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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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sein Wort nicht hält.«
    ›»Und Sie beginnen zu schnaufen‹«, erwiderte sie lachend, ›»sobald man Sie beleibt nennt.‹«
    »Oh, Sie kennen diesen chinesischen Ausdruck!« Es war eine Redewendung, die er nur einmal von alten Pekingern gehört hatte. Inspektor Rohn hatte einen erstaunlichen Fundus an chinesischen Sprichwörtern.
    »Wann gehen wir?« fragte sie. »Ich werde vor dem Hotel auf Sie warten.«
    »Nein, das brauchen Sie nicht. Der Verkehr dort ist schrecklich. Um acht, ich lasse in Ihr Zimmer hinaufrufen.«
    »Gut, ich werde bereit sein.«
    Als er das Handy ausschaltete, schoß ihm etwas durch den Kopf, was er soeben gesagt hatte.
    Verkehr.
    Wegen des dichten Verkehrs und der Geschwindigkeitsbeschränkungen in der Gegend um das Hotel Peace schlichen die Fahrzeuge buchstäblich dahin. Und dort, an der Kreuzung Nanjing und Sichuan Lu, war es gewesen, wo gestern vormittag das Motorrad aus dem Nichts heraus auf sie zugerast war. Die Sichuan Lu wurde sonst kaum von Motorrädern benutzt. Er erinnerte sich, ein Motorengeräusch gehört zu haben, als sie plaudernd an der Straßenecke standen. Der Motorradfahrer hätte sie beinahe erwischt. Er mußte in unmittelbarer Nähe gestartet sein, was den Vorfall noch verdächtiger machte. Wenn der Fahrer den Motor gerade erst angelassen hatte, warum hatte er dann so aberwitzig beschleunigt?
    Inspektor Rohn war erst seit kurzem in Shanghai. Nur drei Leute wußten von ihrem Auftrag. Konnte die Triade aus Fujian so schnell reagieren? Wem war er mit seiner Suche nach Wen auf die Füße getreten? Zum ersten Mal hatte er ein mulmiges Gefühl bei dieser Ermittlung.
    Waren es Parteisekretär Lis wiederholte Ermahnungen, auf Inspektor Rohns Sicherheit zu achten, die ihm zusetzten?
    Oder war es die Lektion des Alten Jägers über den krummen Weg?
    Jetzt beunruhigte ihn die Erinnerung an den raschen Griff, mit dem er Inspektor Rohn außer Reichweite des verrückten Motorradfahrers gebracht hatte. Wenn das kein Zufall gewesen war, welche weiteren Bedrohungen lauerten dann noch auf Inspektor Rohn?
     

8
     
    C HEN STAND neben dem Mercedes und sah Catherine Rohn durch die Drehtür des Hotels kommen. In ihrem weißen Kleid sah sie aus wie ein Apfelbaum, der in der Aprilsonne Shanghais seine Blüten entfaltet. Sie wirkte gut ausgeschlafen und lächelte, als sie ihn sah.
    »Das ist Genosse Zhou Jing, ein Fahrer des Präsidiums«, stellte Chen den Chauffeur vor. »Er wird uns begleiten.«
    »Freut mich, Genosse Zhou«, sagte sie auf chinesisch.
    »Willkommen, Inspektor Rohn«, erwiderte Zhou, der sich breit grinsend über die Schulter zu ihr umsah. »Man nennt mich Kleiner Zhou.«
    »Und mich nennt man Catherine.«
    »Kleiner Zhou ist unser bester Fahrer.« Chen setzte sich neben sie in den Fond.
    »Und das ist unser bester Wagen«, sagte Zhou. »Wir bieten unser Bestes auf, Inspektor Rohn, andernfalls wäre Oberinspektor Chen jetzt nicht hier.«
    »Wirklich!«
    »Er ist unser Spitzenmann, müssen Sie wissen, der aufsteigende Stern des Präsidiums.«
    »Ist mir durchaus bewußt«, entgegnete sie.
    »Übertreiben Sie nicht so, Kleiner Zhou«, mischte sich Chen ein. »Konzentrieren Sie sich lieber auf den Weg.«
    »Keine Sorge. In diesem Viertel kenne ich mich aus. Wir nehmen eine Abkürzung.«
    Dann begann Chen, Englisch zu sprechen. »Haben Sie neue Informationen?«
    »Ed Spencer, mein Chef, hat den Lebensmittelladen überprüfen lassen, in dem Feng eingekauft hat. Feng kann nicht Auto fahren; er hat auch keine Freunde in D.C. Sein Radius beschränkt sich auf ein paar chinesische Läden in der unmittelbaren Umgebung. Es handelt sich um ein alteingesessenes Geschäft, das, soweit uns bekannt, keine Verbindungen zu Geheimgesellschaften unterhält. Der Kassenzettel beweist, daß Feng an dem Tag, als er seine Frau angerufen hat, in dem Laden gewesen ist. Er hat Nudeln gekauft und sich ein paar chinesische Videos ausgeliehen. Auf dem Heimweg war er noch in einem chinesischen Geschenke- und Kräuterladen und beim Friseur. Also könnte die Warnung auch in diesen Geschäften in seine Tasche gesteckt worden sein.«
    »Ich habe mit Parteisekretär Li über die neuesten Entwicklungen gesprochen. Wir müssen unbedingt herausfinden, wie die Gangster Fengs Aufenthaltsort in Erfahrung gebracht haben.«
    »Das ist mir ein Rätsel. Unsere Sondergruppe besteht lediglich aus Ed und mir. Unser Übersetzer, Shao, ist ein erprobter CIA-Mitarbeiter«, sagte sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß es

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