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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
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war. Er sagte, ich soll mehr ausgehen und Leute in meinem Alter kennenlernen.«
    Eva sagte sanft: »Er hat recht, Brianne. Sein Haar ist grau. Er hat mehr Gemeinsamkeiten mit mir als mit dir. Wir besitzen beide Morrisseys zweites Soloalbum.«
    Brianne sagte: »Das weiß ich. Ich weiß alles, was man über ihn wissen kann. Ich weiß, dass seine Frau bei einem Autounfall starb und dass er am Steuer saß. Ich weiß, dass Tate der Sklavenname seiner Familie war. Ich weiß, wie viel er in den Nullerjahren verdient hat. Und wie viel Steuern er gezahlt hat. Und auf welche Schule seine Kinder gehen und welche Noten sie haben. Ich weiß über sein bisheriges Liebesleben Bescheid. Ich weiß, dass sein Konto um £77,15 überzogen ist, und dass er keinen Dispo hat.«
    »Und das hat er dir alles erzählt?«
    »Nein, wir haben kaum ein Wort gewechselt. Ich habe ihn gedoxt.«
    »Was ist ›doxen‹?«
    »Rede ich mit einer Neandertalerin? Wenn ich Informationen brauche, finde ich sie im Internet. Ich kenne seine ganze Lebensgeschichte, und eines Tages werde ich Teil davon sein.«
    »Aber Brianne, vergiss nicht seine Kinder. Du magst doch keine Kinder.«
    Brianne kreischte: »Ich mag seine Kinder!«
    Eva hatte sie noch nie so aufgewühlt gesehen. Sie hörte Brian juniors Zimmertür aufgehen, und Sekunden später platzte er in ihr Zimmer.
    »Ich kann hören, wie du meine Schwester runtermachst, Mum. Warum kümmerst du dich nicht um deinen eigenen Kram und lässt uns in Ruhe?«
    Die Zwillinge rückten zusammen, wie sie es in ihrer Gebärmutter getan haben mussten.
    Sie war froh, als sie gingen, doch sie hatte sich nie einsamer gefühlt. Sie hörte die beiden in Brian juniors Zimmer reden. Ihre Stimmen klangen leise und nachdrücklich, als wären sie Verschwörer, die einen Putsch anzettelten.
    Brians Handcomputer war in die Truthahnsoße gefallen. Er versuchte, das Gerät mit einer Zange herauszufischen, doch es fiel wieder in den Topf, so dass ihm kochend heiße Soße ins Gesicht spritzte. Er schrie und bespritzte sich am Waschbecken mit kaltem Wasser. Er versuchte es noch einmal mit der Zange, und diesmal hatte er Erfolg. Er warf das Ding ins bereits überfüllte Spülbecken. Wie er erwartet hatte, war der Bildschirm tot.
    Brian geriet in Panik.
    Was kam als Nächstes?
    Wie lange musste der Truthahn noch garen?
    Um welche Zeit musste er den Rosenkohl aufsetzen?
    Musste er den Weihnachtspudding aus dem Dampfgarer nehmen?
    War die Brotsoße dick genug?
    Wo war der Kartoffelstampfer?
    Zurückgelehnt in die gemütlichen Sessel im Wohnzimmer, ignorierten Ruby und Yvonne die Geräusche, die aus der Küche kamen, auch die leisen Schreie und das Fluchen, und dachten an die vielen Weihnachtsessen zurück, die sie im Lauf der Jahre gekocht hatten.
    »Ohne Computer«, sagte Ruby.
    »Oder einen Mann, der hilft«, sagte Yvonne.
    Draußen ging Alexander neben seinen Kindern mitten auf der Bowling Green Road und passte auf, dass kein Auto kam. Die Bürgersteige waren vom platt getretenen Schnee noch immer glatt. Er half Venus, auf einem neuen Fahrrad mit Stützrädern zu fahren. Thomas schob einen Kinderwagen mit einer Stoffgiraffe auf einem rosa Kissen. Alexander fragte sich, ob er es mit der Gleichstellungspolitik übertrieben hatte.
    Stanley schlug gerade seine Haustür zu, als sie vorbeigingen. Nachdem er die Weihnachtsgeschenke der Kinder bewundert hatte, sagte er: »Ich hoffe, ich bin nicht zu früh.«
    Alexander lachte und sagte: »Könnte sein, dass wir etwas später essen als geplant.«
    »Das ist mir gleich«, sagte Stanley.
    Vor dem Haus der Bibers erzählte Thomas Stanley, dass seine Giraffe Paul hieß.
    Der alte Mann bemerkte: »Das ist ein absolut passender Name für eine Giraffe.«
    Venus starrte Stanley an und fragte: »Tut dein Gesicht weh?«
    »Nicht mehr«, sagte er. »Aber es sieht schrecklich aus, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Venus. »An deiner Stelle, würde ich es hinter einer Maske verstecken.«
    Stanley lachte, doch Alexander war es peinlich, und er versuchte, sich zu entschuldigen.
    Stanley sagte energisch: »Das ist die ehrliche Reaktion eines Kindes. Sie wird sich bald an mich gewöhnen.«
    Als sie die Stimmen draußen hörte, öffnete Eva das Fenster und steckte den Kopf hinaus. »Frohe Weihnachten!«, rief sie.
    Sie sahen alle nach oben und riefen: »Frohe Weihnachten!« zurück.
    Alexander dachte: »Sie sieht wunderschön aus – selbst mit ihrer zerzausten Frisur.«
    Stanley dachte: »Wenn Tiny Tim jetzt um die Ecke

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