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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Fehler ihres Lebens machte. Weil nämlich ich, Antoine Bellier, der
richtige Mann für sie war.
    Meine
Nachricht auf dem Anrufbeantworter war ein Witz. Ob Isabelle sie am Abend noch
abhören würde oder überhaupt entdecken würde, fraglich. Und daß die alte
Anastasia meine Telefonnummer richtig weitergab, erschien mir zunehmend
unwahrscheinlich.
    Hochzeiten
finden in Paris wie in den meisten europäischen Städten in der Regel am
Vormittag statt. Und um drei Uhr nachts kann man niemanden mehr am Telefon
davon überzeugen, seine Heirat am nächsten Morgen abzusagen. Jedenfalls keine
Frau, die man nur einmal in einem Café gesehen hatte und die einem, vielleicht
in einer Art Torschlußpanik, ihre Telefonnummer zugesteckt hatte.
    Ich warf
die Bettdecke zurück, sprang aus dem Bett und lief in der Wohnung hin und her
wie ein Tiger im Käfig. Es war zum Verzweifeln! Ich hatte fälschlicherweise
gedacht, daß mein größtes Problem gewesen wäre, Isabelle ausfindig zu machen.
Doch mein größtes Problem war die Zeit. Es reichte jetzt eben nicht mehr,
gemütlich abzuwarten, bis die Traumfrau irgendwann zurückrief. Oder sich, falls
sie das nicht tat, selbst wieder zu melden.
    Ich mußte
mir etwas einfallen lassen, und zwar schnell!
    »Ich
brauche eine Idee, lieber Gott, ich brauche eine Idee«, flüsterte ich, und mein
Pyjama schlotterte um meinen Körper, während ich um meine Möbel kreiste.
    Es konnte
doch nicht sein, daß jemand da oben meine Blicke auf das Plakat der Litfaßsäule
gelenkt hatte, mir freundlicherweise den richtigen Weg gewiesen hatte, um mich
am Ende so zu verprellen?
    Eines war
jedenfalls klar. Mir blieben nur noch wenige Stunden für Plan B. Und der mußte
genial sein. So genial, daß keine Frau widerstehen konnte.
    Die Frage
war nur: War ich ein Genie?

20
    Eine
halbe Stunde später hatte ich Plan B. Ob er genial war, weiß ich nicht, aber er
war meine einzige Chance.
    Der Plan
war einfach und ob er aufging, mehr als fraglich.
    Ich mußte
Isabelle vor der Hochzeit abfangen und ihr alles erklären. Und dazu mußte ich
erst einmal wissen, wo sie wohnte.
    Dem Himmel
sei Dank hatte ich eine Telefonnummer und einen Namen. Diesmal sogar einen
Nachnamen. Und mit einem bißchen Glück würde die gute Olga im Telefonbuch
stehen.
    Ich riß das
Telefonbuch von meiner Kommode und blätterte es aufgeregt durch. »Antonova … Antonova …«, murmelte ich beschwörend. »Da! Olga Antonova, Rue de Varenne …«
    Ich hüpfte
in die Höhe. Rue de Varenne, war das zu fassen? Gestern noch war ich durch
diese Straße gelaufen, um mich im Musée Rodin mit einer Isabelle zu treffen,
die nicht die richtige Isabelle gewesen war, und dabei hatte ich noch nicht
einmal geahnt, daß meine Isabelle ganz in der Nähe war.
    Meine
Isabelle?
    Ich starrte
aus dem Fenster in die Nacht, die keine Antwort für mich hatte. Mit einem Mal
kamen mir meine Ansprüche ziemlich vermessen vor. Isabelle würde morgen einen
russischen Geiger zum Mann nehmen, der ein attraktiver Typ war und bekannt
dazu. Zumindest so bekannt, daß er auf Plakaten abgebildet war, die auf dem
Boulevard Saint Germain hingen. Plötzlich schnurrte ich auf Gartenzwerggröße
zusammen.
    Was war
ich? Ein unbekannter Buchhändler, très sympa ,
wie man so sagt, aber gewiß keine tolle Erscheinung und erst recht nicht
berühmt. Es erforderte schon ein gewisses Maß an Kühnheit, ja Unverschämtheit,
eine Hochzeit verhindern zu wollen, weil man sich in die schönen Augen der
Braut verguckt hatte.
    Vielleicht
hätte ich an dieser Stelle aufgegeben, wäre da nicht dieser Satz gewesen, den
Isabelle auf das kleine Kärtchen geschrieben hatte, bevor sie es mir zuwarf.
    Ich würde Sie gern wiedersehen.
    Ja, ich
gebe zu, ich klammerte mich an diesen Satz. Er bewahrte mich vor dem Ertrinken.
Ich meine, aus welchem Grund verteilte eine Frau solche Kärtchen am Tag vor ihrer Hochzeit? Weil sie Nymphomanin war?
Weil sie sich nicht sicher war? Oder weil mein Anblick irgendwas – na ja – in
ihr ausgelöst hatte?
    Und ich? Ich mußte nur an ihr Lächeln denken, und mein Herz zog sich
zusammen und wollte alles. Diese Frau wartete auf mich, und ich durfte nicht zu
spät kommen. Der Traum hatte es mir deutlich gezeigt. Und egal, wie die
Geschichte für mich ausging – und sie konnte in der Tat schrecklich enden, ich
erinnerte mich mit Unbehagen an den rabiaten Griff von Monsieur Snape – ich
würde es riskieren! Nichts zu riskieren war das eigentliche Risiko im Leben. War das ein

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