Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
dir was zu essen. Das weiß ich, weil ein Junge in meinem Seminar sein Stipendium in der ersten Semesterwoche für ein gebrauchtes Motorrad und ein Schlagzeug verpulvert hat, und die Sikhs ihn einen Monat lang durchfüttern mussten. Also, wiederhole die Anweisungen, die ich dir gerade gegeben habe«, sagte sie streng. Sie lauschte einen Moment lang, dann sagte sie: »Genau – Mantel, Schal, Schlüssel. Geh jetzt«, und legte auf.
Alexander murmelte: »Noch ein Nazi im Haus.«
Eva fragte: »Warum befindet sich der arme Junge in so einer Lage?«
Brianne sagte: »Er hat Poppy fast sein ganzes Geld gegeben.«
Stanley bemerkte: »Alle Wege führen zu Poppy. Was machen wir nur mit ihr?«
Brianne sagte: »Ich hätte nichts dagegen, sie barfuß aus dem Haus zu jagen, bis sie im Schnee verreckt.«
Eva legte die Finger an die Schläfen und sagte: »Brianne, bitte rede nicht so. Du klingst so herzlos.«
Brianne schrie: »Du weißt nichts von ihr oder welchen Schaden sie angerichtet hat! Warum lässt du sie in unserem Haus wohnen? Du weißt, dass ich und Bri sie nicht ausstehen können!«
Ruby sagte: »Also, mir tut das arme Mädchen leid. Ihre Mama und ihr Papa sind gerade gestorben! Ich habe mich gestern länger mit ihr unterhalten. Die Leichen werden heute nach Leicester überführt, und ich habe ihr das Bestattungsunternehmen der Co-op empfohlen. Bei deinem Großvater haben sie ihre Sache gut gemacht. Es war nicht ihre Schuld, dass sie sich im Haus geirrt haben, als sie seine Leiche abholen wollten. Fairtree Avenue klingt wirklich wie Fir Tree Avenue.«
Brianne kniete sich neben den Sessel, blickte ihrer Großmutter ins Gesicht und sagte, ganz langsam und bedächtig: »Oma, warum sollte die Behörde in Dundee die Leichen ihrer Eltern nach Leicester überführen? Wenn sie doch laut Poppy in einem Haus in Hampstead gelebt haben, umgeben von reichen Verwandten und Promi-Freunden. Hugh Grant war ihr Nachbar.«
Ruby sagte ungeduldig: »Das weiß ich! Poppy hat mir erzählt, dass sie ihn oft in ihrem Flugzeug mitgenommen haben. Einmal hat er sogar das Steuer übernommen, als Poppys Vater krank wurde. Er musste in Hampstead Heath notlanden. Ein Polizist wurde leicht verletzt.«
Brianne schrie: »Du dumme alte Frau! Alles, was sie dir erzählt hat, ist gelogen!«
Rubys Gesicht fiel in sich zusammen. »Du überrascht mich, Brianne. Was ist denn das für ein Ton? Früher warst du so ein nettes, stilles Mädchen. Du hast dich verändert, seit du an dieser Universität bist.«
Brianne sprang auf. »Es gibt keine Leichen, die bestattet werden müssen. Ihre Eltern sind am Leben und wohnen in Maidenhead! Ihre Mutter war heute Morgen auf Facebook und hat ihren ›Freunden‹ erzählt, dass sie zu Weihnachten eine Heizdecke gekriegt hat!«
Eva sagte: »Wie kannst du das wissen?«
Brianne und Brian junior wechselten einen Blick, und Brian junior sagte: »Wir können gut mit Computern umgehen.«
Brianne legte einen Arm um Brian juniors Schultern und sagte: »Sie heißt nicht Poppy Roberts. Ihr Name ist Paula Gibb. Ihre Eltern leben in einer Sozialwohnung. Sie haben kein Privatflugzeug. Sie haben nicht einmal ein Auto oder Zentralheizung.«
Alexander sagte: »Wenigstens haben sie jetzt eine Heizdecke.« Er blickte in die Runde.
Niemand außer Eva lachte.
Stanley fragte: »Wie lange wisst ihr das schon?«
Brianne sagte: »Seit ein paar Tagen. Wir haben es uns aufgespart. Der zweite Weihnachtsfeiertag ist immer so öde.«
Yvonne bemerkte: »Ich meinerseits finde das beschämend. Ihr beiden Superhirne gegen das arme Mädchen.«
Brianne sagte ganz ruhig: »Bri, es ist Zeit für Poppys Akte.«
Brian junior stand auf, streckte die Arme, um seine verspannten Muskeln zu lockern, als wollte er Brianne um etwas mehr Respekt ihm gegenüber bitten. Mit einem tiefen Seufzer ging er in sein Zimmer.
Als er mit einem großen grünen Aktenordner zurückkehrte, sagte Brianne: »Gib die Unterlagen herum.«
»Wie, etwa wahllos?«
Sie nickte.
Er verteilte die offiziell aussehenden Ausdrucke.
Eine Weile herrschte Schweigen, während die Anwesenden die jeweiligen Dokumente lasen.
Ruby sagte: »Also, ich hab den Anfang zweimal gelesen und kapier’s trotzdem nicht.«
Yvonne sagte: »Wollen die Superhirne uns testen?«
Brianne sagte: »Du hast die Geburtsurkunde, Yvonne. Lies sie uns vor.«
»Hör auf, mit mir zu reden wie mit einem Köter, einem Straßenköter. Als ich jung war …«
Brianne fiel ihr ins Wort: »Ja, als du jung warst,
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