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Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Titel: Die Frau in Rot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot S. Baumann
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beiläufig klingen, aber sie merkte selbst, dass sich ein lauernder Unterton in ihre Stimme eingeschlichen hatte.
    Max hob amüsiert die Augenbrauen. »Höre ich da etwa einen Hauch von Eifersucht aus deiner Frage heraus?«
    »Ich will’s einfach wissen.«
    »Ja und nein«, beantwortete er ihre Frage. »Ich musste mich bei ihr entschuldigen, weil ich ihre Geburtstagsparty vergessen habe. Ich war vorgestern zu der Zeit ja … anderweitig beschäftigt.«
    Er grinste vielsagend.
    »Ach, tatsächlich?«, sagte Anouk und klimperte unschuldig mit den Wimpern. »Erzähl doch mal!«
    Max schüttelte den Kopf und ließ ihr den Vortritt beim Tor. »Nix da, darüber spricht man nicht. Aber ich kann es dir gerne zeigen.«

    Die Hauptprobe war, wie alle Hauptproben, ein einziges Fiasko. Die Hitze ließ die Schminke auf den Gesichtern der Schauspieler zerfließen. Ein Statist schlug einem anderen mit seinem Rechen auf den Kopf, so dass sich dieser von Max verarzten lassen musste. Brigitte konnte jetzt zwar ihren Text, verlor jedoch ständig ihre Perücke, was die Schauspieler zu albernem Gelächter animierte und die Bibliothekarin fast an den Rand eines Weinkrampfs brachte. Anouk glänzte mit ihren zwei Zeilen, ging aber auf der falschen Seite von der Bühne und musste deshalb hinter den Kulissen einen Spurt hinlegen, um ihren zweiten, gleich darauffolgenden Auftritt nicht zu verpassen.
    Max nahm das Ganze locker. Er wiederholte ständig, dass eine verpatzte Hauptprobe eine glänzende Premiere versprach. Am Ende glaubten ihm alle und gingen gut gelaunt nach Hause.
    Wenig später saßen Max und Anouk auf Valeries Veranda, tranken eisgekühlten Fruchtsaft und bewunderten das verblassende Farbenspiel des Sonnenuntergangs.
    »Ich hätte nicht übel Lust, zum Brestenberg-Bad zu laufen und mit einer Spitzhacke den Boden aufzubrechen«, brach Anouk das Schweigen und schaute Max herausfordernd an. Der verschluckte sich am Fruchtsaft und fing an zu husten.
    »Schatz«, meinte er in dem Ton, den man bei Kindern anschlägt, wenn sie im Winter ein Eis verlangen. »In einer halben Stunde ist es stockfinster, und ich glaube kaum, dass wir dann noch in der Lage dazu sind, auch nur einen kaputten Schwimmgürtel zu finden.«
    Schatz? Anouks Fingerspitzen fingen an zu kribbeln. Er nennt mich Schatz! Sie lächelte verzückt.
    »Wie wär’s mit einer Lampe?«, entgegnete sie.
    »Nur wenn es die von Aladin ist.« Max verschränkte die Arme hinter dem Kopf und stöhnte. »Ich bin todmüde, Anouk. Lass uns schlafen gehen, okay?«
    Obwohl sie nichts lieber getan hätte als das, war es ihr unmöglich, seiner Bitte nachzukommen. Etwas in ihr drängte mit aller Kraft zum Brestenberg.
    Max stand ächzend auf. »Wo?«, fragte er und schaute sich suchend um.
    »Bitte was?« Anouk blickte erstaunt hoch.
    »Wo sind die Lampe, die Spitzhacke und der Bagger? Du siehst wie ein Rennpferd kurz vor dem Start aus. Da wird’s mit ruhig schlafen wohl nichts werden. Also wo?«
    Anouk sprang auf und schlang beide Arme um Max’ Hals. »Danke«, sagte sie strahlend. »Ich liebe dich!«
    Die letzten Worte waren ihr einfach so rausgerutscht, und kaum dass sie heraus waren, hoffte sie auch schon inständig, dass er sie nicht gehört hätte. Er würde sich sonst genötigt fühlen, etwas darauf zu erwidern, und Anouk war sich nicht sicher, ob sie eine belanglose Bemerkung seinerseits verkraften könnte. Gott, war ihr das peinlich! Aber Max sagte nichts, was fast noch schlimmer war. Doch plötzlich nahm er sie in die Arme, küsste sie, bis sie nach Luft schnappte, und hielt sie dann eine Armeslänge weit von sich weg.
    »Das trifft sich gut«, meinte er mit einem strahlenden Lächeln. »Ich dich nämlich auch.«

    »Tja«, Max betrachtete betrübt den nackten Betonboden rund um den Kiosk. »Fehlanzeige.«
    Anouk kamen vor Enttäuschung fast die Tränen. Der kleine Laden, der Getränke und Esswaren an die Badenden verkaufte, war mit einem massiven Metallgitter verriegelt. Früher mussten hier die Umkleidekabinen gestanden haben, von denen Valerie gesprochen hatte. Sowohl der Kiosk wie auch der Vorplatz bestanden jedoch aus festem Zement. Und um den aufbrechen zu können, hätte man schon einen Presslufthammer aus dem Hut zaubern müssen.
    »So ein Mist!«, schimpfte Anouk und rutschte mit dem Rücken an der Wand des Kiosk auf den Boden hinab. Sie zog die Beine an und legte ihren Kopf auf die Knie. »Und jetzt?«
    Max kratzte sich am Kinn. »Hast du eine Idee?«
    Anouk

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