Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
nur zu organisieren braucht, um die großartigsten Resultate zu erzielen.
4. Großbetrieb und Kleinbetrieb. Die Entwicklung der Elektrokultur
Während selbst in sozialistischen Kreisen noch die Meinung vertreten wird, der Kleinbetrieb könne infolge des persönlichen Fleißes seines Leiters und dessen Angehörigen die Konkurrenz mit dem Großbetrieb aufnehmen, ist man in fachmännischen Kreisen längst anderer Ansicht. Mag der Bauer durch Überanstrengung seiner Person und seiner Angehörigen so viel leisten wie er will, schon vom Standpunkt des Kulturmenschen aus ist seine Lage zu bedauern. Das Höchste, was er infolge von Überanstrengung und Entbehrungen leistet, die moderne Technik und die Wissenschaft der Bodenbearbeitung leisten höheres. Vor allen Dingen aber ist die Anwendung von Technik und Wissenschaft allein imstande, auch den Bauern zum vollen Kulturmenschen zu machen, während er heute Sklave seines Besitzes und Helote seines Gläubigers ist.
Die Vorteile, die der Großbetrieb in der Landwirtschaft bei rationeller Anwendung aller Vorteile bietet, sind immens. Zunächst bedeutet derselbe eine erhebliche Erweiterung der auszunutzenden Fläche, weil die Unzahl der Fahr- und Fußwege und der Grenzraine verschwindet, die der zerstückelte Besitz erfordert. Durch den Wegfall des letzteren wird ferner eine Unmasse vergeudeter Zeit erspart. Fünfzig beschäftigte Personen im Großbetrieb können, abgesehen von den rationelleren Arbeitsmitteln, mit denen sie arbeiten, sehr viel mehr leisten als fünfzig beschäftigte Personen im Kleinbetrieb. Die Kombinierung und Dirigierung der Arbeitskräfte in der zweckmäßigsten Weise ermöglicht nur der Großbetrieb. Hierzu kommen die gewaltigen Vorteile, welche die Anwendung und Ausnutzung aller möglichen Maschinen und verbesserten Einrichtungen, die industrielle Ausnutzung der Erträge, die rationellere Vieh- und Geflügelzucht usw. ermöglicht. Ganz besonders bietet die Anwendung des elektrischen Betriebs in der Landwirtschaft Vorteile, die jede andere Bearbeitungsmethode in den Schatten stellt.
P. Mack stellt fest, daß bei der Einführung der Maschinenarbeit eine Ersparnis von über 5.000 Pferdetagen und bei der einmaligen Ausgabe von zirka 40.000 Mark Kapital eine Verbilligung des Produktes von über 12.000 Mark oder 48 pro Hektar erzielt werde, ohne Berücksichtigung der Mehrerträge bei Einführung der Tiefkultur, sowie der exakteren Kultivierung und Einwirkung durch Maschinen .
Der Mehrertrag an Körnern werde bei der Tiefkultur auf 20 bis 40 Prozent angegeben, während die Erträgnisse bei Hackfrüchten sich oftmals um 50 Prozent gesteigert hätten. Nehme man aber nur 20 Prozent Mehrertrag durchschnittlich, so ergebe sich bei dem in Frage stehenden Gut hierfür ein Mehrertrag von 55,45 Mark pro Hektar, was mit der bereits erwähnten Ersparnis zusammen 103,45 Mark pro Hektar ausmache. Nimmt man den Preis des Hektar Grund und Boden um 800 Mark an, so ist das ein Ertraggewinn von 13½ Prozent. Es handelt sich also darum, die nötigen elektrischen Zentralen zu schaffen, mit Hilfe deren der Betrieb unterhalten wird. Alsdann können aber nicht nur alle überhaupt zur Verwendung gelangenden Maschinen in Betrieb gesetzt, sondern auch Heizung und Beleuchtung gewonnen werden. Mit Hilfe der elektrischen Anlagen können außer den Wohnungen und Straßen die Ställe, Scheunen, Keller, Vorratshäuser und Fabrikgebäude mit elektrischer Beleuchtung versehen werden, und wenn die Notwendigkeit es erfordert, kann man bei Nacht ernten. Mack berechnet, daß durch allgemeine Einführung der Elektrizität für den landwirtschaftlichen Betrieb zwei Drittel der bisherigen Arbeitstiere (gleich 1.741.300 Stück) erspart werden könnten, was einen jährlichen Reingewinn von 1.002.989.000 Mark ergeben würde. Rechnet man hiervon die Ausgaben für die elektrische Kraft ab, so verbliebe eine Ersparnis von rund 741.794.000 Mark pro Jahr.
Die Anwendung des elektrischen Betriebs gibt der Landwirtschaft immer mehr den Charakter eines rein technisch-industriellen Prozesses. Ein Bild von der mannigfachen Anwendung der Elektrizität im landwirtschaftlichen Betrieb gibt folgende Zusammenstellung :
Vom Elektromotor können angetrieben werden: 1. Maschinen, welche den Rohertrag erhöhen: a. für die Bestellung: Getreidereinigungsmaschinen für Saatgut, Trieure, elektrische Pflüge (Entwicklung vollendet); b. für die Ernte: Mähmaschinen mit
Weitere Kostenlose Bücher