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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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dass die Menschen irgendwann im Leben an den Punkt kamen, an dem sie ihre Zeit nicht länger anhand ihres eigenen Vorankommens maßen, sondern am Alter ihrer Kinder.
    Hayden sah noch immer aus dem Fenster und beobachtete den Mann auf dem Vorplatz. Eine Frau hastete die Treppe hinunter. Der Mann löste sich vom Laternenpfahl, warf die Zigarette weg und schloss sie in die Arme, dann gingen die beiden davon. Kate fragte sich, ob sie und Dexter jemals wieder Arm in Arm durch die Straßen schlendern würden, so wie sie es am Anfang immer getan hatten.
    Hayden wandte sich vom Fenster ab und trat vor ein kleines dunkles Stillleben, ein flämisches Meisterwerk aus Licht und Schatten. »Die Niederländer«, sagte er, »sind die größten Menschen auf der Welt. Einsachtzig im Durchschnitt.«
    »Männer?«
    »Nein, alle. Männer und Frauen.«
    »Hmm. Das ist eine Fünf.«
    »Eine Fünf? Mehr nicht? Du bist ziemlich schwer zufriedenzustellen.« Er zuckte die Achseln. »Also, was kann ich für dich tun?«
    Kate griff in die Innentasche ihrer Tweedjacke und reichte ihm das heimlich aufgenommene Foto aus dem Pariser Nachtclub. Es fühlte sich an, als liege der Abend eine halbe Ewigkeit zurück, dabei waren es gerade einmal sechs Wochen.
    Hayden warf nur einen flüchtigen Blick darauf, ehe er es einsteckte. Er wollte nicht dabei beobachtet werden, wie er in einem Museum stand und sich ein Foto ansah.
    »Auf der Rückseite steht eine Telefonnummer.«
    »Ein Prepaid-Handy?«
    »Genau«, antwortete sie und spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss, während sie auf seinen Tadel wartete. Aber Hayden wusste, dass sie sich im Geiste selbst in den Hintern trat, weil sie ihn von ihrem Festnetzanschluss angerufen hatte, um dieses Treffen zu vereinbaren. Deshalb war es unnötig, noch weiter darauf herumzureiten.
    »Kennst du sie?«, fragte Kate.
    »Sollte ich?«
    »Ich dachte, sie gehören vielleicht zu uns.«
    »Definitiv nicht.«
    Die Familie mit den kleinen Kindern – offenbar Franzosen – war mittlerweile im angrenzenden Saal angekommen. Dahinter, etwa sechzig Meter entfernt, stand ein einzelner Mann im Mantel, der Kate den Rücken zuwandte. Er trug sogar einen Filzhut, obwohl sie sich in einem beheizten Raum befanden.
    »Bist du sicher?«, fragte sie.
    »Absolut.«
    Kate war noch nicht restlos überzeugt. »Der Mann rechts ist mein Ehemann.« Sie sprach leise, kaum mehr als ein Flüstern, doch immer noch laut genug, um keinen Verdacht zu erregen. »Der Mann links nennt sich Bill Maclean und behauptet, er sei Währungshändler aus Chicago, der jetzt in Luxemburg lebt.«
    Sie schlenderten durch einen weiteren gut beleuchteten Ausstellungsraum, vorbei an Heiligen, Märtyrern und Engeln, während ihre Absätze von den hohen Wänden widerhallten.
    »Aber das ist er nicht?«
    »Nein.«
    Hayden trat vor einen weiteren Rubens, Der Höllensturz der Verdammten.
    Kate blickte zu dem Gemälde auf. Nichts als blanke Angst und Schrecken. »Seine Frau nennt sich Julia. Sie ist ein bisschen jünger als Bill und behauptet, sie sei Innenarchitektin und aus Chicago.«
    Hayden hielt inne und betrachtete Rembrandts Die Opferung Isaaks . Abraham stand im Begriff, seinen einzigen Sohn zu töten, und hatte die Hand auf die Augen des jungen Mannes gelegt. Gerade noch rechtzeitig erschien der Engel und packte den alten Mann beim Handgelenk. Das Messer entglitt seiner Hand und schwebte in der Luft – eine tödliche Waffe, selbst noch im freien Fall.
    »Möchtest du mir von deiner Vermutung erzählen?«, fragte Hayden.
    »Diese Leute sind nicht die, für die sie sich ausgeben«, sagte Kate, den Blick weiterhin auf das Gemälde gerichtet. »Ihre Namen sind falsch. Genau wie ihre Berufe.«
    Sie wandte sich Hayden zu und erhaschte dabei einen Blick auf das Profil des Mannes im angrenzenden Saal, das sie aber nicht genau genug erkennen konnte, um …
    »Und?«, fragte Hayden. »Wer sind sie dann? Wie lautet deine Theorie? Wonach suchen wir?«
    »Ich glaube«, sagte sie so leise wie möglich, »sie wollen jemanden ermorden.«
    Hayden zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich weiß, das klingt ziemlich abwegig.«
    »Aber?«
    »Aber ihr Apartment befindet sich direkt gegenüber vom Palast, der zwar aussieht, als wäre er hervorragend gesichert, aber in Wahrheit sind die Sicherheitsvorkehrungen der reinste Witz. Wenn man einen perfekten Ort für ein Attentat sucht, dann ist es dieser Palast. Ich kann mir keinen geeigneteren Ort vorstellen, um einer wichtigen

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