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Die Frau die nie fror

Die Frau die nie fror

Titel: Die Frau die nie fror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Elo
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lächelt.
    Es ist nicht leicht, ihn zum Lächeln zu bringen, aber die Mühe lohnt sich, denn sein Gesicht wird dann weich und wunderschön.
    »Magst du jetzt nach Hause gehen?«, frage ich.
    Er sieht mich dankbar an. »Au ja.«
    *
    Zwei Stunden später leert sich Murphy’s Pub. Nur drei große runde Tische sind immer noch von feiernden Trauergästen belegt. Der DJ spielt triste Rausschmeißermusik; dasselbe Pärchen schlurft seit einer Stunde über die Tanzfläche, aneinander zusammengebrochen, entweder betrunken oder halb eingeschlafen, und zwei zerzauste Frauen sitzen laut weinend in der Ecke, als wär’s ein Job, für den sie bezahlt würden. Am Büfett sind nur noch Krümel übrig – Kuchenteller mit nichts anderem mehr darauf als verschmierten Plastikmessern, an denen Glasurklum­pen kleben; Salatschalen mit verwelkten und ölgetränkten Salatblättern, die an den Rändern haften. Vor einer halben Stunde hat der Barkeeper ungefähr zwanzig Schnaps­gläser mit irischem Whiskey gefüllt, für alle, die einen wollten – seine Opfergabe für den alten Kumpel Ned. Ein Haufen Leute versammelte sich, hob die Gläser, nahm einen großen gläubigen Schluck und spürte das heilige Brennen.
    Thomasina, Max, Johnny, ein paar andere Leute und ich sitzen zusammen an einem großen Tisch. Noah wurde zu Hause mit einem Babysitter abgesetzt, und Thomasina hat sich die hochhackigen Stiefel ausgezogen und schon lange auf Wodka mit Eis umgestellt. Der Typ, der neben mir sitzt, geht. Larry nähert sich dem Tisch und fragt, ob er sich setzen darf. Ich sage, klar, und frage ihn, warum er so lange gebraucht hat. Er antwortet, er hätte so lange gewartet, bis ein Platz neben mir frei geworden wäre. Eine Antwort, die Respekt verdient.
    Wir versuchen es ein zweites Mal mit der Unterhaltung. Irgendwie kommen wir auf Skifahren, was er mag, gehen über zum Angeln, was er nicht mag (zu langweilig), und drehen ein paar Runden um andere unwichtige Themen. Wenn er zu persönlich wird, sage ich etwas Flapsiges. Wenn ich zu persönlich werde, wechselt er das Thema. Wir verbringen eine ganze Weile in diesem schrägen Ballett.
    Thomasina schwenkt ihren Kopf in unsere Richtung. Ihr Glitzern in den Augen lässt mich wissen, dass sie Larry abgeschätzt hat und findet, er sei annehmbares Partner-Material – ob für sie oder mich, ist schwer zu sagen.
    »Wie heißt du?«, brüllt sie, als stünde er am anderen Ende eines Flugzeughangars. Der Wodka hat jenen Teil ihres Gehirns anästhesiert, der für Abstandsmessungen zuständig ist.
    »Larry«, brüllt er gutmütig zurück und macht mit bei ihrem ulkigen Ferngespräch.
    »Larry? Larry? Du willst mich verarschen! Larry reimt sich auf Sherry !« Sie ist entzückt und wirft uns beiden einen verschwörerischen Blick zu. Ihr Alkoholrausch ist so offenkundig und irgendwie liebenswert, dass sie sich solche infantilen Bemerkungen erlauben kann. Sie zeigt auf Max, der mit hinge­ris­senem Gesicht ihren Treuhandfonds-Körper ansieht, mit Kurven wie ein sexy Dollarzeichen. »Und was hältst du von diesem Typen, Pirio? Unheimlich süß, oder? Max, Max, Max!«, kräht sie.
    Wenn man sie in diesem Moment anhalten und nachsehen würde, was sie in ihrem Kopf hat, fände man wahrscheinlich das Foto einer strahlend weißen Doppelhochzeit mit der Bildunterschrift, Pirio und Thomasina finden anständige Typen und führen endlich ein ruhiges, glückliches Leben .
    Max nutzt ihren Enthusiasmus, um ihr einen dramatischen Kuss auf die Wange zu geben. Sie schlingt die Arme um ihn, so als ob Daddy von der Arbeit nach Hause kommt. »Ich kann gar nicht glauben, wie sehr ich dich schon mag«, sagt sie.
    Ich sehe ihn mir genauer an. Max ist schnell und fit wie ein Leichtgewichtsboxer, mit rastlosen Augen und einem Grübchen, das immer wieder aufblitzt. Er hat eine aufgeregte Unkonzen­triertheit an sich und ist ununterbrochen in Bewegung: Eine ­Augenbraue hebt sich, er redet mit den Händen, seine Knie ­wippen. Er flüstert ihr etwas ins Ohr, das sie zum Lachen bringt. Ich versuche sofort abzuschätzen, wie er ein Kind behandeln würde – genau genommen einen emotional komplexen Zehnjährigen mit einem Hochbegabten- IQ . Der Gedanke ist zu bedrückend, um ihm weiter nachzugehen.
    Thomasina gibt Max eine gespielte Ohrfeige für irgendeine Unanständigkeit, die er wohl gerade vorgeschlagen hat, und lehnt sich dann über meinen Schoß, um mit unserem neuen Vierten im Bunde ein pseudointimes Gespräch zu beginnen: »Warst

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