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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
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gehumpelt käme, wäre niemand überrascht.«
    Um 17.15 Uhr setzten sie sich schließlich zum Essen an den Tisch. Brianne gelang es, sich den Stuhl gegenüber von Alexander zu sichern.
    Teile der Mahlzeit waren ganz genießbar.
    Ruby sagte, nachdem sie ihren Teller geleert hatte: »Es gab nur ein paar Kleinigkeiten, die dir missglückt sind, Brian. Die Bratkartoffeln waren nicht knusprig, und die Soße hatte einen komischen Beigeschmack.«
    Yvonne sagte: »Nach Plastik.«
    Brian junior korrigierte sie: »Nein, nach Metall.«
    Stanley sagte: »Ich fand den Truthahn ganz hervorragend. Meinen Glückwunsch, Mr. Biber.«
    Brian war erschöpft. Noch nie hatte er körperlich und geistig eine solche Tortur durchgemacht. Hinter der verschlossenen Küchentür hatte er abwechselnd geweint, geflucht, verzweifelt geschrien und hysterisch gelacht, während er versuchte, alles gleichzeitig aufzutischen und warm zu halten. Doch er hatte es geschafft, alle dreizehn Hauptzutaten des Gerichts auf Servierteller und auf den Tisch zu bringen. Alle hatten Papierhüte auf, erzählten Witze und ließen Knallbonbons platzen.
    Ruby gratulierte Alexander zum höflichen Benehmen seiner Kinder.
    Venus sagte: »Daddy hat gesagt, er gibt uns zehn Pfund, wenn wir brav sind.«
    Alexander lachte und schüttelte den Kopf.
    »Definiere brav!«, sagte Brian junior zu Venus.
    Yvonne rügte ihn: »Das Kind ist erst sieben Jahre alt, Brian junior!«
    Venus meldete sich und sah Brian junior eindringlich an, der ihr zunickte.
    Sie sagte: »Brav sein bedeutet notfalls zu lügen, um niemanden mit der Wahrheit zu verletzen.«
    Brian sagte: »Venus, ich wüsste gern, wie dir das Essen geschmeckt hat.«
    Venus fragte: »Daddy, muss ich brav sein?«
    »Nein, sag einfach die Wahrheit, Schätzchen.«
    Venus legte ihre Serviette auf den Tisch. Sie faltete das weiße Baumwollquadrat auseinander und enthüllte eine Kugel verbrannte Füllung, eine verkohlte Chipolata, eine fette Bratkartoffelscheibe, drei zerkochte Rosenkohl und einen halbgaren Yorkshirepudding.
    Es wurde schallend gelacht, und Alexander versteckte das Gesicht in den Händen. Als er durch die Finger spähte, sah er Brianne die Worte »Ich liebe dich« formen. Er schüttelte den Kopf und wandte den Blick schnell ab.
    Brian sagte: »Ich sehe, dass du wenigstens den Truthahn gegessen hast, Venus.«
    Thomas rückte sein Krankenschwesterhäubchen zurecht und machte zum ersten Mal den Mund auf, indem er leise sagte: »Den Truthahn hat sie unter den Tisch geworfen.«
    Wieder ertönte Gelächter.
    Alexander war überrascht und entsetzt, als ihm auffiel, dass er Eva vergessen hatte. In letzter Zeit ging sie ihm ständig im Kopf herum. »Hat irgendjemand Eva etwas zu essen gebracht?«, fragte er.
    Alle lachten pikiert, als ihnen einfiel, dass keiner an Eva gedacht hatte. Es war kaum etwas übriggeblieben, nicht einmal vom Truthahn. Doch Alexander gelang es, noch einen passablen Teller voll zusammenzukratzen. Er packte den Teller in die Mikrowelle und stellte drei Minuten ein. Dann rührte er eine frische Soße an, goss sie in ein Kännchen und machte sich auf die Suche nach einer Packung Cracker.
    Die anderen Gäste hatten keine Lust aufzustehen. Der Alkohol floss und das Gespräch plätscherte leicht dahin. Es wurde viel gelacht. Sogar Stanley und Brian beteiligten sich.
    Brian sagte gerade: »Ja, Stanley, ich finde, eine Decke mit Tog-Wert fünf ist alles, was man für den Winter braucht«, als die Küchentür aufflog, Poppy praktisch ins Zimmer fiel und verkündete: »Sie sind tot. Mami und Daddy sind tot!«
    Das Lachen verstummte.
    Ruby sagte: »Deine Mutter und dein Vater sind gestorben?«
    Yvonne sagte: »Du armes Kind! Ausgerechnet Weihnachten.«
    Brianne spottete: »Das glaub ich erst, wenn ich den Totenschein sehe.«
    Yvonne sagte: »Brianne, wie kannst du so etwas sagen! Ich schäme mich für dich.«
    Poppy sah Brianne trotzig an und sagte: »Der ist leider noch nicht ausgestellt worden.«
    »Solange ich keinen offiziellen Totenschein sehe, kriegst du von mir keinen Funken Mitgefühl, klar?«, sagte Brianne. »Wann sind sie gestorben? Gestern? Heute?«
    Poppy sagte: »Heute früh.«
    »Und du warst dabei?«
    »Ja, ich war bis zum Ende bei ihnen.«
    »Sie sind gleichzeitig gestorben, ja?«
    »Ja«, sagte Poppy. »Ich habe ihre Hände gehalten.«
    Brianne schaute in die faszinierten Gesichter des Publikums und sagte: »Also, so ein Zufall. Geradezu gespenstisch.«
    Poppy erklärte, ein triumphierendes

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