Die Frau im Fahrstuhl
Wirt ein Zeichen, noch ein Bier zu bringen.
»Das geht auf uns«, sagte Peter rasch.
Der Polizist bedankte sich mit einem Kopfnicken. Er war ganz in seine Geschichte vertieft.
»Es vergingen fast zehn Jahre. Annie wohnte allein in dem großen Haus. Eines Nachts kam ein fürchterlicher Sturm auf. Unweit von Annies Haus trieb ein beschädigtes Boot auf die Klippen zu. Glücklicherweise hatte ein größeres Boot die Seenot des kleineren bemerkt, und die Besatzung konnte die Leute von dem kleineren Boot retten. Es handelte sich um einen Mann und seine Frau. Der Mastbaum hatte den Kopf des Mannes getroffen. Wahrscheinlich hatte er eine Gehirnerschütterung erlitten. Einige Kilometer östlich von Annies Haus lief das größere Boot einen Hafen an. Der Mann und seine Frau waren nicht in der Verfassung, ihre Reise nach Hause fortzusetzen. Sie mussten sich erst einmal ausruhen. Die Frau erwähnte, dass die Cousine ihres Mannes in der Nähe wohne. Sie war dieser Cousine nie begegnet. Sie hieß Annie Duncan. Man schickte nach Annie. Diese kam zum Hafen und bestätigte, dass der Mann ihr Cousin war. Sie war einverstanden, dass er sich zusammen mit seiner Frau einige Tage bei ihr ausruhte und dann die Heimreise antrat.«
Der Wirt erschien und stellte ein Glas dunkles Bier vor den Inspector. Dieser schloss die Augen und nahm einen großen Schluck. Offenbar schmeckte es, denn er setzte noch einmal an, ehe er fortfuhr: »Der Cousin und seine Frau wurden also zu Annie gefahren. Die Männer von der Seenotrettung legten den Cousin in ein Bett im Obergeschoss. Das war das letzte Mal, dass man ihn und seine Frau lebend sah. Einige Stunden später brannte das Haus ab. Alle drei kamen um.«
Er verstummte und starrte in sein Bierglas. Langsam fuhr er fort: »Sehr viel deutete darauf hin, dass es sich um Brandstiftung handelte und dass Annie das Feuer gelegt hatte. Niemand verstand anfänglich, wieso sie das getan hatte, aber die Mutter des Cousins kannte den Grund. Der Mann, den Annie geliebt hatte, war dieser Cousin gewesen. Er hatte nicht warten wollen, bis Annies Eltern gestorben waren, und hatte einige Jahre vor deren Ableben geheiratet. Annie hatte ihm das nie verziehen. Als sich ihr die Gelegenheit zur Rache bot, ließ sie sich diese nicht entgehen. Ihr Hass war grenzenlos.«
Peter und ich wussten nicht, was wir sagen sollten. Recht lange saßen wir wie versteinert da.
Ein Gespenst! Wir waren einem Gespenst begegnet und waren auch noch Teil des Spuks gewesen! Ich zitterte am ganzen Körper, ohne etwas dagegen unternehmen zu können. McArnold schaute mich an. Er wusste, was mit mir los war. Er beugte sich über den Tisch, und ich konnte seine Bierfahne riechen.
»Das junge Paar vor dreißig Jahren… das waren ich und meine zukünftige Frau.«
Feuergefährliche Weihnacht
Wer mich kennt, hält mich sicher für einen vernünftigen und nüchternen Menschen. Ich arbeite als Forscher und Dozent für Angewandte Physik an der Technischen Hochschule Chalmers und habe für alle Phänomene, die mir bislang begegnet sind, immer nach logischen Erklärungen gesucht. Das meiste lässt sich mit Hilfe moderner Wissenschaft erklären.
Wenn vor zweihundert Jahren jemand behauptet hätte, man könne einmal Töne und Bilder innerhalb von Bruchteilen von Sekunden um den Globus schicken, wäre er garantiert für verrückt erklärt worden und in einer Irrenanstalt gelandet. Heute kommunizieren wir fast nur noch via Satellit und Kabel.
Vielleicht lässt es sich eines Tages wissenschaftlich erklären, was meine Frau und ich letzte Weihnachten erlebt haben. Manchmal grübele ich darüber nach, aber ich bin bisher noch auf keine Erklärung gestoßen.
Meine Frau besteht darauf, es habe sich um einen »Kontakt aus dem Jenseits« gehandelt. Aber als Krankenschwester hat sie schließlich bei ihrer Arbeit schon viel Merkwürdiges erlebt. Ich weigere mich, an Gespenster zu glauben, und suche nach einer natürlichen Erklärung. Mir ist auch schon der Gedanke gekommen, es könnte sich um Erinnerungsbilder aus dem Unterbewusstsein gehandelt haben, aber da innerhalb der Psychologie sehr viel recht diffus ist, habe ich mich nicht weiter in diese Theorie vertieft.
Aber wie auch immer, jedenfalls geschah Heiligabend letztes Jahr Folgendes:
Heiligabend ist bei uns immer stressig. Meine Mutter verlangt, dass wir sie bereits tagsüber einladen, weil sie nicht allein zu Hause sitzen will. Papa und seine neue Frau dürfen dann keinesfalls auf der Bildfläche
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