Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
Vom Netzwerk:
Zucken um die Mundwinkel: »Ihre Maschinen wurden auf meinen Wunsch genau gleichzeitig abgestellt.«
    Brianne ließ nicht locker. »Um wie viel Uhr sind sie gestorben?«
    »Heute früh um zehn Uhr«, sagte Poppy.
    »In Dundee?«, hakte Brianne nach.
    »Ja«, sagte Poppy.
    »Wie bist du von Dundee so schnell nach Leicester gekommen? Weihnachten fahren doch keine öffentlichen Verkehrsmittel, oder?«
    »Nein«, sagte Poppy. »Ich habe ein Taxi genommen.«
    Brianne, die mehr und mehr wie Inspector Morse klang, sagte: »Im Schnee? Da oben herrscht Schneesturm. Whiteout.«
    Poppy sagte: »Da müssen wir mit dem Wetter Glück gehabt haben.«
    »Habt ihr unterwegs was gegessen?«, bohrte Brianne weiter.
    »Nein, ich bin am Verhungern«, sagte Poppy. »Ich fühle mich ziemlich schwach.« Sie schwankte etwas und ließ sich auf einen freien Stuhl am Tischende sinken.
    Brianne sagte: »Was hast du wirklich mit dem Geld gemacht, das meine Eltern dir gegeben haben, um nach Dundee zu fliegen?«
    Brian blaffte: »Das reicht jetzt, Brianne!«
    Die Mikrowelle piepte.
    Alexander nahm Evas Teller heraus und stellte ihn am Tischende ab, um ein Tablett zu suchen. Poppy zog den Teller zu sich heran, griff nach einem sauberen Besteck und sagte: »Danke.«
    Zunächst schwiegen alle entsetzt, als sie sich das Essen in den Mund zu stopfen begann, dann schrien alle auf einmal, es sei Evas Essen. Poppy nahm den Teller und lief aus der Küche.
    Alexander rief ihr nach: »Ich hoffe, du bringst es zu Eva rauf!«
    Brian junior sagte leise: »Warum ist sie zurückgekommen? Sie wird wieder alles verderben.«
    Alexander lief nach oben.
    Eva lag mit dem Gesicht zur Wand. Sie drehte sich zu ihm um, und als sie sah, dass er mit leeren Händen kam, drehte sie sich wieder weg und sagte: »Ich hab so einen Hunger, Alexander. Hat man mich vergessen?«
    Alexander setzte sich auf die Bettkante und sagte: »Ich nicht. Ich denke ständig an dich, Eva. Fühl mal mein Herz.« Er nahm ihre Hand, legte sie an sein weißes Hemd und sagte: »Hörst du, wie es schlägt? Es sagt: ›Eva‹.«
    Eva sagte, bemüht die Situation zu entschärfen: »Im Augenblick könnte ich dein Herz essen, mit Ingwer, Knoblauch und Chillies.« Sie dachte: »Oh nein, was für ein Dilemma, und ich muss damit fertig werden.«
    Er drehte ihre Hand um und küsste die Handfläche.
    Sie studierte sein Gesicht, sah die Altersflecken um seine Augen und die grauen Bartstoppeln auf seinen Wangen. Sie sagte: »Ich kann an nichts anderes denken als ans Essen.«
    Er stand unvermittelt auf. »Truthahnsandwich?«
    Als er unten war, sah er, wie Poppy sich die letzten Reste auf dem Teller mit den Fingern in den Mund stopfte.

34
    Am zweiten Weihnachtsfeiertag um die Mittagszeit stellte Brian ein großes Holztablett auf Evas Schoß. Darauf stand das Gericht, das es bei den Bibers traditionell an jedem zweiten Weihnachtsfeiertag gab.
    Er sagte: »Ich komme mir da unten vor wie in Und täglich grüßt das Murmeltier. Dieselben Gesichter, nur anderes Essen. Haben alle keine Freunde und kein Zuhause.«
    Brianne hatte Alexander und die Kinder wieder eingeladen, obwohl Brian dagegen war, und Alexander hatte zugesagt, weil er so viel Zeit wie möglich mit Eva verbringen wollte, bevor er seine Ex-Schwiegermutter besuchte. Stanley war auf Rubys Einladung gekommen. Sie sagte, es tue gut, einen Gentleman im Haus zu haben.
    Nur Poppy fehlte. Sie war in aller Frühe aufgebrochen, um bei einem Weihnachtsbasar der Obdachlosenhilfe im Stadtzentrum, wie sie sagte, ›die Armen zu speisen‹.
    Brian sagte: »Das Mädchen hat ein Herz aus Gold.«
    Die Zwillinge hatten sich simultan die Finger in den Hals gesteckt.
    Eva sagte: »Der Salat sieht lecker aus.«
    »Meine Mutter hat heute morgen Sainsbury’s geplündert«, sagte Brian. »An dem Truthahn war nichts mehr dran.«
    Eva blickte auf ihren Teller, auf dem kalter Braten aufgeschichtet war. »Das sieht alles sehr hübsch aus.«
    »Deine Mutter hat den ganzen Morgen daran herumgewurstelt«, sagte Brian verächtlich.
    Auf dem Tablett stand eine kleine Schale Salat, arrangiert in konzentrischen Kreisen aus Tomate, Gurke, Rote Beete, Rettich und Stangensellerie. In einer anderen Schale dampfte eine riesige Backkartoffel, kreuzweise eingeschnitten, mit einem rasch schmelzenden Stück Butter in der Mitte. Auf einem kleinen ovalen Teller türmte sich geriebener orangefarbener Käse. Zwei Scheiben Schweinefleischpastete wurden von Karottenstäbchen und Halbmonden aus grüner

Weitere Kostenlose Bücher