Die Frau im Rueckspiegel
zu glauben.«
Hafner zog mit zitternden Händen ein Taschentuch hervor, tupfte sich die Stirn damit ab. »Sie haben recht, meine Geldsorgen können Ihnen egal sein. Aber ich bin am Ende, wenn es zu dieser Untersuchung kommt. Wenn es . . .« Hafner brach nervös ab, räusperte sich. »Wenn es eine Möglichkeit gibt, die Geschichte – nicht unter den Tisch zu kehren, aber wenigstens diskret zu behandeln – wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
Rebeccas Blick durchdrang Hafner. »Warum sollte ich das tun?«
Hafner tupfte erneut mit dem Taschentuch über seine Stirn. »Weil ich Ihnen helfen kann, Marius’ Plan zu durchkreuzen.«
»Das schaffe ich auch ohne Sie«, gab Rebecca sich siegessicher.
Offenbar sehr überzeugend, denn Hafner nickte. »Ja, natürlich.« Er setzte zu einer weiteren Erwiderung an, stockte aber. Offensichtlich überlegte er, ob er mit dem rausrücken sollte, was ihm auf der Zunge lag. »Aber ich nehme an, Sie wollen Marius so schnell wie möglich mit den Tatsachen konfrontieren. Und so, wie er Ihre Anteile an der Firma wollte, werden Sie wohl nun anstreben, seine zu bekommen.«
Rebecca nickte langsam. »Reden Sie weiter.«
»Ich weiß, daß Marius in ähnlichen Schwierigkeiten steckt wie ich. Er hat sich mit Immobilien verspekuliert und dabei finanziell übernommen. Das ist einer der Gründe, warum er Sie loswerden will. Er denkt, dann kann er Geld aus Ihrer Firma ziehen, um Schulden zu begleichen, die er bei Leuten gemacht hat, die nicht zimperlich bei der Eintreibung sind. Sie könnten ein Geschäft mit diesen Leuten machen, Schwandtes Schulden abkaufen und im Gegenzug dafür seine Firmenanteile fordern.«
»Ich soll mich mit Kriminellen einlassen? Sind Sie verrückt?« wehrte Rebecca entsetzt ab.
»Na, dann bieten Sie Schwandte einfach an, seine Firmenanteile zu kaufen. Ob er das Geld benutzt, seine Schulden zu begleichen oder versucht, auf irgendeiner karibischen Insel unterzutauchen, ist ja sein Bier.«
»Wissen Sie, wie hoch diese Schulden sind?«
»Eine runde Million.«
»Hm. Seine Firmenanteile sind nur etwa achthunderttausend wert. Ein Angebot von einer Million dürfte ihn also interessieren. Sehr sogar«, sann Rebecca vor sich hin.
»Du willst ihn davonkommen lassen?« fragte Christiane verständnislos.
»Wenn ich ihn damit ein für allemal los bin, warum nicht? Natürlich nur, wenn er für die zusätzlichen zweihunderttausend eine Verzichtserklärung das Testament betreffend unterschreibt.« Rebecca lächelte zufrieden. »Das ist für alle Seiten eine annehmbare Lösung, denke ich.« Sie blickte Hafner an. »Und von Ihnen möchte ich auch eine Unterschrift. Mein Anwalt hat da was vorbereitet.« Rebecca griff erneut in ihre Dokumentenmappe. »Bitte.« Sie reichte Hafner einen Umschlag. »Sie geben damit die Verschwörung gegen mich zu, und die Sache ist erledigt, zumindest was mich angeht.«
Hafner öffnete den Umschlag, zog ein paar zusammengeheftete Seiten heraus, überflog sie. Ohne weiteren Kommentar nahm er einen Stift und unterschrieb, schob das Papier zurück in den Umschlag und gab ihn Rebecca zurück.
»Versuchen Sie es mit einer Schuldnerberatung«, riet ihm Rebecca und erhob sich. »Ist vielleicht der sinnvollere Weg.«
Hafner schwieg erschöpft. Das Gespräch war ihm an die Substanz gegangen.
»Und bitte, rufen Sie nicht Marius an.« Rebecca drehte sich im Hinausgehen noch einmal um. »Es soll doch auch für ihn eine Überraschung werden.«
Schon den ganzen Rückflug über wünschte sich Rebecca nur eines. Endlich zu Hause, ließ sie die Tür hinter ihnen ins Schloß fallen, griff nach Christiane, zog sie in die Arme und küßte sie.
Ein lautes Räuspern in ihrem Rücken ließ Rebecca zusammenfahren. Sie drehte sich um und starrte gemeinsam mit Christiane erschrocken in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.
»Hanna?!« rief Rebecca in einer Mischung aus Schreck und Erleichterung. »Was machst du denn hier? Du wolltest doch erst am Freitag zurückkommen.«
Hanna stand in der Tür zur Küche. Was sie eben sah, hatte ihr einigermaßen die Sprache verschlagen. »Das wäre ich auch, wenn mir jemand gesagt hätte, daß hier alles so prächtig steht«, erwiderte sie schließlich. Und mit deutlichem Vorwurf in der Stimme: »Nur leider hat mich niemand angerufen.«
Rebecca verzog angesichts des Vorwurfs schuldbewußt das Gesicht. Sie mußte Hanna recht geben. An ihre Haushälterin hatte sie die letzten Tage keine Sekunde gedacht. Auch nicht daran,
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