Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau im Kühlschrank

Die Frau im Kühlschrank

Titel: Die Frau im Kühlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
Vom Netzwerk:
paar unbeschreibbare Raumschiffe schwebten dort draußen. Als ich an den Straßenrand fuhr und ausstieg, um mir die Beine zu vertreten, hörte ich das endlose Rauschen aus der Weite, wie einen Ruf von Tausenden von Toten: kommmmm, kommmmm, kommmmm … Ich ging rasch um den Wagen herum, stieg wieder ein, schnallte den Sicherheitsgurt besonders fest und fuhr weiter nach Süd-Osten, als säße mir der Teufel persönlich hinten auf der Stoßstange.
    In der Ognabucht schlug grauweiße Brandung auf den holprigen Strand. Der Campingplatz zwischen der Straße und dem Meer lag in völliger Dunkelheit. Die verstreuten Campinghütten erinnerten mich an Grabsteine. Auf der anderen Seite der Bucht lag Sirevåg. Die wenigen Hütten lagen direkt am Wasser, aber so hoch, daß die Brandung sie nicht erreichte.
    In einer der Hütten war Licht. Ein einsames Licht – nicht eben unauffällig an einem Novemberabend wie diesem.
    Auf dem Weg um die Bucht herum begleitete mich einen Augenblick lang ein Zug. Wie eine hellgefleckte Schlange jagte er über die Schienen weiter nach Osten, mit seinem gnadenlosen jakketi-jakk, jakketi-jakk, während ich nach Sirevåg abbog. Ein Seitenweg führte hinauf zu den Hütten, und ich parkte den Wagen so, daß er wieder in Richtung Hauptstraße stand. Auf einem Gestell am Wegrand hingen eine Handvoll Briefkästen. Auf einem stand nichts weiter als Pedersen .Das konnte jeder x-beliebige sein, aber es war auch der Nachname von Ole Johnny. Auf dem schmalen Schotterweg, der zu den Hütten hinaufführte, sah ich tiefe Wagenspuren.
    Sirevåg lag erleuchtet unten am Wasser. Ein paar Fischerboote schaukelten am Kai. Es roch nach salziger See und nach Öl. Schneeregen war in der Luft, und der Wind zerrte an meinen Haaren. Das kurze Wegstück lag einsam und verlassen. Würde ich jetzt verschwinden, wüßte niemand, wo ich geblieben war, und nur wenige würden mich vermissen.
    Ich schloß den Wagen ab und blieb mit dem Schlüssel in der Hand stehen. Dann beugte ich mich hinunter und legte ihn auf das linke Vorderrad.
    Als ich oben am Ende des steilen Schotterwegs angekommen war, schlug mir der Wind mit einer Kraft entgegen, die mich nach Luft schnappen ließ. Die Schneematschflocken auf meinem Gesicht fühlten sich an wie nasse Wollfäden. Weit draußen an einer Felskuppe zum Meer hin fiel Licht aus der einsamen Hütte, und am Wegrand, auf einem planierten, privaten Parkplatz, stand ein großer, schwarzer Kombi, der mir bekannt vorkam.
    Ich sah mich um. Es rührte sich nichts, aber das Rauschen des Meeres machte es schwer, Geräusche zu unterscheiden. Ich zog ein Taschenmesser hervor, klappte die Klinge auf und ließ die Luft aus allen vier Reifen. Mir war nach Vorsicht zumute, und ich hatte Angst. In meinem Mund machte sich ein saurer Geschmack breit. Der Pfad zur Felskuppe war steinig und glatt. Ich ging behutsam, wie eine Motte angezogen von dem schimmernden Licht.
    Als ich näher kam, konnte ich die Umrisse der Hütte erkennen. Sie lag wie ein L zum Meer hin, mit einer prachtvollen Aussicht. Die Grundmauer war aus Naturstein, und das Grundstück fiel zum Wasser hin steil ab, so daß die Mauer auf der Seeseite drei, vier Meter hoch sein mußte. Der hintere Flügel des Hauses hatte drei Türen, aber es gab keine Fenster. Ich ging davon aus, daß es sich um Abstellräume handelte und vielleicht um eine zusätzliche Toilette. Ich konzentrierte meine Aufmerksamkeit auf die erleuchteten Fenster im Hauptflügel. Ich ging vorsichtig in einem Bogen um das Haus, außerhalb des Lichtscheins. Auf der Seeseite war ein großes Panoramafenster, das den größten Teil der Wand einnahm. Das Licht fiel zum rauschenden Meer hinunter, aber das Fenster lag viel zu hoch, als daß ich hätte hineinsehen können. Ich bewegte mich wieder vom Wasser weg, den Blick starr auf die Hütte geheftet. Die meisten Fenster waren erleuchtet, aber sonst gab es kein Anzeichen von Leben.
    Ich versuchte, mir ein Bild von der Hütte zu machen. Die einzige Tür, die ich sehen konnte, ging nach hinten hinaus. Die Fenster auf dieser Seite waren klein und lagen hoch oben in der Wand.
    Ich war jetzt nah an der Hütte. Auch in der Grundmauer war eine Reihe kleiner Fenster, aber sie waren mit soliden Holzläden verschlossen, die an der Außenseite verbolzt waren.
    Ich bewegte mich hinauf auf die kleine Terrasse in der Ecke des L’s. Rechts neben der Tür stand eine leere Fischkiste. Ich stellte sie vorsichtig gegen die Wand unter dem einen Fenster.
    Zur

Weitere Kostenlose Bücher