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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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fliegen. Eine neue création von Rüdi's Salon …« Er faßt nach meinem Haar.
»Möchtest du auch einen Termin? Natalie wird sich um dich kümmern.«
    Ich bin
verwirrt. Vor mir steht Natalie. Sie ist vollkommen nackt. Ihre Haut schimmert
weiß wie Marmor. Sie sieht atemberaubend aus. »Du brauchst eine Eintrittskarte,
sonst kommst du nicht rein«, sagt sie. Ihre langen braunen Haare wehen im Wind.
Ihre grünen Augen schimmern, und ihr Mund ist ganz nah. Sie küßt mich, ich
spüre ihre weichen Lippen, die sich öffnen, und ich merke, wie ich den Boden
unter den Füßen verliere. Mir ist, als würde ich fallen, aber in Wirklichkeit
steige ich. Ich fliege und strecke die Arme weit nach vorne, ich habe nicht
gewußt, daß es so leicht ist.
    Ich fliege
über die Seine, auf der beleuchtete Boote dahingleiten, den Nachthimmel
entlang, bis zum Eiffelturm, der anfängt zu glitzern. Es ist die volle Stunde,
ich höre leise Musik aus dem Restaurant Jules Verne, das sich auf der zweiten
Plattform des Eiffelturms befindet, auf der ich jetzt lande. Ich weiß, daß
Isabelle drinnen auf mich wartet, vor dem Eingang des Restaurants steht ihr
roter Schirm. Ich will ihn berühren, da packt mich eine Hand am Kragen. Es ist
Snape.
    »Faß den
Schirm nicht an«, sagt er drohend. »Das ist meine Braut.«
    Ich stoße
ihn beiseite und betrete das Restaurant. Der Raum ist voller Menschen, sie
lachen und tanzen. Ganz hinten sehe ich Isabelle. Sie schaut auf eine große
Wanduhr. Sie sieht traurig aus.
    Ich
versuche, zu ihr durchzudringen, aber die anderen Gäste umringen mich in
fröhlicher Ausgelassenheit. Eine alte Dame in einem weißen Spitzennachthemd
faßt meine Hand und zwingt mich zu einem Walzer. »Sind Sie ein Freund von
Dimitri?« schreit sie und lacht wie eine Irre. Ihr rosa Lippenstift ist
verschmiert, und ihre silbergrauen Haare sind zu Dreadlocks gedreht. Es ist
absurd, was hier passiert. »Kommen Sie auch zur Hochzeit?« kreischt sie. Wir
drehen uns schneller und schneller. »Kommen-Sie-auch-zur-Hochzeit-kommen-Sie-auch-zur-Hochzeit?«
Die Frage schrillt in meinen Ohren, begleitet von Gelächter und Walzermusik und
einer Angst, die nach mir greift wie eine kalte Hand.

19
    Ich
schreckte auf. Was für ein entsetzlicher Alptraum. Benommen tastete ich nach
der Nachttischlampe neben meinem Bett und machte Licht.
    Im ersten
Moment überkam mich grenzenlose Erleichterung. Ich war nicht auf dem Eiffelturm
beim Tanz der ausgelassenen Verrückten, sondern in der Sicherheit meiner
stillen, leeren Wohnung. Ich fuhr mir durch die Haare, die naßgeschwitzt waren.
Dann sah ich auf meinen Wecker. Es war Viertel vor zwei. Ich stöhnte und ließ
mich wieder in mein Kissen zurückfallen. Wenn ich so weitermachte, würde ich
morgen aussehen wie ein Wrack.
    Ich
knautschte mir das Kopfkissen zusammen und drehte mich auf die Seite. Man mußte
kein Psychologe sein, um sich diesen seltsamen Traum zu erklären. Offenbar
versuchte mein armes Hirn die Eindrücke der letzten Stunden in irgendeiner Form
zu verarbeiten und stellte dabei die irrsinnigsten Verknüpfungen her. Das
Gekreisch der alten Russin klang immer noch in meinen Ohren. Sind Sie ein Freund von Dimitri? Kommen Sie
auch zur Hochzeit? Verrückt. Ich kicherte schläfrig in mein Kopfkissen.
Wenn das so weiterging, würde dieser Geiger noch mein Blutsbruder.
    Und dann
kicherte ich nicht mehr.
    Ich schoß
in meinem Bett hoch und war mit einem Schlag hellwach. Mein Unterbewußtsein
hatte eine wichtige Information abgespeichert, die mir, dem Riesenidioten,
völlig entgangen war.
    Sind Sie ein Freund von Dimitri? Kommen Sie auch zur
Hochzeit?
    Das hatte
die alte Russin mich in meinem bizarren Traum gefragt. Aber sie hatte es mich
eben nicht nur im Traum gefragt, sondern auch, als wir das erste Mal
miteinander telefonierten.
    Sie hatte
Walzermelodien gesummt. Das ganze Orchester würde spielen. Und Dimitri hatte
eine entzückende Braut gefunden, die schöner war als die schöne Wassilissa.
    Stöhnend
schlug ich mir an den Kopf. Wie hatte ich so blind sein können!
    Isabelle
war die Braut. Dimitri war der Bräutigam. Und ich war aus dem Spiel.
    Denn das
wirklich Schlimme an der ganzen Sache war, daß die gute Olga Antonova gefragt
hatte: »Kommen Sie morgen auch zur Hochzeit?« Morgen! Und morgen war inzwischen heute!
    In wenigen
Stunden würde Isabelle einen anderen heiraten. Und ich hatte nicht einmal den
Hauch einer Chance gehabt, vorher mit ihr zu reden und ihr zu sagen, daß sie
den größten

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