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Die Frau im Kühlschrank

Die Frau im Kühlschrank

Titel: Die Frau im Kühlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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sich in freundlichem Südlanddialekt vor. »Nils Vevang, Sicherheitsassistent.« Wir gaben uns die Hand. Seine Handfläche war klamm.
    Jonsson sagte: »Mr. Veum braucht Informationen über einen unserer Angestellten. Setz dich, Veum. Nur einen Augenblick.« Er ging durch die hintere Tür und ließ mich mit dem kleinen Vevang zurück. Wir sahen einander an.
    Ich sagte: »Arne Samuelsen, wissen Sie vielleicht etwas über ihn?«
    »Was? Über wen?«
    »Den Mann, nach dem ich suche. Arne Samuelsen.«
    »Nein. Samuelsen. Bist du dir darüber im klaren …«
    »Wie viele tausend Angestellte ihr habt? Nein. Aber ich kann es mir denken.«
    Er kehrte mir den Rücken zu und ging zurück zu seinem Schreibtisch. »Jonsson holt sicher …«
    Jonsson kam wieder aus seinem Büro. Er hatte eine hellbraune Archivakte in der Hand. »Setz dich, Veum, setz dich. Ich glaube kaum, daß wir hier was besonders Spannendes finden, aber …«
    Er setzte sich auf die Kante von Vevangs Schreibtisch. Ich blieb stehen, aber er hielt die Akte so hoch, daß es mir unmöglich war, über den Rand hinweg auf die Papiere zu sehen, die Arne Samuelsen betrafen.
    Jonsson hatte die Zigarette in einem Mundwinkel und redete profihaft durch den anderen. Ohne aufzusehen, und während er gleichgültig die wenigen Seiten der Akte durchblätterte, sagte er: »So, und du bist also ein richtiger, norwegischer Privatschnüffler? Ein Schmidtchen Schleicher? Hast du ein paar Schwarzbrenner entdeckt in der letzten Zeit? Verschwörer in den Viehställen entlarvt?« Er zwinkerte Vevang zu, der mit hellwachen Augen aufmerksam dasaß. »Ich hätte nicht gedacht, daß es hier in der guten alten Heimat so was gibt. Dachte, daß die Verhältnisse das noch nicht erfordern.«
    »Sie tun es immer mehr«, sagte ich.
    »So?« Er war fertig mit dem Durchblättern. »Ich finde nichts hier, Veum. Wenn er einen Grund hätte zu verduften, dann hätte ich ihn hier. Der liegt sicher irgendwo mit irgendeiner Biene rum, da kannst du sicher sein. Komm einfach zum Helikopterflugplatz, wenn er wieder auf die Plattform soll, dann hast du ihn.«
    Ich sah sehnsüchtig nach seiner Akte. »Und du bist sicher, daß du alles weißt?«
    »Daß ich alles weiß? Es ist mein Job, alles zu wissen, Kamerad. – In diesem Geschäft sind die Verhältnisse so, daß du mit einem Tritt in den Arsch rausfliegst, zum nächsten Zahltag, wenn du deinen Job nicht beherrschst. Von Kündigungsschutz ist gar nicht erst die Rede, da wo ich herkomme.«
    »Aber wenn du etwas wüßtest, was war das in dem Fall?«
    »Jetzt redest du wie die Märchentante im Kinderfunk, Veum. Es gibt keine Wenn in meiner Branche.«
    »Es ist mir klar, daß du in einer harten Branche bist, Jonsson. In den Kreisen, in denen ich mich bewege, gibt es nichts anderes als wenn .«
    »Was du nich sagst. Deinen Lenz möcht ich haben. Ja, ja, ja, – ein bißchen Hintergrundinformation wird wohl nicht schaden. Setz dich, Veum.«
    Ich setzte mich in einen tiefen Ledersessel, so tief, daß ich das Gefühl hatte, den Boden zu berühren.
    Er fuhr fort: »Hör zu, Schnüffler. Ich trage die Verantwortung für die Sicherheit an Bord. Draußen auf den Inseln. Die Sicherheit an Bord beruht natürlich auf der Zuverlässigkeit der Mannschaft und – nicht zuletzt – auf deren Unabhängigkeit.« Er sah mich vielsagend an.
    »Was meinst du mit Unabhängigkeit?«
    »Es wäre nicht gut, wenn unsere Leute in die Klauen von Kräften kämen, die vielleicht auf die Idee kommen könnten, eine schnelle, kleine Sabotageaktion gegen unsere Ölinstallationen in Gang zu setzen. Um direkt zum Kern zu kommen: Leute mit allzu großen Sympathien für die Sache der Palästinenser haben geringe Chancen, da draußen einen Job zu bekommen. Jedenfalls solange ich hier was zu sagen habe. Leute mit Verbindungen zur Unterwelt, Leute, die rauschgiftabhängig sind, notorische Alkoholiker, Neurotiker, Homosexuelle – no dice , man .«
    »Das hört sich an, als würdet ihr da draußen ein Bethaus betreiben.«
    »Tja, der Vergleich ist gar nicht so übel – wenn es um die Forderungen nach Unbescholtenheit geht, wohlgemerkt.«
    »Ich kenne nicht viele Ölarbeiter, aber ich kann nicht sagen, daß sie mir wie die reinsten Unschuldslämmer vorkämen.«
    Ein großer, dicker Zeigefinger kam hervor und peilte mich an., »Frag, bei welcher Gesellschaft sie sind, Veum. Die Praktiken sind unterschiedlich. Ihr Norweger seid ja nicht ganz bei Trost. Ihr betreibt eine Gewerkschaftspolitik, die dazu

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