Die Frau im Rueckspiegel
ja . . . toll!«
»Ach ja?«
»Ja. Dann geht es mir nicht allein so. Ich bin auch unsicher. Was glaubst du denn?« Rebecca küßte Christiane. »Wenn es anders wäre, wenn du dir sicher wärst, hätte ich wohl Angst. Jedenfalls viel mehr als jetzt. Aber so . . . bin ich froh.«
Christiane verstand. Rebeccas Bedenken gingen in eine etwas andere Richtung. Sie fürchtete – nach wie vor –, ausgenutzt zu werden. Das saß in ihr drin. Rebeccas Erfahrungen ließen wohl nichts anderes zu. Und daß sie, Christiane, so zurückhaltend war, schien absurder Weise ein besseres Mittel, Rebeccas Zweifel zu zerstreuen, als alle Beteuerungen. Ihr Verhalten bestärkte Rebecca also ungewollt in den Gefühlen zu ihr. Eine ziemlich vertrackte Situation war das.
15
» I ch werde nicht einfach so das Feld räumen.« Marius’ Stimme ließ keinen Zweifel, daß er es ernst meinte. »Du hast nicht die geringste Handhabe gegen mich, egal, was Hafner dir erzählt oder unterschrieben hat. Der Mann hat Schulden und tut alles, wenn man ihm Geld bietet.« Der stämmige Körper ihres Geschäftspartners rückte sich wehrhaft im Schreibtischsessel zurecht.
»Du mußt es ja wissen«, lautete Rebeccas kühler Kommentar.
Marius stand jetzt auf. »Du inszenierst ein Komplott gegen mich. Du willst mich loswerden.« Ihm fiel es scheinbar nicht auf, daß er seine eigenen Beweggründe auf Rebecca übertrug. Rebecca schon.
»Umgedreht wird da wohl eher ein Schuh draus«, erwiderte sie ungerührt. Und mit Nachdruck: »Jetzt hör mit dieser Schauspielerei auf. Wir wissen beide, was Sache ist.«
Schwandte taxierte Rebecca. »Also gut. Reden wir Tacheles.« Er kam um den Schreibtisch herum, blieb vor Rebecca stehen. Auge in Auge. »Seit Jahren mache ich in diesem Laden die Arbeit, während ihr die Chefs markiert. Erst dein Vater, jetzt du. Ich muß von dir Anordnungen entgegennehmen, wie schon mein Vater von deinem, nur weil eure Familie die Kohle hatte. Ich habe die Nase voll, verstehst du? Ich will endlich, was mir zusteht. Ich will diese Firma!«
Rebecca erschauerte. Marius war ihr bedrohlich nah. Sie trat einen Schritt zurück. Auch wenn das nichts helfen würde, wenn dieser Mann plötzlich ausrastete. Und das befürchtete sie jeden Moment.
»Marius«, sagte sie mit warnender, aber möglichst beruhigender Stimme. »Entspann dich. Du bist . . . überreizt. Die finanziellen Probleme. Du kannst deine Situation im Moment nicht beurteilen.«
»Nein. Aber ich weiß, wer an meinen Problemen schuld ist. Du!«
Rebecca hörte fassungslos, was Marius sagte. Welch Hirngespinst hatte sich da in seinem Kopf gebildet? Seine Situation mußte weit schlimmer sein, als sie nach Hafners Erzählen vermutete. Wahrscheinlich wußte Hafner nicht alles. Warum hätte Marius ihn auch ins Vertrauen ziehen sollen? Die Männer waren nur Zweckverbündete. Keine Freunde.
»Wie kann ich schuld an etwas sein, von dem ich bis gestern nicht einmal wußte, daß es da ist?«
»Genau deswegen. Du interessierst dich nicht für andere, nur für dein verdammtes Ego. Und du lernst auch nicht dazu. Sonst wäre dir die Geschichte mit Liane eine Lehre gewesen. Statt dessen läßt du dich jetzt mit deiner Fahrerin ein.«
Rebecca blinzelte irritiert. »Was hat Liane damit zu tun?«
»Wenn du es denn wissen willst. Ich habe sie auf dich angesetzt. Und alles lief nach Plan. Nur hast du leider, als sie dich auf meine Anweisung hin abservierte, keine Verzweiflungstat begangen. Du bist so kalt.«
Rebecca schluckte schockiert. »Du hast . . . Liane war . . .«
»Ein Lockvogel. Nichts weiter!« lautete Schwandtes hämische Antwort.
Rebecca schloß einen Moment die Augen. So beleidigend das war, irgendwie verschaffte es ihr eine gewisse Erleichterung. »Daß du dazu fähig warst, bestärkt mich nur in meinem Beschluß. Also: Überleg dir mein Angebot, ein besseres bekommst du nicht. Wenn du ablehnst, werde ich dem Aufsichtsrat von deiner Aktion gegen mich berichten. Meine Beweise werden für dieses Gremium ausreichen. Man wird dich deiner Stimmenrechte entheben und aus dem Vorstand ausschließen. Anschließend werde ich dich entlassen. Da nützen dir deine Firmenanteile auch nichts mehr. Also verkauf sie mir lieber gleich.«
Damit drehte sie sich um und verließ Marius’ Büro. Sie wollte ihm keine Sekunde länger gegenüberstehen. Seine bloße Anwesenheit erzeugte Ekel in ihr.
16
I m Abschlußtraining hatte Uwe noch mal alles von ihnen gefordert.
Völlig ausgepowert
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