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Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition)

Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition)

Titel: Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mawer
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bald Schotter weicht. Der Mond geht hinter den Bäumen auf, wirft das kalte Licht der Vernunft auf die Landschaft. »Wenigstens ist keine Wolke am Himmel«, sagt sie. »Wenigstens haben wir eine klare Nacht.«
    Gaillard schnaubt.
    Marcels Männer erwarten sie an dem aus drei Gebäuden bestehenden Gehöft der Familie Bonnard. Sie haben sich auf dem Hof versammelt wie Wanderarbeiter, die Arbeit suchen, stampfen mit den Füßen und husten Zigarettenrauch. Waffen schimmern matt. Ein Ochsenpaar seufzt Dampf in die kalte Luft. Über ihnen sind Sternbilder zum Vorschein gekommen wie Frostkristalle, Orion, eine schiefe Windmühle, Kassiopeia, ein über den Himmel gekritzeltes W. Zufällig ist das genau der Buchstabe, den sie mit der Taschenlampe in den Nachthimmel morsen wird, als Zeichen für den Piloten. Punkt-Strich-Strich. Ein Omen oder ein kosmischer Verstoß gegen die Sicherheit? Interessieren sich die Sternbilder dafür, was in dieser kalten, sublunaren Welt vor sich geht? Ned würde das natürlich verneinen. Das Universum ist gleichgültig.
    Nach einem kurzen Austausch von Anweisungen zerstreuen sich die Männer im Halbdunkel, jeder kennt seinen Platz, jeder weiß, wie diese unsichere Ernte eingeholt werden muss. Alice geht zusammen mit Gaillard, versucht, jede Berührung zu vermeiden. Dennoch packt er sie einmal am Ellbogen, um ihr über einen Zaun und einen Graben zu helfen. Später gelingt es ihm, einen Arm um sie zu legen. »Ma petite Alice«, sagt er. »Du bist eine ganz schön zähe Göre, was?« Petite môme , sagt er. Nicht gerade schmeichelhaft.
    »Ich bin eine britische Offizierin. Keine Göre.«
    Er lacht. »War bloß ein Witz. Können Offiziere keinen Witz vertragen?«
    Sie stolpern eine halbe Stunde lang durch die Dunkelheit, bis sie schließlich die Stelle erreichen: eine lang gestreckte Wiese zwischen den Bäumen, das Gras von Schafen kurz gefressen. In der Ferne heben sich massige, mattschwarze Berge vor dem leuchtenden Schwarz des Himmels ab. Eine schwache Brise weht kalt von Osten her, doch sie bedeutet keine Gefährdung für den Abwurf. Alles müsste reibungslos laufen. Gaillard geht zu den Männern, um ihnen zu sagen, wo sie sich mit ihren Lampen aufstellen sollen, drei von ihnen in einer Reihe in Windrichtung, Mam’selle Alice wird zu ihnen im rechten Winkel stehen, frontal zum Flugzeug, wenn es auf sie zusteuert, falls es auf sie zusteuert, falls das ganze Vorhaben einen glücklichen Ausgang nimmt. Andere werden abkommandiert, um Wache zu stehen. Es sind diejenigen, die bewaffnet sind – ein paar Sten Guns vom letzten parachutage und vier Gewehre, die noch aus dem letzten Krieg stammen und aus einer französischen Armeekaserne gestohlen wurden.
    Und dann bleibt ihnen nur noch zu warten. Alice sitzt gegen einen kleinen Erdbuckel gelehnt, eingewickelt in eine Decke, schlotternd vor Kälte. Gaillard raucht. Sie kann die Glut seiner Zigarette im Dunkeln sehen. In Meoble wurde ihnen eingebläut, auf keinen Fall im Freien zu rauchen. Eine brennende Zigarette ist wie ein Leuchtsignal. Doch als sie Gaillard darauf aufmerksam macht, lacht er bloß.
    Die Zeit verstreicht. Die Sternbilder kreisen am Himmel, ein riesiger und unerbittlicher Chronometer, an dem der Mond blindlings zu seinem Scheitelpunkt aufsteigt. Alice hängt ihren Gedanken nach. Sie denkt über Ned nach, sie denkt über Clément und Benoît nach, sie denkt über Anne-Marie Laroche und Marian Sutro nach, über die Vergangenheit und die Zukunft. Ihre Pistole – eine Browning-Vollautomatik, die sie nur zu Operationen wie dieser hier mitnimmt – drückt ihr in die Seite wie ein anklagender Finger. Soll sie sich anders hinsetzen, damit sie es bequemer hat? Doch mit jeder Bewegung friert sie noch mehr. So sterben Antarktisforscher, denkt sie, indem sie still sitzen bleiben, um die Wärme zu halten. Vielleicht hat ja sogar Scott, der Inbegriff des britischen Helden, so still dagesessen wie sie jetzt, damit seine kleine Hülle aus warmer Luft nicht in die eisige Nacht verpuffte. Sie blickt hinauf zu den Sternen, und für einen Moment, den Bruchteil eines Moments, spürt sie die Tiefe des Weltraums, die Leere, das quälende Nichts. Wie ist die Temperatur im All, da oben in dem Raum zwischen den Sternen? Ned weiß so etwas bestimmt, Ned mit seinem eigenwilligen und hartnäckigen Verstand, Ned mit seiner Genialität und seinen Ängsten.
    Sie lauscht. Nachtgeräusche überall um sie herum: das Säuseln des Windes zwischen den Bäumen ganz in der

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