alexander ist neunundvierzig Jahre alt, Brianne.«
    »Neunundvierzig? Das ist das neue dreißig!«
    »Du hast dich mal beschwert, dass niemand über fünfundzwanzig Jeans tragen sollte oder in der Öffentlichkeit tanzen.«
    »Aber Alex sieht in Jeans so gut aus, und er hat Mathe-Leistungskurs gehabt, Mum! Er versteht inhomogene Gleichungen!«
    »Man merkt, dass du ihn magst«., sagte Eva.
    »Mag?«, sagte Brianne. »Ich mag Grandma Ruby, ich mag kleine Kätzchen und glänzende Kupferkessel, aber in Alex Tate bin ich Scheiße noch mal verliebt!«
    Eva sagte: »Bitte! Keine Schimpfwörter.«
    »Du bist sowas von scheißscheinheilig!«, rief Brianne. »Du fluchst selbst! Und du versuchst mir meine Beziehung mit Alex madig zu machen!«
    »Da gibt es nichts madig zu machen. Du bist keine Julia. Das ist kein Montague-und-Capulet-Drama. Weiß Alex überhaupt, dass du ihn liebst?«
    Brianne sagte, trotzig: »Ja, weiß er.«
    »Und?«
    Brianne senkte den Blick. »Er liebt mich natürlich nicht. Er hatte noch keine Zeit, mich kennenzulernen. Aber als er dieses Bücherregal in Leeds anschleppte, wusste ich sofort, dass er der Mann ist, auf den ich mein ganzes Leben gewartet habe. Ich habe mich immer gefragt, wer es wohl sein würde. Dann klopfte er an meine Tür.«
    Eva wollte Briannes Hand nehmen, doch Brianne zog die Hand weg und versteckte sie hinter ihrem Rücken.
    Eva fragte: »Und war er nett zu dir?«
    »Ich hab ihn drei Mal auf seinem Handy angerufen, als er auf der Autobahn

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