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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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geworden?«

    »Wer nichts wird, geht zur Polizei«, antwortete Jung. »Sollen wir den Kellner aufsuchen? Schließlich gibt es noch diese eine Chance. Danach müssen wir herumtelefonieren und sehen, ob wir jemanden finden, der mit ihm unterwegs war … ich meine, bevor wir mit Maardam anfangen. Oder was meinst du?«
    Moreno nickte und studierte ihren Notizblock.
    »Ibrahim Jebardahaddan«, las sie. »Erwinstraat 16 … das ist da hinten beim Sportplatz, glaube ich.«
    Fünfzehn Minuten später klingelte Jung an der Tür einer Wohnung im Erdgeschoss eines etwas mitgenommenen Wohnhauses mit drei Appartements. Fünfziger oder frühe sechziger Jahre. Bröckelnder Putz und überwiegend ausländische Namen an der Haustür. Eine bronzehäutige Frau mittleren Alters öffnete.
    »Ja … wen suchen Sie?«, fragte sie mit einem vorsichtigen Lächeln und ziemlich hartem Akzent.
    »Ibrahim Jebardahaddan«, antwortete Jung, der im Auto und im Treppenhaus geübt hatte.
    »Bitteschön«, sagte sie und führte sie in ein großes Zimmer, in dem ein gutes Dutzend Menschen verschiedenen Alters saßen. Ein paar Kinder spielten auf dem Fußboden. Leise Musik von mollgestimmten Streichinstrumenten war aus versteckten Lautsprechern zu hören. Auf einem niedrigen, quadratischen Tisch standen bunte Gerichte in Schalen aufgereiht. Die heißen, aromatischen Düfte erschienen fast aufdringlich.
    »Das riecht gut«, sagte Jung.
    »Vielleicht sollten wir sagen, dass wir von der Polizei kommen«, bemerkte Moreno.
    »Polizei?«, fragte die Frau, aber in ihrer Stimme war keine Furcht zu hören. Nur Verwunderung. »Warum …?«
    »Routine«, sagte Jung. »Wir möchten nur etwas über eine bestimmte Person wissen, die vielleicht im Restaurant war, in dem Ibrahim arbeitet …«
    Ein junger Mann stand auf.

    »Das bin ich«, sagte er. »Ich arbeite in Klumms Keller. Worum geht es? Sollen wir lieber in mein Zimmer gehen?« Sein Akzent war nicht so stark wie der der Frau. Er führte sie über den Flur zu einem kleinen Zimmer, das nicht viel mehr als ein Bett, eine niedrige Kommode und ein paar große Kissen beinhaltete. Jung zeigte ihm Innings’ Foto.
    »Können Sie uns sagen, ob diese Person am Freitag letzter Woche bei Ihnen war?«
    Der junge Mann warf einen hastigen Blick aufs Foto.
    »Ist das Innings?«
    »Ja.«
    »Ja, das stimmt. Er war am vorigen Freitag bei uns … ich habe im Fernsehen gesehen, dass er umgebracht worden ist. In den Zeitungen auch. Ich erkenne ihn wieder.«
    »Sind Sie ganz sicher?«, fragte Moreno nach.
    »Hundert Prozent. Ich habe meinen Freunden schon erzählt, dass ich ihn gesehen habe … ich habe ihn auch bedient. Ein paar Tage, bevor er erschossen wurde. Am Freitag.«
    »Gut«, sagte Moreno. »Und wissen Sie, mit wem er zusammen war?«
    Ibrahim Jebardahaddan schüttelte den Kopf.
    »Nein, so genau habe ich nicht hingeguckt. Es war ein Mann, aber er hat mit dem Rücken zum Lokal gesessen … ich weiß nicht, ob ich ihn wiedererkennen würde.«
    Jung nickte.
    »Das macht nichts. Wahrscheinlich war es einer seiner Freunde, wir können das auf anderem Weg kontrollieren. Ja, erst mal vielen Dank …«
    Die Frau, die sie empfangen hatte, tauchte in der Türöffnung mit ihrem vorsichtigen Lachen auf.
    »Sind Sie fertig? Dann müssen Sie sich zu uns setzen und mitessen. Bitteschön, kommen Sie.«
    Moreno schaute auf die Uhr. Dann auf Jung.
    »Warum eigentlich nicht?«, fragte sie. »Vielen Dank.«
    »Ist doch selbstverständlich.«

    Van Veeteren starrte auf das Bild. Hinter ihm drängten sich Reinhart, Münster und deBries.
    »Das soll sie sein?«, fragte der Hauptkommissar.
    Es war ein sehr gut gezeichnetes Porträt, kein Zweifel. Eine Frau irgendwo zwischen fünfunddreißig und vierzig höchstwahrscheinlich.
    Mit ziemlich kurzem, glattem Haar. Schmale Lippen und ein etwas bitterer Zug um den Mund. Runde Brille, der Blick ein wenig nach innen gerichtet. Gerade Nase. Die Haut mit diversen Falten und Unreinheiten.
    »Er sagt, die Augen sind am schwierigsten«, sagte Rooth. »Das Haar soll zedernfarben sein … also rotgefärbt.«
    »Sieht etwas verlebt aus«, sagte Reinhart. »Wenn wir Glück haben, finden wir sie im Register.«
    »Hat es mit den Fingerabdrücken geklappt?«, fragte Heinemann.
    »Ich denke schon«, sagte Münster. »Müssen haufenweise zu finden sein, schließlich hat sie einen Monat lang dort gewohnt. Am besten kümmert deBries sich drum, wie immer, oder?«
    DeBries nickte.
    Der Hauptkommissar nahm das

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