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Die Frau im Kühlschrank

Die Frau im Kühlschrank

Titel: Die Frau im Kühlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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führt, daß ihr regelrechte Kommunisten da rausschickt. Ihr überprüft ja verdammt noch mal nicht mal die Parteizugehörigkeit. Und die geilen Frosch-Fresser da unten in Frankreich, die kennen schlichtweg überhaupt keine Prinzipien. Aber wir – mit der Basis in den Staaten. Wir fahren die harte Linie. Harte, kernige, saubere Jungs draußen auf See – good , clean , fun ,wenn sie an Land sind.«
    »Was meinst du mit good , clean , fun? Den CVJM?«
    »Wein, Weib und Gesang.« Er grinste so, daß ihm die Zigarette beinah nach hinten in den Hals kippte. Er knallte die Faust auf den Tisch und lachte lärmend zu Vevang hinüber. »Genug der frommen Reden für heute, nicht, Nils?«
    Behende hüpfte er vom Schreibtisch. »Ich werd’s dir sagen, wie es ist. Ich kann dir keine Informationen über Arne Samuelsen geben, weil es nichts gibt. Wir sind keine Gouvernanten, aber wir kümmern uns um unsere Leute. Mit welchen Mädchen sie zusammen sind, das interessiert uns wenig, solange es ordentliche, norwegische Huren sind und keine ausländischen Agenten, ebensowenig, wieviel sie trinken an Land, solange sie da draußen nüchtern bleiben. Ein bißchen Hasch ist okay, aber wenn du auf harten Stoff stehst, dann gibt es für dich keine Helikopterflüge nach draußen mehr. Zu hohe Spielschulden können zu der Art von Abhängigkeit führen, von der ich eben gesprochen habe. Und die Politik – die behalten wir schärfstens im Auge. Aber wie gesagt … Arne Samuelsen – der ist genauso sauber wie ein Kinderpopo.«
    »Kann ich mal sehen?«
    Er schüttelte den Kopf, langsam und nachdrücklich. »Nein. Streng geheim. Datenschutz. Du wirst es woanders versuchen müssen.«
    »Also, du hast auch nicht den allerkleinsten Tip für mich? Du weißt nicht, mit welchen Mädchen er zusammen war? Solche Sachen?«
    Er schüttelte wieder den Kopf. »Nein. Zeig uns lieber, wie tüchtig du bist, und komm wieder und erzähl es uns. Wenn du was findest. Aber ich bin ziemlich sicher, daß du das nicht wirst, denn in dem Fall hätte ich schlechte Arbeit geleistet, und das ist nicht meine Art.«
    Ich blieb sitzen. Draußen war der Schneeregen endlich in Regen übergegangen. Das Wetter sah nicht gerade einladend aus, und ich saß sehr bequem in meinem Sessel. Jonsson sagte: »Das war alles, Veum.«
    Ich erhob mich, zögernd. »Bis zum nächsten Mal«, sagte ich und ging zur Tür. Vevang saß hinter seinem Schreibtisch und sah mir nach. Jonsson stand vor dem Schreibtisch und sah gedankenverloren in die offene Akte hinunter. Aus irgendeinem Grund mußte ich bei ihrem Anblick an Dick und Doof denken. Ich nickte ihnen zu und ging hinaus.
    Ich fuhr wieder mit dem Fahrstuhl hinunter zur Pförtnerloge. Neben dem Ausgang war ein Münzfernsprecher. Der Pförtner folgte mir mit den Blicken dorthin. Ich kramte die Kronenstücke, die ich hatte, zusammen und wählte eine Nummer in Bergen. Als die Dame in der Vermittlung antwortete, fragte ich nach Solveig Manger. Solveig Manger sei nicht im Hause, sagte sie mit schlecht verborgener Schadenfreude. Sie kannte meine Stimme, und sie hatte sie nie gemocht. Ich sagte, ich riefe aus Stavanger an und fragte, ob sie Solveig Manger meine Nummer geben könne. Sie könne sie notieren, sagte sie. Ich gab ihr die Nummer des Hotels und sagte, ich würde versuchen, so gegen 16.00 Uhr dort zu sein. Versuchen sei jedem gestattet, sagte sie philosophisch und legte auf.
    Ich stand da und sah einen Moment den Hörer an, bevor ich mich zusammennahm und mir ein Taxi bestellte.

8
    Diesmal war der Taxifahrer einer von der gesprächigen Sorte. Wir waren kaum auf halbem Wege in die Stadt zurück, da hatte er schon einen längeren Kommentar abgegeben zu den Auswirkungen des Ölzeitalters auf das Milieu von Stavanger. Dann drehte er sich nonchalant zu mir herum, die rechte Hand auf der Rückenlehne des Beifahrersitzes, und sagte: »Aber du bist wohl selbst aus der Branche, was?«
    »Nein, ich hab hier nur für ein paar Tage – einen Job.«
    Er warf einen kurzen Blick auf die Straße vor uns und drehte sich dann wieder zu mir herum. Ein VW verzog sich ängstlich auf die äußere rechte Straßenseite; weiter vorn kam uns ein großer Lastwagen herausfordernd entgegen. Er sagte: »Ich höre, du bist aus Bergen.« Er sprach Bergen aus wie »Barrgen«, weit hinten im Rachen.
    Ich zeigte stumm auf die Fahrbahn vor uns. Er drehte leicht am Lenkrad, und der Lastwagen rauschte an uns vorbei wie eine plötzliche Sturmbö. Der Fahrer sagte: »Und wie

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